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Aufgrund von hohen Materialpreisen und Lieferengpässen bei Holzprodukten und Dämmstoffen müssen Betriebe anders kalkulieren. 

Inhaltsverzeichnis

Stimmen aus der Praxis

Materialknappheit und Preissteigerungen: So reagieren Kollegen

Preisanstiege von bis zu 300 Prozent, Wartezeiten von bis zu 6 Monaten: Die Materialknappheit stellt Betriebe vor Herausforderungen. So managen die Kollegen die Hürden.

  • Auf Materialmangel und Preissteigerungen müssen Handwerksbetriebe flexibel reagieren. Eine Kalkulation mit Tagespreisen sowie die Zusammenarbeit mit mehreren Lieferanten gehören zum täglichen Geschäft.
  • Zwei Kollegen berichten, wie sie ihr Tagesgeschäft an die veränderten Rahmenbedingungen angepasst haben.

Die Auftragsbücher der Zimmerei Diedrich im niedersächsischen Rüdershausen sind voll, nur das Material sei „schwer zu bekommen“. „Mit dem Kontingent vom Sägewerk können wir einen Dachstuhl pro Monat bauen“, sagt Gabi Diedrich, kaufmännische Leiterin des Betriebs. Das sei immerhin etwas, reiche aber lange nicht aus. „Wir haben schon größere Aufträge absagen müssen, weil uns Holz gefehlt hat“, sagt sie. Und auch Kunden hätten aus Unsicherheit schon Aufträge zurückgezogen. Dennoch sei die Zimmerei mit 18 Mitarbeitern froh, dass sie noch gut zu tun habe.

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Einige Latten seien nicht lieferbar. Bei manchen Holzprodukten seien die Preise um bis zu 300 Prozent gestiegen. Teilweise änderten sich die Preise bei Händlern und Sägewerken stundenweise, was schon seit einiger Zeit eine Kalkulation mit Tagespreisen erforderlich mache. „Immerhin steigen die Preise nicht mehr so stark wie noch vor zwei Monaten“, sagt Diedrich.

Ähnlich sei die Lage bei Dämmstoffen. Die Lieferzeit betrage drei bis sechs Monate, bestimmte Dämmmaterialien seien gar nicht lieferbar. Deshalb sei der Betrieb vorübergehend auf Einblasdämmstoff umgestiegen, berichtet Gabi Diedrich.

Bei neuen Aufträge habe die Zimmerei umgeplant: Anstatt auf den Bau von Holzhäusern zu setzen, auf die sich die Zimmerei spezialisiert hat, arbeite der Betrieb momentan verstärkt Aufträge im Bereich der Fachwerksanierung ab.

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Foto: Martina Jahn
Gabi Diedrich berichtet von Lieferzeiten von bis zu 6 Monaten und Preissteigerungen bei Holz von bis zu 300 Prozent.

Aufgrund von Materialmangel: Steildach anstatt Flachdach

Bei Dachdeckermeister Jörg Schuchardt aus Rosdorf bei Göttingen nimmt die Materialbeschaffung mittlerweile pro Tag einen erheblichen Teil seiner Arbeitszeit in Anspruch. Aufgrund der angespannten Materialsituation habe er in den vergangenen Monaten mehr Steil- als Flachdächer angeboten. Der Grund: „Dafür bekomme ich die Materialien noch besser“, sagt der 51-Jährige. Dachlatten beispielsweise habe er Ende 2020 ausreichend bestellt, so dass sie noch bis in den Juli rein reichen sollten. Und auch Dachziegel seien momentan noch ausreichend verfügbar. Für Flachdächer hingegen brauche er vergleichsweise viel Dämm- und Abdichtungsmaterial, das gerade nicht verfügbar sei. „Wir müssen die Arbeit der Situation anpassen“, sagt der Handwerksmeister.

Für Holzlieferungen im Sommer und Spätsommer hat Schuchardt eine andere Quelle aufgetan: ein Sägewerk in Polen. Er werde prüfen, ob die Qualität des Holzes stimmt und er dort alles bekommt, was für die Bauvorhaben des 9-Mann-Betriebs nötig sei. Sofern das der Fall ist, hoffe er auf eine Kooperation.

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Foto: Privat
Dachdeckermeister Jörg Schuchardt hat andere Quellen für seine Holzlieferungen gesucht und Kontakte nach Polen geknüpft.

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