Auf einen Blick:
- Platzt Ihr Lager aus allen Nähten, haben Sie erhöhten Suchaufwand wegen fehlender Ordnung und eingeschränkte Einkaufs-Flexibilität.
- Fifo, Lifo oder chaotisch? Wählen Sie das passende Lagerverwaltungssystem.
- Eine Alternative zum eigenen Lager ist die gemeinsame Nutzung des Raums mit anderen Betrieben.
- Wenn Sie überwiegend mit den Produkten eines Anbieters arbeiten, ist ein „Konsignationslager“ vielleicht die beste Lösung für Sie.
Ordnung im Lager spart Zeit und Geld. Wie stellen Sie Ihre Lagerorganisation auf sichere Beine? Und welches Verwaltungssystem passt zu Ihrem Bedarf? Zwei Expertinnen erläutern, worauf Sie achten müssen: Katja Tischer, die sich mit ihrem Team auf strategische Einkaufslösungen spezialisiert hat, und Hanna Esper, Expertin für Lagerlogistik und Materialwirtschaft.
Entfernen Sie Überflüssiges, dann haben Sie wieder mehr Platz
Ein vollgestopftes Lager ist unübersichtlich. Mancher Handwerker denkt in solchen Fällen an zusätzlichen Lagerraum. Das ist nicht immer sinnvoll. Katja Tischer: „Ihr Lager muss nicht unbedingt die falsche Größe haben. Horten Sie dort Dinge, die Sie nicht benötigen, besteht Handlungsbedarf.“ Denn neben erhöhtem Suchaufwand treten weitere unerwünschte Effekte auf: „Haben Sie zu viele Bestände im Lager, wird der flexible und preisorientierte Einkauf schwierig. Denn Sie müssen zunächst das vorhandene Lagergut verwerten.“
Meistens hilft laut Hanna Esper zunächst eine kritische Überprüfung des Bestands und des Materialflusses. „Im Blick stehen sollten zum Beispiel Ladenhüter. Entsorgen Sie Erzeugnisse, für die es keine Bedarfe gibt oder die vom Haltbarkeitsdatum abgelaufen sind.“ Sie fügt hinzu: „Finden Sie B-Ware, sollten Sie diese möglichst schnell verwerten. Vielleicht können Sie damit eine Sonderaktion bei Kunden durchführen. Dann haben Sie schon bald wieder mehr Platz.“
Das Lagerhaltungs-System muss zu Ihnen passen
Ordnung und schnellen Überblick schaffen auch verschiedene Lagerhaltungs-Prinzipien. Tischer: „Ein sehr bekanntes System ist FIFO – first-in-first-out. Das, was neu kommt, wird nach hinten sortiert, damit die ältere Ware als erstes entnommen wird.“ Sie erläutert, dieses Prinzip sei wichtig, wenn es um Erzeugnisse mit eingeschränkter Haltbarkeit ginge oder auslaufende Chargen, für die es keine Nachlieferungen mehr gebe.
Auch die umgekehrte Sortier-Reihenfolge ist möglich. Esper: „Das ist LIFO – last-in-first-out. Hierbei werden die zuletzt erworbenen Bestände zuerst wieder verbraucht.“ Das Lifo-Prinzip werde aus bilanztechnischen Gründen angewendet. „Kauft ein Handwerksbetrieb im Lauf eines Jahres identische Waren zu verschiedenen Preisen, muss klar sein, welche davon am Schluss noch im Lager sind – die günstigen oder die teuren.“ Mit Lifo vereinfache sich die Zuordnung der Waren zur richtigen Preiskategorie.
In manchen Betrieben wird die chaotische oder dynamische Lagerung eingesetzt. Waren haben keinen festen Platz, sondern sie werden dorthin gelegt, wo Freiraum ist. „Das ist dann sinnvoll, wenn jedes eingelagerte Stück automatisiert abgelegt und entnommen wird“, sagt Esper. Nur mit digitalisierter Warenverwaltung ist ein chaotisches Lager übersichtlich. Doch ein solches System bedeutet eine große finanzielle Investition und muss gründlich überlegt sein.
Schnell an die richtigen Sachen herankommen
Um Produkte zeitsparend einzulagern, gibt es eine einfache Vorgehensweise. Sie nennt sich ABC-Methode. „Dinge, die oft benötigt werden, so genannte A-Artikel, sollten möglichst weit vorne in Griffnähe einsortiert werden“, erläutert Esper. Mit B klassifizierte Artikel werden nur manchmal gebraucht und können zum Beispiel auch in Schubladen liegen. „Selten benötigte C-Erzeugnisse lassen sich auch in fest verschlossene Kisten weiter weg platzieren.“
Einige Handwerksbetriebe nutzen nach Auskunft von Esper automatisierte Hilfsmittel, um schnell an bestimmte Waren zu kommen. Die Lagerlogistikerin beschreibt eine solche Vorrichtung: „Das kann zum Beispiel ein Greifarm sein, der automatisch eine bestimmte Menge an Schrauben entnimmt und in ein Gefäß füllt. Lästiges Auszählen oder Wiegen entfällt damit.“
Alternativen zum eigenen Lager
Bei unregelmäßiger Lager-Nutzung oder bei sehr geringen Beständen kann es sinnvoll sein, über Alternativen nachzudenken. Tischer nennt ein Beispiel: „Ab und zu nutzen mehrere benachbarte Betriebe etwa in einem Industriegebiet gemeinsam ein großes Lager.“ Jeder hat seinen festen Bereich für die eigenen Waren. Sie warnt jedoch: „Wenn etwas schiefgeht und zum Beispiel ein Unfall passiert, muss die Haftungsfrage klar geregelt sein.“ Es gibt aber noch eine andere Variante.
Wenn Sie etwa als Fliesenleger-Betrieb fast ausschließlich Materialien von einem Hersteller beziehen, kann dieser Ihnen möglicherweise ein „Konsignationslager“ auf Ihrem Werksgelände oder in unmittelbarer Nähe dazu aufbauen. Zuständig für die Lagerführung ist dann der Kooperationspartner. Tischer: „Sie bezahlen nur die Ware, die Sie auch tatsächlich abnehmen. Und der Gefahrenübergang für die Haftung erfolgt erst, nachdem Sie das Lagergut entnommen haben.“
Vorteile eines Konsignationslagers liegen in der schnellen Verfügbarkeit von Waren und den niedrigen laufenden Kosten. Hinzu kommt das geringe Risiko, zum Beispiel mit Haftungsfragen belangt zu werden. Tischer fügt hinzu, die Verträge für solche Läger liefen üblicherweise ein Jahr. Tischer: „Das Konsi-Lager ist für den Handwerker sehr bequem – und es bindet kein Kapital.“
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