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Sprachsteuerungssoftware

Zum Diktat bitte, Software!

Diktieren statt tippen: Mit der richtigen Software sparen Sie viel Zeit und Nerven.

Ob E-Mail oder Word-Dokument: Tippen kostet immer Zeit. Wer geübt ist und weiß, was er schreiben möchte, kommt auf rund 200 bis 400 Anschläge pro Minute. 200 Anschläge – das entspricht diesem Absatz.

Geht das nicht schneller? Doch es geht, wenn Sie den Text stattdessen einer Software diktieren. Dann sind 200 Anschläge durchaus in 15 bis 20 Sekunden zu schaffen. Und im Vergleich zur Zehn-Finger-Akrobatik auf der Tastatur ist hierfür auch nur wenig Übung erforderlich, um schnell auf eine ansehnliche Geschwindigkeit zu kommen.

Kostenlos – mit Tücken
Möglich machen das die Entwicklungen in der Spracherkennungssoftware. Gemeint sind damit nicht die digitalen Assis­tenten wie Siri (iPhone) oder Cortana (Windows), sondern jene Applikationen, die wirklich rein der Spracherkennung und dem Diktieren dienen. Viele dieser Lösungen gibt es kos­tenlos, zum Beispiel:

– Microsoft bietet eine eigene Spracherkennung für diese Zwecke bereits seit Windows 7 an. Zu aktivieren ist sie unter den Systemeinstellungen/Erleichterte Bedienung/Spracherkennung.

– Google lockt seit 2016 zumindest in der Textverarbeitung Google Docs mit einer Spracherkennung. Sie lässt sich dort im Menüpunkt „Tools“ aktivieren.

– iPhone/iPad: Hier ist die Spracherkennung in die Tastatur integriert, zu erkennen an dem ­Mikrofonsymbol.

Hinzu kommen zahlreiche kostenpflichtige Programme. Doch, ob kostenlos oder nicht: Ob sich der Einsatz lohnt, hängt vor allem von der Genauigkeit der Spracherkennung ab. Je schlechter sie ist, desto mehr Zeit muss ein Nutzer ­investieren, um die Software zu trainieren oder Fehler zu korrigieren.

Das ist nichts für ungeduldige Menschen, die sich ungerne mit Software-Handbüchern und Regeln auseinandersetzen. So wie ich. Eine Schulterverletzung zwang mich vor Kurzem dazu, mich dennoch damit zu beschäftigen. Also habe ich voller Ungeduld die Programme mit einem kurzen Absatz aus einem früheren Artikel getestet (siehe Schnelltest): Bei Google war die Fehlerquote am höchsten. Das lag nicht zuletzt daran, dass Google Sonderzeichen wie zum Beispiel „Klammer auf“ nicht versteht.

Unter Windows war die Fehlerquote deutlich geringer. Getestet habe ich mit Word 2010, einmal unter Windows 8 und einmal unter Windows 10. Beide Varianten produzierten die gleichen Fehler. Unter Windows 10 funktionierte das zumindest technisch problemlos. Unter Windows 8 gab es ein Handicap: Der Text ließ sich nicht direkt in das Word-Dokument diktieren, sondern nur in ein kleines Eingabefeld, von dem aus der Text mit dem Sprachbefehl „Einfügen“ in das Word-Dokument übertragen werden musste. Und dabei weigerte sich Windows konsequent, mehr als 128 Anschläge einzufügen – der Rest wurde einfach gelöscht. Zumindest diese Probleme gab es beim iPhone nicht.

Die Spracherkennung funktioniert allerdings nur bei einer bestehenden Internetverbindung. Die Fehlerquote war mit Windows durchaus vergleichbar. Aber so richtig zufrieden war ich mit all diesen Lösungen nicht. Zu viele Fehler, zu aufwendiges Lernen!

Und was taugt die Bezahl-Software?
Also habe ich in den sauren Apfel gebissen und eine viel gelobte, kostenpflichtige Software getestet: Dragon Naturally Speaking Premium“ (kurz: Dragon 13) von Nuance. Dragon 13 ist seit 2014 auf dem Markt und mit 169 Euro deutlich günstiger als die brandneue Version „Dragon Professional Individual“ für 399 Euro. Für mein Home-Office sollte Dragon 13 genügen.

Was soll ich sagen? Ich bin begeistert! Schnelle und einfache Installation der Software, auch die Einrichtung des Mikros ging fix. Dann musste ich nur noch ein Übungsdiktat mit ein paar Sätzen einsprechen, und schon ging es los. Mein Eindruck: Die Fehlerrate ist verblüffend gering. Andere Anwender berichten sogar von einer Fehlerrate von 1,5 Prozent oder weniger.

Dragon verzeiht mir sogar, wenn ich wieder einmal für einen Moment vergesse, dass ich mit einer Software spreche, und gewohnt schnell und leicht vernuschelt spreche. Satzzeichen, Sonderzeichen, Steuerzeichen? Kein Problem: Dragon reagiert richtig auf Befehle wie „Klammer auf“ oder „Anführungsstriche unten“. Mit Fachbegriffen aus der Betriebsführung hat die Software überraschend wenig Probleme.

Ja, auch Dragon muss man trainieren, wenn man auf Dauer perfekte Ergebnisse will. Doch das funktioniert einfach. Eine Möglichkeit besteht darin, die Software eigene Word Dokumente und E-Mails lesen zu lassen und daraus zu lernen. Eine andere Möglichkeit: Neue Ausdrücke können einfach unter dem Menüpunkt „Vokabular“ sofort und bequem eingefügt werden richtig.

Beachtlich auch das Zusammenspiel mit anderen Anwendungen: „Suche im Internet nach Tischlern in Oldenburg“ funktioniert ebenso wie Posts in sozialen Netzwerken oder das Ausfüllen von Formularen in Webbrowsern. Auch auf Kommandos wie „Neuen Termin erstellen“ oder „Klick Senden“ reagiert Dragon. Einziger echter Schwachpunkt sind Excel-Tabellen: Dragon funktioniert zwar auch hier, zumindest, wenn es um die Eingabe von Texten und Datumsangaben geht. Doch die Eingabe von Formeln versteht es nicht wirklich. Und auch bei der reinen Texteingabe gibt es ein Problem: Die wichtige Funktion „Rückgängig machen“ (STRG+Z) funktioniert dann nicht.

Mein Fazit
Per Spracherkennung lässt sich eine Menge Zeit im Büro sparen. Je besser die Software, desto größer der Nutzen. Wer viel am Desktop arbeitet, für den ist Dragon derzeit die erste Wahl. Wer die Spracherkennung überwiegend mobil nutzen möchte und wenig Fachbegriffe verwendet, für den könnte die entsprechende Funktion des iPhone eine echte Alternative sein.

(jw)

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