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Zwischen Meißen und KPM

Doreen Guttermann bemalt Wände, Fliesen und Porzellan. Wenn Architekten in Bremen oder Hamburg Gebäude planen, holen sie die Unternehmerin aus Stade ins Boot.

Von Martina Jahn

Kiek in steht auf der Staffelei an der Straße in Hollern-Twielenfleth.

Im Innern des Ateliers ist von der Straße aus ein riesiges Wandge-mälde zu erkennen eine mediter-rane Landschaft. Illusionsmalerei nennt man dieses Handwerk, sagt Guttermann. Im Klartext: Eine Raumsituation, in der das bloße Auge Realität und Illusion nicht mehr unterscheiden kann. Ich möchte dem Betrachter das Gefühl geben, von einer Terrasse auf eine faszinieren-de Landschaft zu schauen, erklärt die Wand-, Fliesen und Porzellanmalerin ihr Gemälde an der Wand.

Ein Mann hat im Vorbeifahren durch die Fenster das Bild gesehen. Spontan hält er an. Ist hier der Eingang?, fragt er, als er seinen Kopf durch den Vorhang steckt, der im Türrahmen hängt. Beim Betreten des Raumes steht ihm die Begeisterung im Gesicht geschrieben. Bemalen Sie auch Glasflaschen?, möchte er wissen. Die Kunsthandwerkerin nimmt kundenorientiert das Gespräch mit dem Weinhändler auf. Gern gehe ich auf individuelle Wünsche ein, erklärt die 34-Jährige, die gerade ihr neues Atelier eröffnet hat.

"Ich brauche meinen Pinsel"

Nicht immer war sie im Norden. Aufgewachsen in der Rhön, erhielt sie ihre Ausbildung von ihrem Meister in einer thüringischen Porzellanmanufaktur. Ihre Lehrjahre waren eine Zeit des Umbruchs die Grenzen der DDR fielen gerade. Im Grenzgebiet habe ich das genau miterlebt, erinnert sich die damals 16-Jährige. Mitte der 90er Jahre fing sie als Mustermalerin in der Design- und Entwicklungsab-teilung in der Lengsfelder Porzellanfirma in der Rhön an. Mit der Geburt ihrer Tochter kam Veränderung in ihr Leben familiär und beruflich. Wieso sie dann zur Medien-gestalterin umschulte, weiß sie bis heute nicht. Ich brauchte meinen Pinsel, befand Guttermann damals und kehrte zurück zu ihren Wurzeln der Malerei. Schon bei früheren Aufenthalten in Hamburg gefiel ihr die norddeutsche Landschaft. Die Weite und die Freiheit des Nordens faszinierte sie. Vor zweieinhalb Jahren verließ die Gesellin dann die Mitte Deutschlands und zog in den Norden: nach Gnarrenburg, an den Rand des Teufelsmoors. Haus und Werkstatt waren dort eins und entspra-chen nicht ihrem Traum von einem offenen Atelier.

Ihre Faszination für die Porzellanmalerei begann schon in der Kindheit. Vielleicht war es der Duft nach den Ölen, aber vielleicht auch die geheimnisvolle Atmosphäre in den Thüringer Manufakturen. Jetzt lässt Doreen Gutermann im Norden ein fast ausgestorbenes Kunsthandwerk wieder aufleben. Die Nachfrage nach individuell gestalteten Wand-, Fliesen und Porzellanbildern steigt ständig, erzählt sie aus eigener Erfahrung.

Es muss nicht immer mediterran sein

Ihre Unikate filigran bemalte Tassen, ganze Service aus Knochenporzellan verkauft die Malerin nicht nur in ihrem Atelier, sondern auch in Geschäften in Hamburg-Blankenese, Osterholz-Scharmbeck, Gnarrenburg und Bremervörde. Ich stehe neben Meißen und KPM, ist Guttermann stolz. Da gehört sie auch hin. Ihre Farben mischt die Unternehmerin mit natürlichen Ölen und Farbpulvern selbst an. Gelb- und Grüntöne überwiegen beim Wiesenmotiv: Teller und Tassen sind genau aufeinander abgestimmt: Gelbe Blüten schlingen sich um den Bauch der Tasse. Der Stängel der Pflanze endet am unteren Rand. In der Mulde des Tellers geht genau dieser Stängel weiter und windet sich am Tellerrand entlang.

Um bei der Wandmalerei an Aufträge zu kommen, scheut sie es nicht, sich ins Gedächtnis zu rufen: bei Architekten, Stadtvertretern und den regionalen Medien. Wenn Architekten in Hamburg oder Bremen Gebäude planen, denken sie bei der Innengestaltung an mich. Und die Motive? Es muss nicht immer mediterran sein. Eine großstädtische Szenerie, ein romantischer Hafen, oder ein Dschungelbild alles ist denkbar.

Und wenn das Geschäft im neuen Atelier gut läuft? Dann mache ich meinen Meis-ter und stelle jemanden für den Laden ein, offenbart sie. Doch zunächst hofft Doreen Guttermann, dass die Menschen anhalten, ihr Wandbild anschauen und mit ihr ins Gespräch kommen. So wie der Weinhändler.

Foto: Jahn

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