Auftragsspitzen abfedern, Freiräume schaffen, das Unternehmen neu ausrichten: Der Einsatz von Leiharbeitern kann für Handwerksunternehmen eine gut kalkulierbare und schnell verfügbare Alternative zum normalen Arbeitsmarkt sein.
Im Rahmen einer Imagekampagne zu Gunsten der Zeitarbeitsbranche hat das Niedersächsische Wirtschaftsministerium jetzt Experten aus Zeitarbeitsunternehmen und potenzielle Nutzer von Leiharbeitern zusammengeführt. Einhelliger Tenor der Fachvorträge: Zeitarbeit ermöglicht gerade kleinen und mittleren Betrieben äußerste Flexibilität. Somit biete sie die Möglichkeit, Aufträge zu schultern, die das Unternehmen sonst nicht bewältigen könne.
Neue Arbeit werde durch Zeitarbeit allerdings nicht geschaffen, betont Klaus Dierkes, Vorstandsvorsitzender der Wolfsburg AG, einem so genannten Work Pool, den die Volkswagen AG gemeinsam mit der Stadt Wolfsburg gegründet hat. Es sei zwar ein Instrument, um Probleme zu überwinden, Arbeit entstehe aber nur durch neue Produkte und Dienstleistungen. Wichtiger Vorteil der Zeitarbeit aus Dierkes Sicht: Weil es einfacher sei, neue Mitarbeiter während einer langen Probezeit kennen zu lernen, falle auch die Entscheidung für eine feste Einstellung leichter.
Die Tischlerei Biermann in Hannover beschäftigt bereits seit den 80er-Jahren Zeitarbeiter. Mit rund 50 Mitarbeitern zählt das Unternehmen schon nicht mehr zu den ganz kleinen Handwerksbetrieben.
Neue Leute durchlaufen bei uns meistens erst eine zweimonatige ,Probezeit als Helfer, sagt Tischlermeister Andreas Biermann. Während dieser Zeit lernen sie die Abläufe im Unternehmen kennen und werden entsprechend der an sie gestellten Anforderungen geschult. Anschließend werden sie eingesetzt wie jeder andere normale Mitarbeiter. Sogar zu Kunden schickt Biermann die Zeitarbeitskräfte, wenn die Chemie stimmt.
Und dennoch: Die Zeitarbeit in Deutschland fristet immer noch ein Schattendasein. Nur etwa 0,9 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zwischen Flensburg und Oberammergau arbeiten nach Angaben von Dierkes auf Zeit. Ausgeprägter sei die Nutzung dieses Instruments beispielsweise in den benachbarten Niederlanden. Dort seien mittlerweile gut 4,5 Prozent der Arbeitnehmer bei Zeitarbeitsunternehmen beschäftigt.