Erst Ausbildung, dann Meister und später Chef? Das Handwerk bietet Gymnasiasten nach der Ausbildung verschiedene Karrieremöglichkeiten.
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Erst Ausbildung, dann Meister und später Chef? Das Handwerk bietet Gymnasiasten nach der Ausbildung verschiedene Karrieremöglichkeiten.

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Personal

7 Tipps: So finden Sie Gymnasiasten für Ihren Betrieb

Auch für Gymnasiasten bietet das Handwerk Karriereperspektiven, doch das wissen viele nicht. 7 Tipps, wie Sie Gymnasiasten für Ihr Handwerk und Ihren Betrieb begeistern.

Auf einen Blick:

  • Neben der Schule sind Berufsmessen eine gute Möglichkeit, um mit Gymnasiasten in Kontakt zu kommen. Wählen Sie idealerweise eine Messe, die auch von Eltern besucht werden: Denn die müssen Sie meist ebenfalls von einer handwerklichen Ausbildung überzeugen.
  • Gymnasiasten interessieren sich besonders für Karriereperspektiven. Informieren Sie daher über die bestehenden Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten im Handwerk. Außerdem sollten Sie Aufstiegsmöglichkeiten oder mögliche Führungspositionen thematisieren.
  • Wichtig sind darüber hinaus Dinge, die auch sonst bei der Azubi-Suche wichtig sind: Präsenz in den sozialen Netzwerken, schnelle Reaktionen auf Anfragen und Kontaktpflege.

Immer mehr Gymnasiasten wollen nach dem Schulabschluss studieren und interessieren sich nicht für eine Ausbildung? Das stimmt nicht, zeigt eine aktuelle Studie der Bertelsmann Stiftung. 2021 strebten insgesamt 47, 4 Prozent der Gymnasiasten nach dem Abitur eine Ausbildung an, 2011 waren es nur 35 Prozent. Doch was können Handwerksbetriebe tun, wenn Sie Gymnasiasten für eine Ausbildung im Handwerk gewinnen wollen? Ausbildungsberaterin Silke Handschuck von der Handwerkskammer Magdeburg hat 7 Tipps.

Tipp 1: Werben Sie an Schulen für Ihr Handwerk

„Am einfachsten kommen Betriebe über die Schulen mit Gymnasiasten in Kontakt“, sagt Handschuck. Doch aus Erfahrung der Ausbildungsberaterin gibt es dabei zumindest in Sachsen-Anhalt ein Problem: „Die Berufsorientierung ist hier an Gymnasien empfohlen, aber nicht verpflichtend.“

Doch von solchen Regelungen sollten Sie sich nicht abschrecken lassen: „Fragen Sie bei den Gymnasien vor Ort nach, welche Möglichkeiten Sie haben, um auf Ihr Handwerk und Ihren Betrieb aufmerksam zu machen“, betont Handschuck. Alternativ könnten Sie auch konkrete Angebote unterbreiten: Zum Beispiel das Sponsoring von Events in der Schule oder freiwillige Praktika in den Ferien. „Gerade die Sommerferien sind lang und Schüler freuen sich meist, wenn sie sich ihr Taschengeld aufbessern können.“

Tipp 2: Stellen Sie Ihr Gewerk auf Berufsmessen vor

Viele Eltern von Gymnasiasten haben Vorbehalte gegenüber einer handwerklichen Ausbildung: Laut Handschuck reicht es deshalb nicht, wenn Betriebe nur die Schüler für ihr Gewerk begeistern, sie müssen auch die Eltern vom Handwerk überzeugen: „Ein guter Ort sind dafür Berufsmessen, die sich gleichermaßen an Schüler und Eltern richten“, sagt die Ausbildungsberaterin.

Solche Veranstaltungen können Sie nutzen, um über Ihren Betrieb, Ihr Gewerk und die Karrieremöglichkeiten zu informieren. „Auf diese Weise lassen sich auch Eltern davon überzeugen, dass das Handwerk gute Perspektiven für junge Leute bietet“, betont Handschuck.

Hinweis: Die Ausbildungsberater der Handwerkskammern kennen in der Regel die relevanten Berufsmessen in der Region und sind meist gute erste Ansprechpartner für Betriebe.

Tipp 3: Karriereperspektiven im Handwerk aufzeigen

„Gerade Gymnasiasten interessieren sich auch dafür, wie es nach dem Gesellenabschluss für sie weitergehen kann“, sagt Handschuck. Sie rät daher, die Jugendlichen auch über Karriereperspektiven im Handwerk zu informieren. Dazu gehören Weiterbildungsmöglichkeiten wie z.B. die Ausbildung zum Handwerksmeister.

„Der Meisterbrief im Handwerk entspricht dem Qualifikationsniveau des Bachelor-Abschlusses, sagt die Ausbildungsberaterin. Sie weist daraufhin, dass Abiturienten, die diesen Abschluss anstreben, den Teil 3 der Meisterprüfung während ihrer Ausbildung absolvieren können – in Sachsen-Anhalt sei das sogar kostenlos.

Darüber hinaus gibt es diverse duale und triale Studienangebote, bei der eine handwerkliche Ausbildung mit einem Studium kombiniert wird. „Bei solchen Studiengängen sind oft mehrere Abschlüsse wie zum Beispiel Gesellenbrief, Meisterbrief und Bachelor möglich“, sagt Handschuck.

Der Ausbildungsberaterin zufolge interessieren sich die jungen Leute zudem für Aufstiegsmöglichkeiten oder mögliche Führungspositionen: „Dass sie später gute Chancen haben, mal einen Betrieb zu übernehmen, kann eine gute Perspektive sein.“

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Tipp 4: Über Ausbildung in Teilzeit informieren

Seit 2020 gibt es grundsätzlich die Möglichkeit, jede Ausbildung auch in Teilzeit zu absolvieren. „Darüber sollten Sie jungen Leute auf jeden Fall informieren“, rät Handschuck. Ihrer Erfahrung nach ist das für viele ein Thema. Die Gründe dafür seien vielfältig:

  • Manchen ist eine gute Work-Life-Balance wichtig.
  • Andere wollen mehr Zeit für Hobbies oder soziales Engagement haben.
  • Und junge Eltern nutzen die Teilzeitausbildung gerne, um Beruf und Familie besser unter einen Hut zu bekommen.

Tipp 5: Zeigen Sie Ihr Handwerk und Ihren Betrieb auf Social Media

Wie die meisten Jugendlichen nutzen auch Gymnasiasten soziale Netzwerke, um sich zu informieren und sich auszutauschen. „Wenn Sie Azubis suchen, sollten Sie auf den gängigen Plattformen aktiv sein“, empfiehlt die Ausbildungsberaterin. Anhand von Fotos und Videos können Sie dann zeigen, wer Sie sind, was Sie machen, wie der Arbeitsalltag in Ihrem Betrieb aussieht und ob Sie aktuell Lehrlinge oder Praktikanten suchen.

Tipp 6: Auf Anfragen von Jugendlichen zeitnah reagieren

Über soziale Medien können junge Leute schnell und unkompliziert mit Ihnen in Kontakt treten – das schürt aber auch Erwartungen. „Deshalb ist eine schnelle Reaktionszeit wichtig, wenn Sie eine Anfrage bekommen“, sagt Handschuck. Antworten Sie erst ein oder zwei Wochen später, haben die Jugendlichen womöglich schon eine Praktikumsstelle gefunden, sich woanders beworben oder sich doch für ein Studium entschieden. Die Ausbildungsberaterin rät deshalb: „Antworten Sie kurz und knapp, das reicht in den meisten Fällen völlig aus.“

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Tipp 7: Mit Jugendlichen in Kontakt bleiben

Sie haben es geschafft und einen Jugendlichen an der Angel, der sich für Ihren Betrieb interessiert? „Dann sollten Sie auf jeden Fall dran bleiben und den Kontakt nicht abreißen lassen“, rät Handschuck. Dafür hat sieeinige Tipps:

  • Bieten Sie ein Praktikum an, darauf kann dann gegebenenfalls ein Ferienjob folgen.
  • Wenn Sie von wichtigen Ereignissen im Leben der Jugendlichen wissen – zum Beispiel einer Prüfung – fragen Sie nach, wie es gelaufen ist.
  • Laden Sie ehemalige Praktikanten zu Firmenfeiern ein als ob es ihre eigenen Mitarbeiter wären.
  • Und bieten Sie aktiv einen Ausbildungsvertrag an, wenn Sie sich eine Zusammenarbeit vorstellen können.

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