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Abschied von rassistischen Kunden

„Wir verkaufen keine Arier-Brötchen“

Würden Sie sich von Kunden vorschreiben lassen, wen Sie einstellen dürfen? Bäckermeister Klaus Brand musste sich entscheiden. Seine Reaktion: klasse.

In seinem gesamten Berufsleben hat Klaus Brand erst zweimal einem Kunden Hausverbot erteilen müssen: Vor zehn Jahren, als ein betrunkener Kunde zu randalieren begann – und letzten Freitag, als sich ein Rassist über seine Personalentscheidungen empörte.

„Diese Dreistigkeit, mir als Unternehmer Vorschriften machen zu wollen, hat mich richtig schockiert“, erzählt der 46-Jährige.

Das war passiert: Seit einiger Zeit beschäftigt die Bäckerei aus Rheinland-Pfalz einen syrischen Flüchtling als Praktikanten. Ein Foto des Syrers in der Backstube schmückt die Sonderausgabe der Lokalzeitung – und von der liegen einige Exemplare gut sichtbar in den Filialen der Bäckerei.

Das bemerkte auch ein Kunde am 11. März. Der beschwerte sich zunächst lautstark bei der Mitarbeiterin darüber, dann stürmte er unverrichteter Einkäufe aus der Filiale. Um kurz darauf bei Klaus Brand anzurufen. Die dreiste Forderung des Kunden: Seite 2

Hausverbot für Rassisten

„Der Kunde verlangte von uns als Unternehmen, wir sollten keine Ausländer oder Flüchtlinge einstellen“, erzählt Klaus Brand. Andernfalls würde man nicht mehr bei der Bäckerei einkaufen. „Dass jemand so offen seinen Rassismus zeigt, hat mich wirklich erschüttert“, sagt der Unternehmer.
 
Er hat prompt reagiert und dem Anrufer Hausverbot erteilt. „Wir verkaufen keine Arier-Brötchen“, sagt Brand. Die Mitarbeiter in der Filiale wurden informiert und werden diesen Kunden nicht mehr bedienen.
 
Um den Anruf zu verarbeiten und seinen Ärger loszuwerden, machte Brand den Fall auf dem Kurznachrichtendienst Twitter öffentlich: ‚Kunde fordert uns auf ab sofort keine Flüchtlinge mehr zu beschäftigen. = gt; Hausverbot‘. Damit löste er ein tausendfaches Echo mit viel Zuspruch aus.

Ein Grund zur Freude für den Bäckermeister - und ein Grund zur Besorgnis. Seite 3

Klare Position gegen Rassismus - nicht selbstverständlich?

„Ich habe mich über die vielen positiven Reaktionen gefreut“, sagt Brand, „aber ich habe mich auch darüber gewundert, denn eigentlich sollte so eine Reaktion selbstverständlich sein“.
 
Dass seine Reaktion offenbar keine Selbstverständlichkeit mehr ist, darüber hat der Bäckermeister die letzten Tage nachgedacht. Über die Pegida-Demonstranten und den Rechtsruck in den aktuellen Landtagswahlen und was das alles mit dem Rassisten zu tun hat, der Brand so unverhohlen vorschreiben wollte, wen er einstellen dürfe und wen nicht.

Für den Unternehmer ist klar, dass die meisten Bundesbürger keine Rassisten sind und die aktuellen Wahlergebnisse eher Zeichen des politischen Protests. „Aber so ermutigen sie die echten Rassisten“, sagt Brand. „Und die denken jetzt, sie seien die neue Mehrheit und könnten uns Vorschriften machen.“

Seine Bäckerei aber lässt sich ihre Personalpolitik nicht diktieren. 70 Mitarbeiter arbeiten in dem Betrieb. Und seit jeher wurden hier Menschen verschiedenster Nationalitäten ausgebildet – von Europa bis Indien. Das hat Brand auch mit dem syrischen Praktikanten vor. Der macht gerade einen Sprachkurs und soll danach seine Ausbildung in der Bäckerei beginnen. „Da freuen wir uns alle drauf.“

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(deg)

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