Auf einen Blick:
- Digitalisierung soll entlasten. Allerdings: Wem die Kapazitäten fehlen, sich damit zu beschäftigen, kann davon nicht profitieren.
- Doch es gibt Unterstützung. Mit 125 BIT-Beratern und 1.000 Experten der Mittelstand Digital Zentren ist das Angebot für Handwerker groß wie nie, sagt Walter Pirk vom Heinz-Piest-Instituts (HPI).
- Zum Start empfiehlt er: eine Bedarfsanalyse machen.
- Für den Blick über den Tellerrand: Eine große Forschungsoffensive mit Handwerksbetrieben soll die Digitalisierung im Handwerk jetzt noch anwendungsnäher machen.
Der Fachkräftemangel verteilt mehr Arbeit auf weniger Schultern, die Märkte verändern sich und Aufgaben nehmen zu. Angesichts dieser Herausforderungen könnten viele Betriebe eine Entlastung dringend brauchen. Und eigentlich kann die Digitalisierung dieses Entlastungsversprechen auch schon einlösen. Wem allerdings die Kapazitäten für den Blick über den Tellerrand fehlen, kann dieses Entlastungspotenzial kaum nutzen.
Diese Gefahr sehen die Wissenschaftler des Heinz-Piest-Instituts (HPI) für Handwerkstechnik gerade für kleine Betriebe. Doch es gibt auch gute Nachrichten für Handwerker. „Wir besitzen heute Unterstützungsstrukturen in Deutschland wie nie zuvor“, sagt Walter Pirk, der beim HPI unter anderem Technologietransfers zwischen angewandter Forschung und den Handwerksbetrieben begleitet. 125 Beauftragte für Innovation und Technologie (BIT) bei den Handwerksorganisationen und 27 Mittelstand Digital Zentren mit 1.000 Experten würden bundesweit praktisch jedes Thema der Handwerksunternehmen abdecken. „Die BIT helfen den Betrieben gezielt bei Einzelfragen sowie in der Innovationsbegleitung“, sagt Pirk. „Wer es nicht glaubt: Kontakt aufnehmen!“
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Große Forschungsoffensive
Gute Nachrichten gibt es außerdem auf der Seite der handwerksnahen Forschung für die Betriebe. Bei der Fördermaßnahme "Handwerk 4.0: digital und innovativ" laufen derzeit 10 Projekte an, in denen verschiedene technologische Großtrends mit ausgewählten Betrieben angegangen und für die Bedürfnisse im Handwerk optimiert werden. Auch das HPI ist an einem der Projekte beteiligt: Das Begleitprojekt „Handwerk mit Zukunft“ soll den Wissenstransfer aus den anderen Projekten in die Betriebe und Handwerksorganisationen unterstützen. „Wir anwendungsnah Forschenden sind ganz begeistert über diese Förderlinie“, sagt Pirk, „zum ersten Mal fokussiert das Bundesministerium für Bildung und Forschung das Handwerk so direkt und zukunftsorientiert.“
Unter den Projekten finden sich Anwendungsgebiete wie der 3D-Druck, Robotik und Exoskelette im Handwerk sowie eine handwerkseigene Plattform für das Internet der Dinge. Aber auch Lösungen für aktuell vorherrschende Herausforderungen sind dabei: So hat ein Projekt die effiziente Auftragsabwicklung im Handwerk durch verknüpfte Apps zum Ziel, ein anderes soll Building Information Modeling (BIM) so weit vereinfachen, dass Handwerker 3D-Daten auf der Baustelle intuitiv einpflegen und anpassen könnten. „Bei den Projekten geht es im Kern darum, dass mehr Zeit für die produktiven Tätigkeiten bleibt“, sagt Pirk. „Dafür wollen wir das Handwerk zunehmend von körperlichen Belastungen befreien, Dokumentationen vereinfachen und das Digitale in den Dienst des Anwenders stellen“.
Selber machen: leichter Einstieg
Handwerksbetriebe, die über die laufenden Projekte informieren wollen, werden hier fündig. Dort werden die zehn Projekte mit einer Beschreibung aufgeführt. Nach und nach werden auch die Projektwebsites vervollständigt und halten Besucher demnächst mit Projektnews auf dem Laufenden.
Was rät Walter Pirk Entscheidern, die sich jetzt bei der Digitalisierung besser aufstellen und künftigen Entwicklungen besser profitieren wollen? „Machen Sie die Bedarfsanalyse Handwerk gemeinsam mit einem Betriebsberater ihrer Handwerkskammer.“ Inzwischen hätten 1.000 Handwerksbetriebe in Deutschland das Angebot wahrgenommen. Die Analyse sei ein leichter Einstieg, um an wertvolle Erkenntnisse für die eigene Digitalisierungsstrategie zu gelangen. „Darauf aufbauend können die Betriebe zum Beispiel die Unterstützung der BIT nutzen, um den Transfer neuer Technologien in die Unternehmen einzuleiten“, sagt Pirk.
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