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Strategie

Glaubensfrage Netzwerk: Muss es die Innung sein?

Netzwerken mit Kollegen will er schon, aber nicht in der Innung: Sascha Trynoga verrät, was ihm beim Netzwerken wichtig ist – und wo er fündig wurde.

Auf einen Blick:

  • Sascha Trynoga hat sich lange gegen das Netzwerken gewehrt, es schließlich doch ausprobiert – und war enttäuscht.
  • Dann hat er es noch einmal ausprobiert – und ist plötzlich begeistert. Seine Netzwerke helfen ihm beim Erfahrungsaustausch mit Gleichgesinnten und der Positionierung als Spezialist im Web.
  • „Quasi die Innung 2.0“, sagt er selbst von seinen Netzwerken. Auch wenn sie mit der Innung nichts zu tun haben.

Es gibt ja mittlerweile für alles ein Netzwerk im Handwerk. Nur: Braucht man das? Gerade in den aktuellen Hochkonjunkturzeiten, die wir alle so geil finden. Ich sage: ja. Warum? Ich hole kurz aus ... dauert nicht lang.

Ich habe mich jahrelang schwergetan mit Netzwerken. Also, ich meine, mit diesen richtigen Netzwerken. Nicht, dass jetzt die Vermutung entsteht, ich leide an Sozialphobie. Und wenn, versuche ich, es zumindest zu überspielen.

Nein, der wahre Grund ist: Der Eintritt in so ein echtes Netzwerk fühlte sich für mich immer an wie eine Art Verlust der Unabhängigkeit. Eigenbrötler halt. Soll es geben. Mist, doch eine Phobie!

Auf der anderen Seite ist der Mensch an sich nun mal nicht gerne alleine. Auch wenn ich gerne mein eigener Herr und Chef bin: Der Wunsch nach Zugehörigkeit gehört irgendwie zu unserer emotionalen Grundausstattung.

Erster Anlauf als organisierter Netzwerker: nicht mein Ding

Also habe ich vor einiger Zeit meine ersten Erfahrungen gesammelt, in einem gewerkeübergreifenden Netzwerk. Und gemerkt: Zugehörigkeit allein genügt nicht, es muss schon passen.

Nach knapp einem Jahr hatte ich die Schnauze voll. Hohe Fluktuation. Zwischenmenschliches Gedöns. Mein Gedanke dazu: Firmen, die gewerkeübergreifend zusammenarbeiten, finden sich über Jahre. Dir jemanden vor die Nase zu setzen und zu sagen: „ihr solltet jetzt kooperieren“, das klappt nicht immer. Jedenfalls für mich nicht.

Zweiter Anlauf: Netzwerken im Gewerk – ohne Innung!

Nach zwei Jahren Heilung bin ich wieder in einem Netzwerk gelandet. Nur Maler. Deutschlandweit vernetzt. Deine Maler: Mein Maler. Das Ziel: gemeinsam mehr erreichen. Unter Gleichen. Modernes Marketing, Austausch, Jammern, Helfen, Lernen. Und das ohne die örtliche Nähe. Das macht irgendwie offener. Man redet ja. Auch hinter dem Rücken. Leider.

Meine Heilung war scheinbar so allumfassend, dass ich sogar in einem weiteren Netzwerk gelandet bin: Ein Netzwerk für Spezialisten, die sich genau auf einen bestimmten Bereich konzentrieren: fugenlose Oberflächen und schicke Wandgestaltungen. Das wird so kommuniziert. Spitz statt breit.

Lerneffekt: Wann sind Netzwerke sinnvoll?

Wofür braucht man denn jetzt diesen ganzen Netzwerk-Wahn?

  • Noch mehr Anfragen und Aufträge? Och, hör mir auf! Ich finde ja nicht mal Fachkräfte und wir sind jetzt schon bei 120 % Auslastung. Noch mehr Anfragen mit geringer Auftragsqoute gleich Zeitaufwand für lau.
  • Helfen. Ein gut aufgezogenes Netzwerk vorausgesetzt, hilft man sich. Eine Möglichkeit, oder? Facharbeiter-Austausch vielleicht. Der eine kann das besser, der andere jenes. Und generell: Erfahrungsaustausch.
  • Gemeinsam stärker. In der heutigen Zeit ist es total kompliziert (oder auch: teuer!) geworden, sich alleine online perfekt zu positionieren. Netzwerkplattformen haben mehr Dynamik, mehr Content. Speziell auf Dich zugeschnitten. Thema Sichtbarkeit.
  • Gemeinsam größer auftreten. Stichwort: Einkaufsgemeinschaft.
  • Menschen. Ein Netzwerk muss passen. Genau auf dieser einen Ebene: Menschen. Der oder die, die es führen und/oder die Einzelnen, die es lebendig machen.

Keine Innung – aber so ähnlich!

So, und warum bin ich nicht in der Innung? Da gibt es doch irgendwie Parallelen, zumindest zu meinem Maler-Netzwerk. Ja, gibt es, das ist quasi die Innung 2.0. Hoppla! Aber mehr auch nicht. Es ist nicht nur meine Ansicht, dass das alteingesessene Netzwerk namens Innung etwas angestaubt daherkommt. Glaubensfrage Netzwerk: Muss es die Innung sein? Ich unterhalte mich regelmäßig mit Kollegen aus ganz Deutschland über das Thema ... „Das spannendste sind die jährlichen Ehrungen.“ oder „Die könnten alle unsere Väter sein.“

Mal abgesehen von so tiefsitzenden, traumatischen Vater-/Sohn-Konflikten. Weitergedacht wird das Ganze zu einer interessanten, vielleicht auch provokanten Frage: Werden „privat“ organisierte Netzwerke Innungen irgendwann ablösen? Oder haben sie das schon? Oder ergänzen sie diese nur? Meine Generation (Ich wollte erst irgendwas mit jung schreiben, aber das wäre gelogen, muss ich mir eingestehen.) scheint überwiegend nicht daran interessiert ... müssten wir aber irgendwie. Woher soll der frische Wind sonst kommen?

Abschließend bleibt für mich die Erkenntnis: Wer nicht probiert, kann auch nichts dazugewinnen. Welches Netzwerk zu dir passt, das musst Du leider selbst herausfinden. Das kostet ab und zu tatsächlich und wortwörtlich Lehrgeld. Aber dabei darf auch nicht vergessen werden, dass so manche Netzwerkidee langfristig ausgelegt ist und Ergebnisse nicht von heute auf morgen zu erwarten sind.

Sascha Trynoga ist Malermeister aus Wuppertal, zählt zu den Digital Natives seiner Branche und berichtet in seinem Blog blog.malertrynoga.de und hauptsächlich auf Facebook und Instagram über seinen Berufsalltag.

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