Foto: Barghorn GmbH & Co. KG

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Neue Ideen bei der Fachkräftesuche

Firma Barghorn bewirbt sich - um Mitarbeiter!

Verkehrte Welt? Beim Stahlbauunternehmen Barghorn aus Brake schickt der Chef die Bewerbung und nicht der Bewerber.

Auf einen Blick:

  • Beim Metall- und Stahlbauunternehmen Barghorn bewirbt sich das Unternehmen beim Mitarbeiter.
  • Bewerber müssen lediglich eine Kontaktanfrage über die Website stellen und bekommen eine Bewerbungsmappe des Unternehmens.
  • Ziel ist ein möglichst schlanker Prozess für den Bewerber.
  • Praktikanten können über ein Online-Tool einen Praktikumsplatz buchen.

Eigentlich funktioniert eine Stellenbesetzung so: Der Arbeitgeber schaltet eine Anzeige, der neue Mitarbeiter bewirbt sich mit ordentlicher Bewerbungsmappe. Doch in Zeiten des Fachkräftemangels ist dieses Verfahren für viele Betriebe nicht mehr erfolgreich. Ob über Tageszeitung, Social Media oder Arbeitsamt – die Bewerber bleiben aus.

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Neue Ideen müssen also her. Gunnar Barghorn, Geschäftsführer beim Metall- und Stahlbauunternehmen Barghorn GmbH & Co. KG in Brake, hat deshalb den Bewerbungsprozess umgedreht – er bewirbt sich mit seiner Firma bei potenziellen Mitarbeitern. Sie müssen lediglich eine Kontaktanfrage über seine Firmen-Website stellen.

„Entstanden ist die Idee ganz analog“, erzählt Gunnar Barghorn. „Schon früher habe ich gute Leute, die in die Firma gepasst hätten, einfach angesprochen. Nun läuft das Ganze digital.“

Per Mail kommt die personalisierte Bewerbungsmappe

Für die Bewerber ist das Ganze höchst ungewöhnlich. Denn wer eine Kontaktmail über die Website schickt, bekommt innerhalb kürzester Zeit eine E-Mail, Betreff: Firma Barghorn bewirbt sich. Darin ist in der Anlage alles zu finden, was eine Bewerbung so ausmacht – Anschreiben, Lebenslauf, Fotos, Abschlusszeugnis. Adressat: der potenzielle Mitarbeiter, der persönlich angesprochen wird. Auch eine Beschreibung der Wesermarsch mit ihren Vorzügen ist zu finden. Besonders charmant: Der Lebenslauf enthält als aktuellsten Punkt: „Wir planen die Erweiterung des Unternehmens durch“ – es folgt der Name des Bewerbers.

„Ich möchte die Leute durch meine Bewerbung dazu bringen, mich direkt anzurufen“, sagt Firmenchef Barghorn. „Dann können wir am Telefon herausfinden, ob sich ein persönliches Gespräch lohnt.“ Sollte das der Fall sein, weil beruflicher Hintergrund und Motivation passen, lädt Gunnar Barghorn nach Brake. Zeugnisse oder Schriftliches hat er bis jetzt vom Bewerber noch nicht gesehen. „Das ist auch im ersten Gespräch kein Thema“, betont der Geschäftsführer. „Da geht es um die Unternehmenswerte und die Frage, ob der Bewerber zu uns passt.“

Nach einem positiven Gespräch eine Woche Probearbeit

Stellt sich im Gespräch heraus, dass Bewerber und Unternehmen zusammenpassen, bietet Barghorn eine Woche Probearbeit an. „Danach weiß ich, ob jemand zu uns passt, was er kann und wie viel ich ihm zahlen kann.“ Formalitäten wie Zeugnisse werden dann bei Vertragsabschluss eingereicht.

„Ich wollte das Bewerbungsverfahren so schlank wie möglich für den Bewerber machen. Handwerker tun sich oft schwer mit einer schriftlichen Bewerbung. Also kommen wir ihnen entgegen und bewerben uns bei ihnen“, beschreibt Barghorn seine Motivation.

Neu: Buchungstool für Praktikanten

Die neu aufgesetzte Firmenwebsite liefert deshalb schnell alle wesentlichen Informationen, die ein Bewerber braucht. Ganz neu dabei: das Buchungs-Tool für Schülerpraktika. Wer bei Barghorn ein Praktikum absolvieren will, kann sich einfach online zu seinem Wunschtermin einbuchen und bekommt – wie ein Bewerber um einen Job – eine personalisierte Bestätigungsmail mit allen wichtigen Informationen zum Praktikum sowie einen Gutschein, mit dem der angehende Praktikant im firmeneigenen Online-Shop seine Arbeitskleidung vorab bestellen kann. „Ich möchte, dass möglichst viele Schüler in der Schule mit einem Barghorn-Pulli rumlaufen und so gleich Werbung für unser Unternehmen machen.“ Denn – so rechnet der Firmenchef – aus vielen Praktikanten werden einige Azubis und daraus dann über die Zeit der eine oder andere wertvolle Mitarbeiter.

Barghorns Ideen kommen gut an. Zunächst bei der Oldenburger Nordwest Zeitung, die ihm den Preis für Innovative Ausbildung (PIA) verlieh. Und bei potenziellen Bewerbern: „Ich bin ein bisschen erschlagen vom vielen Telefonieren“, sagt Barghorn, wobei sich der Unternehmer gar nicht erschöpft, sondern energiegeladen anhört. Vieles ende beim Telefonat, aber einen heißen Kandidaten habe er schon zum Gespräch eingeladen. Firma Barghorn hat es also mit ihrer Bewerbung schon mal bis ins Vorstellungsgespräch geschafft.

Überzeugungsarbeit im Unternehmen war nötig

Gunnar Barghorn räumt ein, dass die neue Website und das Verfahren viel Energie und Engagement gekostet haben. Doch auch kleinere Unternehmen als sein 100-Mann-Betrieb könnten einiges ändern, ist er überzeugt. „Wer keine aufwendige Website erstellen kann, kann viel über Social Media erreichen: Firmenbilder posten, die Stimmung beschreiben und eine schnelle Kontaktaufnahme über Messenger ermöglichen“, so Barghorn. Diese Kontaktaufnahme müsse dann schnell und vernünftig beantwortet werden, so dass der Bewerber ein positives Erlebnis mit dem Betrieb verbinde.

Auch seien der Kontakt zu Schulen und das niedrigschwellige Angebot von Praktikumsplätzen wichtig. „Wer bei uns positive Erfahrungen im Praktikum macht, erzählt das weiter – und schon haben wir die nächsten.“ Dass er bei der Einführung seines Online-Tools für die Praktikanten auch Überzeugungsarbeit im Unternehmen leisten musste, verschweigt Barghorn nicht: „Natürlich findet es nicht jeder toll, wenn nicht mehr der Abteilungsleiter entscheidet, wer Praktikant wird. „Aber“, so Barghorn, „der Betrieb geht doch mit einem vielleicht schlechten Praktikanten kein Risiko ein. Der Schüler ist derjenige, der seine Zeit investiert.“

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