Auf einen Blick:
- Kreditinstitute sollen kleine und mittlere Unternehmen (KMU) darüber aufklären, warum sie Kredite ablehnen.
- Unternehmer sollten dieses Angebot nutzen, um ihre Chancen auf einen Kredit zu verbessern.
- Nützlich: Banken haben sich selbstverpflichtet, die Ablehnungsgründe in einer „klaren Sprache“ zu erläutern.
Banken und Sparkassen sollen Unternehmen besser über die Gründe für eine Kreditablehnung informieren. Auf Nachfrage der Kunden wollen sie nun ein „Feedback“ zu abgelehnten Kreditanträgen geben und die Gründe erklären. Dazu hat sich die europäische Kreditwirtschaft verpflichtet und kommt damit einer Forderung der Europäischen Kommission nach. Die Kommission will kleinen und mittleren Unternehmen den Zugang zu Kapital und Krediten erleichtern und dazu auch Informationshindernisse beseitigen.
Vorsicht vor falschenVorstellungen!
„Handwerker sollten immer nach den Gründen für eine Kreditablehnung fragen“, empfiehlt Finanzierungsexperte Carl-Dietrich Sander vom Bundesverband Die KMU-Berater. „Nur wenn ein Unternehmer die Ablehnungsgründe der Bank kennt, kann er daraus Schlussfolgerungen ziehen und seine Chancen beim nächsten Kreditantrag verbessern.“
Nach Sanders Einschätzung haben viele Inhaber von Kleinstbetrieben falsche Vorstellungen von ihrer Kreditwürdigkeit – und von den Gründen für eine Kreditablehnung. Für kleine Betriebe würden Kreditinstitute häufig keine ausführlichen Rankings mehr erstellen. „Da gibt es nur noch ein Schnellrating“, berichtet der Experte. „Die Banken verzichten dann auf Unterlagen und andere Infos und analysieren alleine die Kontoführung.“
Solche Betriebe wüssten oft nicht, welche Auswirkungen ihre Kontoführung habe. „Ist ein Betrieb zum Beispiel gut ausgelastet und nimmt ständig den Kontokorrentkredit fast in voller Höhe in Anspruch, dann weiß der Inhaber gar nicht, dass er damit aus Bankensicht Krisensignale sendet. Der Unternehmer denkt stattdessen, dass er gut dasteht.“
Bitten Sie um konkrete Informationen!
Geben Sie sich nicht mit abstrakten Erklärungen wie einem „schlechten Score-Wert“ ihres Ratings zufrieden, auch nicht mit Aussagen wie „zu geringe Sicherheiten“ oder „zu geringe Kapitaldienstfähigkeit“. Fragen Sie nach: Wo sieht die Bank konkrete Probleme im Rahmen des Ratings oder der Kapitaldienstfähigkeitsberechnung? Sind die Personalkosten zu hoch, ist die Eigenkapitalquote zu niedrig? Wenn es an der Kontoführung liegt: Was genau ist das Problem? „Gegensteuern kann ich nur, wenn ich verstehe, was die Bank kritisiert“, sagt Sander.
Auf verständliche Auskünfte dürfen Unternehmer jedenfalls hoffen. Immerhin hat sich die europäische Kreditwirtschaft in einer gemeinsamen Erklärung auch zu einer „klaren Sprache“ bei der Erläuterung von Ablehnungsgründen verpflichtet.
Kredit abgelehnt: Gehen Sie in die Offensive!
Eines ärgert Carl-Dietrich Sander allerdings an der ganzen Selbstverpflichtung der Banken und Sparkassen: „Warum erläutern sie die Gründe erst auf Nachfrage?“, fragt der Finanzierungsexperte. Sinnvoller wäre es nach seiner Einschätzung, wenn Banken gleich in die Offensive gehen und jede Kreditablehnung automatisch begründen. „Das ist eine Frage der Fairness. Unternehmen müssen ja auch alle möglichen Informationen liefern, wenn sie einen Kreditantrag stellen. Außerdem sollten Banken selbst ein Interesse an gut informierten Bankkunden haben, die ihre Bonität verbessern wollen.“
Die Praxis sehe bisher jedoch anders aus: In einer Umfrage des Bundesverbandes Die KMU-Berater 2016 hatten nur 14 Prozent der befragten Unternehmen gesagt, dass ihre Bank sie über die Gründe für Kreditzusagen und -ablehnungen stets informiere. 17,5 Prozent der Befragten gaben an, dass das nie geschehe.
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