Wirklich lustig die Sendung. Gut, das Handwerk wurde peinlich vorgeführt, aber das war zumindest unterhaltsam (wir berichteten). Ein kleiner Einspruch muss erlaubt sein: Hätte in der Auftaktfolge der Serie „Der Oma-Trick“ nicht erwähnt werden müssen, dass ausschließlich Betriebe in Berlin getestet wurden?
Oder hat das ZDF ganz bewusst in Berlin getestet, weil dort die Quote der "Nieten" höher sein könnte? Und ist es nicht völlig sinnfrei, über Berliner Verhältnisse und spezialisierte Abzocker zu informieren, ohne das eigentliche Thema – nämlich die unseriöse Arbeit sogenannter „Einsammler“ – für den Zuschauer einzuordnen? Alles Fragen, die wir dem ZDF gestellt haben.
Die ZDF-Antwort: „Langjährige Erfahrung mit Handwerkertests“ – lesen Sie Seite 2.
"Innungsbetriebe wollten die nicht"
Der Oma-Trick hat ein Großstadtphänomen beleuchtet. Und das war dem ZDF-Experten, der die Sendung fachlich begleitet hat, absolut klar. Im handwerk.com-Interview sagte Handwerksunternehmer Stefan Wolf: „Da waren sogar Leute dabei, die nicht genau sagen konnten, von welcher Firma sie eigentlich kommen.“ Wolf nimmt an, dass spezielle Zentralen in Berlin solche Abzockreparaturen organisieren. "Außendienstler" ohne Fachkenntnisse hätten lediglich die Order, defekte Geräte einzusammeln.
Hier die ZDF-Antwort auf unsere Presseanfrage:
„Die Auswahl von Berlin erfolgte für alle Folgen der Reihe aufgrund der Tatsache, dass dort eine Vielzahl von Unternehmen für die Stichprobe(n) angesprochen werden können. Aus der langjährigen Erfahrung von WISO und dem ZDF mit ähnlichen Handwerkertests - auch bei Berücksichtigung der Testergebnisse anderer Sender und Institutionen - ergibt sich kein Hinweis darauf, dass die Lage in Berlin sich von der in anderen Städten unterscheidet. Daher kann dies auch keine Rolle bei der Auswahl von Berlin als Ort der Stichprobe spielen.“
Das ist wirklich interessant. Das ZDF hatte erst Anfang des Jahres in der Sendung "Volle Kanne" einen ähnlichen Test veröffentlicht. Es ging um Waschmaschinen, wieder waren Einsammler am Werk. Wieder in Berlin. Der Experte – ein Handwerksunternehmer im Ruhestand – hatte nach der Sendung zu uns gesagt: „Ich hatte denen vorgeschlagen, dass sie verstärkt nur Innungsbetriebe nehmen, wollten die aber nicht.“
Das Ergebnis des Waschmaschinen-Tests war übrigens ähnlich mies; auch damals hatte das ZDF die Arbeit von Einsammlern dokumentiert.
Nächste Seite: Das Handwerk ist selbst schuld am schlechten Image.
Das Handwerk im Auge, die Quote im Sinn?
Geht es vielleicht doch nur um die Quote? Das Image des Handwerks ist da vielleicht nicht sonderlich wichtig, oder? Die ZDF-Pressestelle lässt auch diesen Einwurf nicht gelten. Für das Image des Handwerks sei das Handwerk selbst zuständig: „Die Aufgabe der Medien kann nur die Berichterstattung über vorgefundene Leistungen- oder Nicht-Leistungen sein.“ Die Stichproben würden nicht behaupten, eine abschließende Beurteilung der Servicequalität des Handwerks im Allgemeinen zu leisten.
Seufz. Eigentlich müssten wir gleich die nächste Anfrage hinterherschicken: „Hallooo, liebes ZDF, natürlich gibt es Schwachköpfe, die sich Handwerker nennen, aber kapiert doch endlich, Ihr berichtet über ein spezielles Abzockphänomen! Darauf könntet Ihr doch hinweisen, oder?!" Aber lassen wir das. Wir freuen uns jedenfalls wahnsinnig auf den nächsten Beitrag unseres Lieblingssenders.
Auch diese Artikel könnten Sie interessieren: