Auf einen Blick:
- Wenn ein wichtiger Mitarbeitender kündigt, ist das für jeden Betrieb ein Problem. Aber je nach Kündigungsgrund haben Sie eine Chance ihn zu halten.
- Ohne Ihren Einsatz wird es allerdings nicht gehen: Vielleicht müssen Sie an Ihrem Führungsstil arbeiten, vielleicht Konflikte im Team lösen oder dem Mitarbeitenden neue Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten.
- Doch nicht jeden Kündigungswilligen werden Sie halten. Dann haben Sie noch eine Möglichkeit.
Kündigungsgründe sind individuell – was dem einen Mitarbeitenden gut gefällt, ist dem anderen ein Graus. „Der Fachkräftemangel und das offensive Werben um Mitarbeiter führen dazu, dass der Arbeitsplatzwechsel kein so großes Risiko mehr ist, wie das vielleicht früher der Fall war“, hat Unternehmensberaterin Andrea Eigel beobachtet. „Wem die neue Arbeitsstelle nicht gefällt, kann problemlos erneut wechseln – oder sogar zum alten Arbeitgeber zurückkehren.“
Doch nur selten treibt die reine Abenteuerlust Ihre Mitarbeiter zur Kündigung treibt. 5 Gründe, warum Ihre Fachkräfte jetzt wechseln – und welche Chance Sie haben, das zu verhindern.
1. Kündigungsgrund: Es fehlt an Wertschätzung
„Das Gefühl, dass das eigene Engagement durch die Führungskraft nicht wahrgenommen und wertgeschätzt wird, ist einer der wichtigsten Kündigungsgründe“, so Eigel. Das Problem: Ausgerechnet Ihre engagiertesten Mitarbeitenden vergraulen Sie so. „Fachkräfte kommen wegen der Aufgaben, die sie reizen“, sagt Eigel. „Sie gehen oft wieder wegen der Führungskraft.“
Bleibeperspektive: nicht einfach, aber möglich. „Wenn sie jemanden halten wollen, der wegen mangelnder Wertschätzung geht, müssen Sie Ihren Führungsstil ändern“, stellt Andrea Eigel klar. Das bedeutet mehr Kommunikation, mehr Feedback, mehr Aufmerksamkeit. Das Gute daran: Es lohnt sich auf lange Sicht. „Ein gutes Verhältnis zum Chef kann ausschlagend dafür sein, doch zu bleiben“, so Eigel.
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2. Kündigungsgrund: Die Stimmung im Team ist schlecht
Einer will immer im Sommer Urlaub nehmen, der andere hinterlässt das Fahrzeug unordentlich und mit leerem Tank – Gründe für Konflikte im Team gibt es viele. „Wenn es dauerhaft Ärger gibt, kann das ein Grund sein, warum ein Mitarbeiter gehen will“, sagt die Unternehmensberaterin.
Bleibeperspektive: knifflig, aber lohnend. Wenn es einen Konflikt im Team gibt, geht oft derjenige, der am meisten darunter leidet – nicht derjenige, der ihn verursacht. „Finden Sie heraus, worin der Konflikt besteht und lassen Sie die Dinge nicht einfach laufen“, betont Eigel. „Kümmern Sie sich um Lösungen, sonst laufen Sie Gefahr, dass weitere Mitarbeiter kündigen.“
Schaffen Sie es, die Stimmung zu drehen, dann hat es sich gelohnt – selbst wenn Sie einen Kollegen nicht halten konnten. „Genau wie ein gutes Verhältnis zum Chef ist ein gutes Team ein Grund im Betrieb zu bleiben“, so Eigel. „Bei einem Wechsel kennt man vielleicht die neuen Aufgaben und die Arbeitsbedingungen – ob es auch menschlich passt, weiß man nicht.“
3. Kündigungsgrund: Es gibt keine Entwicklungsmöglichkeiten
Ehrgeizige Mitarbeitende wollen sich weiterentwickeln, neue Aufgaben übernehmen oder neue Techniken erlernen. „Wenn in Stellenanzeigen mit Weiterbildung oder Entwicklungschancen geworben wird, erwarten nicht nur neue, sondern auch Stammkräfte, dass dieses Versprechen eingehalten wird“, sagt die Unternehmensberaterin.
Gleichzeitig sei das Thema lebenslanges Lernen präsenter geworden. Gerade engagierte Mitarbeitende wollen auf dem Laufenden bleiben, was neue Techniken oder Materialien angeht.
Bleibeperspektive: gut, wenn Ihr Betrieb es hergibt. An diesem Punkt kommt es auf Ihre Unternehmensstrategie an. Sind Sie selbst offen für Neues? Gibt es die Möglichkeit, Ihren Mitarbeitenden mit verantwortungsvolleren Aufgaben zu betrauen und haben Sie diesen Wunsch bislang nur nicht gekannt? Dann bieten Sie dem wechselwilligen Kollegen diese Perspektive. „Stellen Sie konkrete Fragen: Welche Aufgabe könnte Dich reizen, so dass Du bleibt? Was ist Dein persönliches Ziel?“, rät Eigel.
Anders sehe es aus, wenn Mitarbeiterwunsch und Strategie nicht zusammenpassen. „In einem kleinen Betrieb sind die Karrieremöglichkeiten leider oft begrenzt“, sagt Eigel.
4. Kündigungsgrund: Die Arbeitsbedingungen sind woanders besser
„Derzeit sind viele Betriebe in einer schwierigen Situation: Materialmangel trifft auf Fachkräftemangel und hohen Krankenstand“, sagt Eigel. Eine gute Projektplanung werde dadurch nicht einfacher, Probleme in den Abläufen offensichtlich. Wenn dann woanders mehr Geld und eine bessere Organisation winken, kann das Mitarbeitende zum Wechsel bewegen.
Bleibeperspektive: Sie haben eine Chance. „Sind Ihre Schwierigkeiten nur der aktuellen Situation geschuldet, dann helfen Transparenz, Kommunikation und die Aussicht darauf, dass es wieder besser wird“, sagt Eigel. Vor allem, wenn Sie in punkto Team und Verhältnis zum Chef gut dastehen, haben Sie eine gute Chance.
Schwieriger ist es, wenn Ihre Arbeitsbedingungen grundsätzlich unter dem Standard liegen. „Suchen Sie das Gespräch und klären Sie, was genau Ihrem Mitarbeiter fehlt. Beziehen Sie auch den Rest des Teams mit ein“, lautet Eigels Tipp. Was davon ist in Ihrem Betrieb umzusetzen? „Erste Änderungen sollten möglichst schnell folgen, damit das Team spürt, dass es dem Chef ernst ist, und er einen dauerhaften Veränderungsprozess einleiten.“
5. Kündigungsgrund: Die reine Abenteuerlust
Einfach mal was Neues sehen, sich in einem anderen Umfeld beweisen, sich neu kennenlernen – auch das sind Gründe, den Arbeitsplatz zu wechseln. „Den Wechsel um des Wechsels Willen gibt es häufiger als früher“, sagt Beraterin Eigel.
Bleibeperspektive: Null. Aber halten Sie die Tür offen. „Einen solchen Mitarbeiter können Sie nur ziehen lassen und hoffen, dass er vielleicht – mit neuen Erfahrungen – zurückkommt“, so Eigel. Also toben Sie nicht, wenn die Kündigung kommt, sondern suchen Sie ein freundschaftliches Gespräch und machen Sie klar, dass im Betrieb immer Platz für diesen Kollegen ist.
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