Der Tierschutz könnte noch vor der Sommerpause im Grundgesetz verankert werden. Jetzt wittern die Tierschützverbände Morgenluft. Aus ihrer Sicht hat das Schächten also das Töten von Tieren ohne Betäubung keinen Platz in einer modernen Gesellschaft.
Das Leiden der Tiere sei ein gewichtigeres Argument als die religiösen Gründe der muslimischen und jüdischen Glaubensgemeinschaften. Wie ist Ihre Position in dieser Frage? Im neuen Umfragetool von handwerk.com können sie Ihre Meinung per Mausklick kundtun.
"Auch wenn wir das Grundgesetz ändern, wird damit nicht automatisch das Schächten verboten werden. Die Religionsfreiheit wird ein wichtigeres Recht als der Tierschutz bleiben, der Mensch steht nach wie vor im Mittelpunkt", erklärt Sabine Kolloge, Sprecherin des Bundesverbraucherministeriums in Berlin, im Gespräch mit handwerk.com. Die Bestimmungen und technischen Auflagen, die das Schächten reglementieren, dürften sich dann allerdings verschärfen. Die größten Probleme sieht Kolloge in den zahlreichen Grauzonen. Dass unkontrolliert im Hinterhof und ohne den Nachweis der Sachkunde geschächtet werde, könne ganz einfach nicht angehen.
Dass es diese Grauzonen tatsächlich gibt, ging unlängst aus einer Pressemitteilung der Islamischen Religionsgemeinschaft Hessen (IRH) hervor. Anlässlich des islamischen Opferfestes hatte die IRH die Muslime in Deutschland auf ihrer Homepage dazu aufgerufen, Opfertiere nur in zugelassenen Schlachthöfen und durch sachkundige muslimische Metzger, die über eine Genehmigung der örtlichen Veterinärämter verfügen, schächten zu lassen.
Wir möchten eine Lösung finden, um unter Berücksichtigung der islamischen Rituale und der tierschutzrechtlichen Bedingungen auch in Zukunft schächten zu können, sagt IRH-Pressesprecher Muhammet Sen. Nach Sens Ansicht sollte es innerhalb der Schlachterausbildung in Deutschland ein spezielles Weiterbildungsangebot für muslimische Metzger geben, die das Schächten lernen wollen. Die IRH suche jetzt den Kontakt zu den verschiedenen Berufsorganisationen.
"Ein Schächter sollte spezielle Messer benutzen"
Auf die Unterstützung des Deutschen Fleischerverbandes (DFV) kann Sen in diesem Punkt nicht hoffen. Wir haben eine klare Vorstellung, wie unser Handwerk aussieht. Dazu gehört ganz eindeutig das Schlachten mit Betäubung, sagt DFV-Sprecher Christoph Silber-Bonz. Die Ausbildung zum Schächter werde es in Zusammenarbeit mit dem DFV jedenfalls nicht geben.
Das ist ganz eindeutig Tierquälerei. Ich lehne das Schächten ab auch wenn religiöse Gründe dahinterstecken, sagt Klaus Gerlach, Obermeister der Berliner Fleischer-Innung. Dass die Tiere vom Schnitt nichts merken würden, könne er noch nachvollziehen. Aber sie würden minutenlang leiden, bevor der Tod eintrete.
Der hannoversche Fleischer Süleyman Isci, der jahrelang in verschiedenen arabischen Ländern geschächtet hat, sieht das ganz anders: Ein Schächter sollte spezielle Messer benutzen. Und es gibt spezielle Punkte am Hals, die er treffen muss, dann gibt es keine Probleme. Wenn ein Schächter sein Handwerk beherrsche, würden die Tiere kaum Schmerzen empfinden.
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