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Foto: handwerk.com

Alltagstaugliche Tricks

Was Sie von Mario Adorf lernen können

Was wollte ich doch gleich sagen? Wo ist mein roter Faden? Der Tischlermeister und Gedächtnistrainer Franz-Josef Schumeckers verrät seine (alltagstauglichen) Tricks.

Der Tischlermeister und Gedächtnistrainer Franz-Josef Schumeckers.
Portrait Schumeckers quer

Wie gut, dass es Autoradios gibt. Denn die A57 ist wie üblich verstaut, und auf dem Weg zum Termin mit Schumeckers sendet WDR 5 einen interessanten Beitrag über Mario Adorf. Der Mann ist 85 geworden. Im Radio sagt der Schauspieler: "Ich empfinde großes Glück, weitermachen zu können, ohne Pause, ohne Krise." Der Mann steht immer noch auf der Bühne? Wie funktioniert das, wie merkt er sich seine Rollentexte?

Ist das Veranlagung, Herr Schumeckers?
Schumeckers: „Auch. Es gibt Leute, die einfach ein gutes Gedächtnis haben. Aber man kann vieles trainieren. Bei den Gedächtnismeisterschaften sieht man die Steigerungen, die möglich sind, wenn man hart trainiert. Auch ein Schauspieler trainiert seine Fähigkeiten, er lernt unentwegt Texte. Mario Adorf hat jedenfalls einiges gegen sein Demenzrisiko getan.

Weil er Rollen auswendig lernt?
Schumeckers: Menschen, die geistig aktiv sind, können einer Demenz entgegenwirken. Die soziale Interaktion und die Ernährung haben großen Einfluss, aber die geistige Aktivität steht an erster Stelle.

Dann hätte jeder Unternehmer gute Karten. Geistig aktiv zu sein, gehört gewissermaßen zur Stellenbeschreibung eines Selbstständigen.
Schumeckers: Das stimmt. Anderseits ist die Routine, die sich im Laufe eines Berufslebens einschleichen kann, nicht unbedingt ein Vorteil. Wenn ich immer Sudoku spiele, beherrsche ich eines Tages Sudoku unheimlich gut, aber das ist nichts, was mich fordert. Es sind die Herausforderungen, die einen Menschen wach halten.

Doch wie bleibe ich im Alltag wach? Schumeckers Tricks auf Seite 2.

Tipps für Ihren Geist

In seinem Inneren ...
K Schumeckers Augen geschlossen

Und wie bleibe ich im Alltag wach?
Schumeckers: Sie haben nie Schach gespielt? Dann spielen Sie Schach. Alle Arten von Spielen sind geeignet, Konzentration ist trainierbar wie ein Muskel, dagegen ist Routine Gift fürs Gehirn. Schon kleine Alltagsspiele trainieren den Geist. Wenn Sie die Tasse, die vor ihnen steht, mit der linken Hand nehmen, trainieren Sie plötzlich die andere Gehirnhälfte. Fahren Sie einen anderen Weg in die Firma. Steigen Sie von der anderen Seite aufs Fahrrad. Essen Sie einmal mit geschlossenen Augen. Wenn Sie die Zähne mit der anderen Hand putzen …
 
… würde sie mir wahrscheinlich im Mund abbrechen. Ich habe kürzlich nach einer Schulterverletzung versucht, die Computermaus mit links zu bedienen. Das war fast nicht möglich. 
Schumeckers: Das ist aber auch eine extreme Herausforderung. Es würde 3 Wochen dauern, bis sie sich wirklich daran gewöhnt hätten. Aber die Übung ist gut. Auf der Couch liegen und in den Fernseher gucken, ist jedenfalls keine gute Empfehlung. Wer dagegen joggen geht, durchflutet seinen Körper und sein Gehirn mit Sauerstoff – das ist eine einfache Wahrheit, aber eine Wahrheit.
 
Nehmen wir einmal eine sauerstoffarme Situation: Ein Handwerksmeister will seinen Betrieb umkrempeln, ruft seine 15 Mitarbeiter zusammen – und weiß plötzlich nicht mehr, was er sagen wollte. 
Schumeckers: Das wäre der klassische Fall für die Routenmethode, ich kann beispielsweise 10 Stichpunkte einer Rede auf einer Route ablegen, die ich vorher festgelegt habe.
 
Was meinen Sie mit Route? 
Sehen Sie sich hier in unserem Wohnzimmer um. Da ist der Tisch, der Stuhl, der Spiegel, dann kommt das Sofa, hinter dem Sofa steht die Gitarre. Dann lege ich die Stichpunkte auf dieser Route ab. Wenn ich die Rede halte, brauche ich die Punkte nur in Gedanken abzuarbeiten, an jedem Ort – ich habe das Skript zur Rede also immer bei mir. Das ist wunderbar. Wenn ich freie Reden halte, komme ich mir manchmal vor, als würde ich mogeln. 

Die Routenmethode: So funktioniert sie - und so funktionert Ihre nächste Ansprache.
 

Tipps für Ihre nächste Rede

Bleiben wir bei dem Kollegen, der vor seiner Mannschaft steht und ein neues Projekt vorstellen möchte. Was würde der Mann auf dem Stuhl ablegen? 
Schumeckers: Vielleicht möchte er mit einem Zitat beginnen. „Liebe Leute, wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern, die anderen bauen Windmühlen. Ich begrüße Euch … und so weiter.“ Auf den ersten Punkt, in diesem Fall auf den Stuhl, lege ich in meinen Gedanken eine Windmühle ab. Auf den Tisch lege ich den Namen des Projektes. In dem Spiegel sehe ich mich und die Frage, wie ich auf das Projekt komme. Auf das Sofa setze ich meine Familie, was sagt denn meine Frau zu der Veränderung? Die Gitarre verbinde ich mit den kreativen Möglichkeiten für jeden einzelnen Mitarbeiter. So eine Route kann ich festlegen und jeden Tag aufs Neue benutzen.

Dieselbe Route für andere Inhalte? 
Schumeckers: Ja, wenn ich in einer Besprechung nicht mitschreiben kann, mir aber etwas merken will, setze ich den ersten Punkt in Gedanken wieder auf den Stuhl. Und wenn ich später im Büro bin, notiere ich, was ich mir gemerkt habe. In einem Ein-Tages-Seminar von mir kreieren die Teilnehmer ohne Stress 24 Routenpunkte für sich.

Sie sind selbst Handwerksmeister. Was könnte denn ein Kollege in seinem Alltag auf den Routenpunkten ablegen. 
Schumeckers: Daten, Zahlen, Fachbegriffe, Fakten – das ist der erste große Bereich.
Dann die Namen, Kundennamen, Namen der Mitarbeiter, auch ein ganz wichtiges Thema. Personen verknüpfe ich aber nicht mit Routenpunkten, sondern mit Besonderheiten. Frau Sperl mit krausen, gesträhnten Haaren und dem Hobby Skifahren könnte ich mir merken, indem ich in ihren krausen Haaren ein Nest mit einem Sperling sehe. Und auf den Strähnen fahren ganz viele kleine Skifahrer entlang.

Nun hat ein Handwerksmeister, der einen Kunden besucht, ja auch seine Routinen, sein Standardprogramm. 
Schumeckers: Aber vielleicht hat er ein neues Produkt und 10 Argumente, die er nacheinander in freier Rede abarbeiten will. In Stresssituationen sind die Routenpunkte absolut hilfreich. Und wenn ich dann noch sagen kann: „Na, Frau Sperl, wie war's in den Alpen“? Dann habe ich schon gewonnen.

(Das Gespräch führte Heiner Siefken)

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