- Preise für Baustoffe sind gestiegen und Lieferengpässe sind seit Anfang des Jahres keine Seltenheit.
- Die Gründe für den Preisanstieg vor allem bei Holz, Stahl und Dämmstoffen sind vielschichtig – von heruntergefahrenen Produktionen über eine gestiegene Nachfrage bis hin zu Schäden im heimischen Baumbestand.
- Baugewerbe und Dachdeckerhandwerk machen sich dafür stark, dass ihre Mitgliedsbetriebe nicht auf den Mehrkosten sitzenbleiben. Sie geben Tipps, wie Unternehmer auf die Preisschwankungen reagieren können.
- Leserumfrage: Wie gehen Sie mit gestiegenen Preisen um, geben Sie die Erhöhung an Ihre Kunden weiter? Stimmen Sie jetzt bei unserer 1-Klick-Umfrage ab!
Schon seit Jahresbeginn spürt Handwerksmeister Peter Bohlmann, dass die Preise für Holz gestiegen sind. „Noch sind die Steigerungen zwar moderat, machen sich aber bemerkbar“, betont der Mitinhaber von Holzwerk Bohlmann & Brandes im niedersächsischen Evessen. „Wir sind ständig in Kontakt mit unseren Händlern und Lieferanten. Sie schicken uns die tagesaktuelle Preise“, sagt der Unternehmer.
Angebote mit zeitlich begrenzter Preisgarantie
Momentan habe Bohlmann, der sich auf Fachwerksanierung spezialisiert hat, weniger Angebote an Kunden abgegeben, bei denen große Mengen Holz gebraucht werden. Werde das jedoch angefragt, kalkuliere er seit diesem Jahr anders, um nicht auf den Materialkosten sitzen zu bleiben. „Ich schreibe für Holzrahmenbau-Projekte, bei denen wir viel Holz brauchen, gleich höhere Preise rein“, betont er. Zudem weise er Kunden darauf hin, dass die Angebote zeitlich begrenzt sind, beispielsweise zwei Wochen. „Sonst müssen die Kunden damit rechnen, dass der Holzpreis um mindestens 20 Euro pro Kubikmeter steigt – von einem Tag auf den anderen“, sagt Peter Bohlmann. Damit gehe er ganz offen um.
Preise ziehen bei Baumaterialien an
Die Preise für einige Baumaterialien sind seit Beginn des Jahres teils stark gestiegen – nicht nur für Holz. Besonders stark zugelegt haben auch Dämmstoffen und Stahl. So stieg der Preis für Fichten- und Tannenschnittholz laut Statistischem Bundesamt im Vergleich zum September 2020 um 10 Prozent. Mineralölerzeugnisse (die als Grundlage für einige Dämmstoffe dienen), legten 15 Prozent zu und der Stahlpreis stieg um etwa 22 Prozent.
Unternehmer sollen nicht auf Kosten sitzenbleiben
Steigende Materialpreise müssen Handwerker Ihren Kunden erst einmal vermitteln. Denn die sind natürlich nicht begeistert, wenn Baukosten steigen. Der Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) wirbt deswegen für Verständnis, dass die Betriebe die höheren Materialkosten an ihre Kunden weitergeben. Manche Dachdecker-Rechnung werde daher höher ausfallen, als erwartet. Seinen Mitgliedbetrieben rät der Verband, Materialien frühzeitig zu bestellen und eine Preiszeitklausel in ihre Angebote einzubauen. Der ZDVH hofft, dass sich die Lage im Laufe des Jahres wieder entspannt.
Der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) ermutigt Handwerksbetriebe, mit Herstellern und Händlern eng in Kontakt zu bleiben und Preise zu erfragen. „Unternehmer sollen auf den höheren Kosten nicht sitzenbleiben“, betont Andreas Geyer Leiter der Abteilung Wirtschaft beim ZDB. In ihren Angeboten sollten Betriebe ganz offen erwähnen, dass die angegebenen Preise nur bis zu einem bestimmten Datum garantiert werden können. Betriebe müssten zeitnah auf Preisanpassungen der Händler reagieren können. Das werde allerdings immer schwieriger, da teilweise schon Tagespreise aufgerufen würden.
Ursachen: weniger Produktionskapazitäten, schwankende Nachfrage
Wie kommt es zu den Preiserhöhungen und Lieferengpässen für Baustoffe? „Pandemiebedingt sank 2020 die Nachfrage. Deshalb wurden Produktionskapazitäten heruntergefahren – nicht nur hierzulande, sondern vor allem in China und den USA, von denen wir Baustoffe und Vorprodukte importieren“, erläutert Andreas Geyer. Doch im 3. Quartal sei die Nachfrage in China wieder gestiegen. Der Markt sei nun nahezu leergefegt und dadurch stiegen die Preise.
Die Marktsituation bei Holzprodukten sei auch von Lieferengpässen geprägt. Seit gut einem Jahr importierten die USA große Mengen Schnittholz, weil dort pandemiebedingt Sägewerke geschlossen sind. Auch großflächige Waldbrände habe es dort gegeben. Langfristige Lieferverträge mit China entziehen laut Geyer der heimischen Versorgung weiteres Rundholz. „Diese Faktoren erschweren die Lage hierzulande und kurbeln die Nachfrage und die Preissteigerungen an“, sagt Geyer.
Der höhere Holzpreis hänge auch mit den schweren Schäden des inländischen Baumbestandes zusammen, betont der Zentralverband des Dachdeckerhandwerk. Die Preisanstiege bei EPS-Dämmstoffen seien auch durch den Ausfall einer großen Produktionsanlage bedingt, die die Rohstoffe Styrol und Propylenoxid liefert. Die Preiserhöhungen machten teilweise bis zu 40 Prozent aus.
Und wie reagieren die Kunden? Der Holzbau boome trotz der steigenden Preise und die Nachfrage sei hoch, berichtet Zimmerermeister Peter Bohlmann – und geht sogar noch einen Schritt weiter. Er hofft, dass jetzt auch die Kunden umdenken und für heimische Hölzer mehr zu zahlen bereit sind. Er jedenfalls habe bereits damit begonnen, nachhaltig und regional einzukaufen.
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