- Wenn Chefs zwanghaft jeden Arbeitsschritt kontrollieren, können sie damit großen Schaden anrichten. So besteht die Gefahr, dass die Arbeitsergebnisse schlechter werden und gute Mitarbeiter das Weite suchen.
- Es ist nicht nötig, dass Chefs jeden Handgriff ihrer Mitarbeiter überwachen. Es reicht, wenn sie den Fokus auf die Arbeitsergebnisse richten.
- Kontrolle frisst Zeit, die Chefs dann für die eigentlichen Führungsaufgaben fehlt: Mehr Freiräume verschaffen sie sich, wenn sie ihren Terminkalender ausmisten und dabei Unnötiges streichen oder Aufgaben delegieren.
- Der Austausch mit Unternehmerkollegen kann helfen, Lösungen für Probleme bei der Mitarbeiterführung zu finden. Aber auch die persönliche Weiterbildung hilft, mit den Herausforderungen im Betriebsalltag besser klarzukommen.
Viele Chefs empfinden Kontrolle als ein notwendiges Muss im Betriebsalltag. Doch deshalb gleich jeden Handgriff der Mitarbeiter zu überprüfen, ist keine gute Idee. „Durch permanente Kontrolle demotivieren Sie Ihre Mitarbeiter und ihnen selbst bleibt kaum Zeit für ihre eigentlichen Aufgaben als Führungskraft“, sagt Unternehmer und Unternehmercoach Stefan Merath. Die negativen Folgen dieser Verhaltensweise sind seiner Erfahrung nach enorm:
- Die Leistung des Teams wird schlechter, weil alle Mitarbeiter wissen, dass die Arbeitsergebnisse sowieso kontrolliert werden.
- Zudem sehnen sich kompetente und engagierte Mitarbeiter nach Freiheit und Wertschätzung. Wer das nicht bekommt, sucht sich über kurz oder lang einen neuen Job.
Der Autor des Buches „Der Weg zum erfolgreichen Unternehmer“ verrät, wie Chefs Kontrolle effizient einsetzen können und warum es wichtig ist, den eigenen Führungsstil weiterzuentwickeln.
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Tipp 1: Nicht jedes Detail kontrollieren
Aus Angst, Fehler zu übersehen, kontrollieren Chefs oft die einzelnen Arbeitsschritte der Mitarbeiter. Merath rät stattdessen, den Fokus auf die Ergebnisse zu richten: „Entscheidend ist, dass die Kunden mit der Dienstleistung oder den Produkten zufrieden sind.“ Diese veränderte Kontrolle habe zwei Vorteile:
- Mitarbeiter bekommen mehr Freiraum.
- Chefs gewinnen mehr Zeit für andere Aufgaben und haben trotzdem nicht das Gefühl, alles komplett aus der Hand zu geben.
Zufriedenheit lässt sich zum Beispiel an Schulnoten ablesen. Sein Tipp: „Bitten Sie dazu Ihre Kunden nach Abschluss des Auftrags um eine Bewertung. Wenn Ihnen Kunden regelmäßig eine 1 oder 2 geben, besteht keine Notwendigkeit, Mitarbeiter permanent zu kontrollieren“, betont Merath. Anders könne es aussehen, wenn Kunden die Arbeitsleistung regelmäßig nur mit einer 3 bewerten. „Das ist ein Indiz dafür, dass es in Ihrem Betrieb Optimierungsbedarf gibt und Sie Ihre Prozesse unter die Lupe nehmen sollten.“
Damit ein solches Kontrollsystem gut funktioniert, empfiehlt der Unternehmercoach, Mitarbeiter für besondere Leistungen zu belohnen – zum Beispiel mit einer Lobrunde zu Beginn eines Meetings oder auch mit einer Einladung zu einem gemeinsamen Essen. „Durch solche Gesten bekommen Ihre Mitarbeiter das Gefühl, dass sich gute Arbeit in Ihrem Betrieb lohnt.“
Tipp 2: Analysieren Sie Ihre Arbeitszeit und schaffen Sie Freiräume
Eine weitere Möglichkeit, etwas gegen den eigenen Kontrollzwang zu unternehmen, ist laut Merath die Analyse der eigenen Arbeitszeit: „Prüfen Sie, womit Sie sich im Tagesablauf beschäftigten und an welchen Stellen Sie Ihren Terminkalender ausmisten können. Die gewonnene Zeit können Sie für Prozessoptimierung nutzen – in der Folge werden weniger Fehler gemacht.“
Der Coach rät, wie folgt vorzugehen:
- Sehen Sie alle Aufgaben durch und überlegen Sie, was Sie ersatzlos streiche können.
- Prüfen Sie anschließend, welche Aufgaben Sie an Mitarbeiter delegieren können.
Für das Ausmisten hat Stefan Merath noch einen Tipp: „Streichen Sie zu Beginn maximal 10 Stunden pro Woche.“ Das schaffe schon viel Freiraum, der beispielsweise für Prozessoptimierung im Betrieb oder die Schulung der Mitarbeiter genutzt werden könne.
Tipp 3: Austausch im Unternehmer-Umfeld
Bei Problemen hilft oft der Austausch mit anderen, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen. Deshalb empfiehlt Merath: „Sprechen Sie regelmäßig mit Unternehmerkollegen über Ihre Erfahrungen und Probleme bei der Betriebsführung.“
Wenn Sie beispielsweise einen Dachdeckerbetrieb haben, sollten Sie sich dafür allerdings nicht unbedingt Kollegen aus dem Dachdeckerhandwerk suchen. „Die besten Ideen entstehen meist, wenn sich Unternehmer aus verschiedenen Branchen austauschen“, meint der Coach.
Tipp 4: Arbeiten Sie an Ihrer persönlichen Weiterbildung
Um besser mit aktuellen und künftigen Herausforderungen im Betriebsalltag klarzukommen, empfiehlt Merath Unternehmern, an ihrer persönlichen Weiterentwicklung zu arbeiten. Wer zum Beispiel seinen Führungsstil verbessern wolle, könne dafür Fachbücher, Seminare oder ein Coaching nutzen. „Achten Sie bei der Auswahl unbedingt darauf, dass der Experte selbst mehrere Jahre Führungserfahrung gesammelt hat“, sagt Merath.
Merath ist überzeugt, dass sich persönliche Weiterbildung langfristig auszahlt. Seiner Erfahrung nach agieren Unternehmer, die permanent an sich arbeiten, meist aus einer inneren Haltung der Ruhe hinaus und optimieren bewusst nur an wenigen Stellen. Andere Chefs hingegen hätten eher die Neigung, Mitarbeiter permanent zu kritisieren.
Tipp 5: Nicht zu viel auf einmal ändern
Wenn Sie Ihren Kontrollzwang in den Griff bekommen wollen, ist es laut Merath wichtig, nicht zu viele Projekte auf einmal in Angriff zu nehmen. Unternehmer mit Kontrollzwang arbeiten tendenziell 60 Stunden oder mehr pro Woche. „Entscheiden Sie sich deshalb nur für ein oder zwei Maßnahmen und fokussieren Sie sich darauf“, rät der Coach. „Sonst ist die Gefahr groß, dass Ihre Bemühungen im Sande verlaufen und sie an ihrer eigenen Überlastung scheitern.“
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