Foto: benjaminnolte - stock.adobe.com
Zwei Beamte bei der Zollkontrolle

Inhaltsverzeichnis

Politik und Gesellschaft

Mehr Ermittlungsverfahren gegen Mindestlohn-Verstöße

Viele Arbeitgeber halten sich nicht an den gesetzlichen Mindestlohn. Dagegen helfen Mindestlohnkontrollen. Deren inoffizielle Bilanz 2017: Ermittlungsverfahren verdoppelt, Bußgelder fast verdreifacht!

Auf einen Blick:

  • Die zwei Seiten des Mindestlohns: Einerseits steigen viele Branchenmindestlöhne 2018, und für 2019 steht auch eine Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns an. Andererseits zahlen viele Arbeitgeber den Mindestlohn nicht. Folgen hat das für sie nur, wenn sie dabei erwischt werden.
  • Medienberichten zufolge gab es 2017 rund 2500 Ermittlungsverfahren wegen Verstoßes gegen das Mindestlohngesetz. Das wäre ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum Vorjahr.
  • Eine weitere Verschärfung der Kontrollen fordern aktuell die Linken ebenso wie das Bauhandwerk. Für die Kontrolle der Mindestlöhne ist die Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) zuständig.

Seit 2015 gibt es in Deutschland einen gesetzlichen Mindestlohn. Doch nicht alle Arbeitgeber halten sich auch an diese Lohnuntergrenze. So hat eine Befragung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) für das Jahr 2016 ergeben, dass 1,8 Millionen Arbeiternehmer weniger als den gesetzlichen Mindestlohn erhalten haben, obwohl sie Anspruch darauf gehabt hätten.

2017: Mehr Mindestlohn-Verstöße und mehr Bußgelder

Besonders viele Mindestlohn-Verstöße scheint es 2017 gegeben zu haben. Medienberichten zufolge leitete der Zoll im vergangenen Jahr rund 2500 Ermittlungsverfahren ein, weil Arbeitgeber gegen das Mindestlohngesetz verstießen. Das wäre ein deutlicher Anstieg, denn 2016 leitete der Zolls nach eigenen Angaben 1700 solche Verfahren ein.

Auch die Summe der Bußgelder scheint demnach gestiegen zu sein: Waren es 2016 noch 1,5 Millionen Euro, so sollen es 2017 mehr als 4,2 Millionen Euro gewesen sein. Das berichtet das Online-Portal www.haufe.de. Im vergangenen Jahr hätten Betriebe in jedem zweiten Fall zahlen müssen, heißt es dort. Das Online-Portal bezieht sich auf eine Antwort des Bundesfinanzministeriums (BMF) auf eine Anfrage der Linken.

Linke und Bauhandwerk fordern mehr Kontrollen

Ein Tweet des Bundestagsabgeordneten Bernd Riexinger (Linke) belegt diese Zahlen zum Teil. Auf eine Anfrage an die Bundesregierung habe er die Antwort erhalten, dass es 2017 insgesamt 2521 Verstöße gegen den Mindestlohn gegeben habe, schreibt der Politiker beim Nachrichtendienst Twitter. In dem Post spricht er sich zudem für stärkere Kontrollen aus.

Für die Kontrolle der Mindestlöhne ist die Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) zuständig. Der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) hatte erst Ende Januar deren personelle und finanzielle Aufstockung gefordert. Hintergrund war eine Großrazzia im Baugewerbe: in Nordrhein-Westfalen. Dort hatten Beamte 140 Objekte durchsucht und ein mutmaßlich kriminelles Netzwerk aufgedeckt. Sie nahmen acht Personen fest.

Branchenmindestlöhne steigen an

Abweichend vom gesetzlichen Mindestlohn gelten in Teilen des Handwerks höhere Branchemindestlöhne – so auch im Bauhauptgewerbe. Hier haben sich die Tarifvertragsparteien für 2018 bereits auf eine Lohnsteigerung verständigt, allgemeinverbindlich ist sie allerdings noch nicht. Gleiches gilt für die Branchenmindestlöhne im Dachdecker- und Gebäudereinigerhandwerk.

Schon zum Jahreswechsel ist die Lohnuntergrenze im Elektrohandwerk gestiegen. Weitere Gewerke ziehen im Laufe des Jahres nach. Im Mai steigen die Mindestlöhne im Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk sowie im Maler- und Lackiererhandwerk.

Mindestlohn-Erhöhung: Diese Neuerungen werden derzeit diskutiert

Politisch ist in Sachen Mindestlohn einiges in Bewegung. Zuletzt haben sich Union und SPD im Koalitionsvertrag darauf verständigt, zum 1. Januar 2020 eine Mindestausbildungsvergütung zu schaffen. Die Diskussion um die Höhe hat bereits begonnen, obwohl die Koalition fünf Monate nach der Bundestagswahl noch immer nicht in trockenen Tüchern ist.

Veränderungen könnte es bald auch beim gesetzlichen Mindestlohn geben. Denn die von der noch amtierenden Regierung eingesetzte Mindestlohn-Kommission berät derzeit über eine weitere Anhebung, die Anfang 2019 kommen soll. Derzeit liegt der Mindestlohn bei 8,84 Euro.

Auch interessant: [embed]https://www.handwerk.com/mindestlohn-wen-interessiert-der-mindestlohn[/embed]

Großrazzia in NRW: Jetzt spricht das Baugewerbe

Bei einer Großrazzia in Nordrhein-Westfalen hat der Zoll ein mutmaßlich kriminelles Netzwerk aufgedeckt. Was sagt das Baugewerbe zum Schlag gegen illegale Beschäftigung?
Artikel lesen

Diese Mindestlöhne gelten 2018 im Handwerk

Gilt für Dachdecker, Elektriker, Gebäudereiniger, Maler und Steinmetze: 2018 steigen die Mindestlöhne. In vielen Gewerken gelten sie seit dem Jahreswechsel.
Artikel lesen

Frustriert von der Mitarbeitersuche?

handwerk.com und die Schlütersche helfen Ihnen Ihre offenen Stellen einfach, zeit- und kostensparend mit den richtigen Kandidaten zu besetzen! Mehr als 500 Betriebe vertrauen uns bei der Mitarbeitersuche!

Jetzt Bewerber finden!

Wir haben noch mehr für Sie!

Praktische Tipps zur Betriebsführung und Erfahrungsberichte von Kollegen gibt es dienstags und donnerstags auch direkt ins Postfach: nützlich, übersichtlich und auf den Punkt.
Melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an - schnell und kostenlos!
Wir geben Ihre Daten nicht an Dritte weiter. Die Übermittlung erfolgt verschlüsselt. Zu statistischen Zwecken führen wir ein anonymisiertes Link-Tracking durch.
Ob Dachdeckerhandwerk, Elektrohandwerke oder Schornsteinfegerhandwerk. In einigen Gewerken steigen 2023 die Branchenmindestlöhne.

Politik und Gesellschaft

Branchenmindestlöhne: Das gilt 2023 im Handwerk

In vier Gewerken sind die Lohnuntergrenzen 2023 bereits gestiegen. Anfang Oktober zieht das Gerüstbauerhandwerk nun nach und erhöht den Mindestlohn um 75 Cent pro Stunde.

    • Politik und Gesellschaft
Am 30. Juni 2023 tagt die Mindestlohnkommission und entscheidet, ob die Lohnuntergrenze 2024 angehoben wird.

Personal

Wer entscheidet wann über die Erhöhung des Mindestlohns?

Der Bundesarbeitsminister „erwartet“ für 2024 eine „deutliche Steigerung" des gesetzlichen Mindestlohns. Doch er entscheidet nicht selbst über die Anhebung.

    • Personal, Politik und Gesellschaft
Das Dachdeckerhandwerk gehört zu den Gewerken, die zum 1. Januar 2024 den Branchenmindestlohn anheben.

Politik und Gesellschaft

Branchenmindestlöhne: Das gilt 2024 im Handwerk

2024 steigt nicht nur der gesetzliche Mindestlohn, in 6 Gewerken wird in diesem Jahr der Branchenmindestlohn angehoben.

    • Politik und Gesellschaft
Eine Person hält eine Hand voll Euro-Münzen

Politik und Gesellschaft

Mindestlohn soll 2024 auf 12,41 Euro steigen

Für 2024 empfiehlt die Mindestlohnkommission die Anhebung der Lohnuntergrenze um 41 Cent. Unter welchen Voraussetzungen tritt der neue Mindestlohn in Kraft?

    • Politik und Gesellschaft