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Foto: handwerk.com

Lenk- und Ruhezeiten

Schikane für Gespanne

Wer nicht nur um den Kirchturm fährt, muss aufpassen: Ohne Fahrtenschreiber ecken Gespanne schnell bei der Gewerbeaufsicht an.

#132;Wir sind bloß nach Salzgitter gefahren. #147; Der Schlenker ist Henning Hanebutt aus Hannover teuer zu stehen gekommen: 500 Euro Bußgeld. Wegen zehn Kilometern. Als der Dachdeckermeister den Auftrag in Salzgitter hatte, schickte er seine Leute wie üblich mit den Gespannen zur Baustelle #150; T4 und Sprinter plus Doppelachsenanhänger. Was er dabei übersah, trägt die Bezeichnung VO 3821/85.

Laut der EU-Verordnung hätte Hanebutt die Fahrzeuge nur in einem Umkreis von 50 Kilometern um die Firma einsetzen dürfen. Denn die Transporter und Hänger haben zusammen jeweils mehr als 3,5 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht. Und damit gelten für sie die Regeln des gewerblichen Güterverkehrs. Als wären sie Fernfahrer, hätten die Dachdecker für ihre 60 Kilometer lange Tour Fahrtenschreiber gebraucht, um die Lenk- und Ruhezeiten zu dokumentieren. Für Kontrolleure und Justiz ein klarer Fall.

Die Anzeige vom Gewerbeaufsichtsamt und den Bußgeldbescheid wollte der 34-jährige Unternehmer abschmettern. #132;Ich bin vor Gericht gezogen #147;, betont Hanebutt. Doch da kassierte er eine Schlappe. Am Ende sah er sich gezwungen, nachträglich Fahrtenschreiber einbauen zu lassen. Kosten? #132;1000 Euro pro Fahrzeug. #147;

Hanebutt ist kein Einzelfall, immer wieder ecken Handwerker an. So auch Roland Jensen aus Bissendorf in der Wedemark. Der Elektrotechnikermeister geriet mit einem Mercedes-Vito und Doppelachsenanhänger bei Kilometer 65 in eine Kontrolle. Obwohl in seinen zwölf Vito GPS-Geräte stecken ("Die erfassen akribisch die Lenk- und Ruhezeiten."), blieb auch ihm nichts anderes übrig, als Fahrtenschreiber einbauen zu lassen.

Der 55-Jährige stellt klar: Die EU-Verordnung ist veraltet, Handwerker haben heute Kunden in 200 bis 300 Kilometer Entfernung und müssen mobil sein. #147;

Digitaler Tacho jetzt Pflicht
Die Bürokraten in Brüssel scheint das wenig zu interessieren. Denn jetzt kommt es sogar noch dicker für Betriebe. Seit 1. Mai müssen Neufahrzeuge mit über 3,5 Tonnen oder mehr als neun Sitzen einen digitalen Fahrtenschreiber haben (Link: Digitaler Tacho). Die Transporterhersteller bauen die neuen Tachos zwar serienmäßig ein. Doch damit ist es nicht getan. Um die Geräte nutzen zu können, müssen Betriebe Chipkarten und eine spezielle Software anschaffen. #132;Die nächste Schikane für uns Handwerker #147;, ärgert sich Jensen.

Lesen Sie auf der zweiten Seite die neuen Regeln zum digitalen Tacho!

Digitaler Tacho: Was Sie wissen sollten

Mit den Geräten will die EU die Arbeitszeiten von Brummi-Lenkern besser im Auge behalten. Umstellen müssen sich aber auch Handwerker. Das sollten Sie wissen:

Fahrtenschreiber: Vorgeschrieben ist der digitale Tacho für neu zugelassene Nfz ab 3,5 Tonnen oder neun Sitzen (Stichtag 1. Mai). Analoge Geräte in älteren Nfz müssen nur ersetzt werden, wenn das ganze Tachosystem ausfällt.

Datenerfassung: Der Fahrtenschreiber speichert u.a. Lenk-,

Arbeits- und Ruhezeiten, Motordrehzahlen, gefahrene Geschwindigkeiten sowie Arbeitsvorgänge am Fahrzeug (z.B. Tacho-Kalibrierung und -Checks).

Fahrerkarte: Jeder Fahrer braucht eine eigene Chipkarte. Voraussetzung ist der EU-Führerschein (im Scheckkartenformat). Die Karte kostet etwa zwischen 32 und 42 Euro und gilt fünf Jahre. Ausgegeben wird sie von den Führerscheinstellen.

Unternehmerkarte: Sie ist erforderlich, um die Daten vom Tacho herunterladen zu können. Sie kostet zwischen 30 und 42 Euro und muss nach fünf Jahren verlängert werden. Ausgestellt wird diese Karte von den Gewerbeaufsichtämtern.

Datensicherung: Die Daten auf den Fahrerkarten müssen Sie spätestens nach 28 Tagen auf den PC übertragen. Die Daten auf dem Tacho spätestens alle drei Monate. Alle Datensätze gilt es, zwei Jahre zu archivieren. Die spezielle Hard- und Software müssen Sie extra kaufen ("Digitale Fahrtenschreiber auf einen Blick").

Wartung: Bevor Sie das Gerät einsetzen können, muss das Kfz-Kennzeichen auf dem Chip gespeichert werden. Das darf nur eine autorisierte Werkstatt. Einmal in Betrieb muss der digitale Tacho alle zwei Jahre zum Check.

Kartenverlust: Der Fahrer ist für seine Karte verantwortlich. Einen defekten Plastikstreifen muss er bei der Ausgabestelle zurückgegeben. Er darf dann höchstens 15 Tage ohne Karte weiterarbeiten. Und am Ende jeder Tour muss er die Daten am Tacho ausdrucken. Im Falle eines Diebstahls oder Verlustes muss der Fahrer innerhalb von sieben Tagen Ersatz beantragen.

Auf der nächsten Seite finden Sie eine Übersicht zu aktuellen Fahrtenschreibern.

Marktüberblick: Digitale Fahrtenschreiber

Zurzeit gibt es drei digitale Fahrtenschreiber, die von der EU zugelassen sind. Was die Funktionen angeht, unterscheiden sie sich kaum. Bevor Sie nachrüsten, sollten sie aber die Gesamtkosten genau vergleichen: Zum Preis für das Endgerät (Tabelle) kommen noch etwa 200 bis 300 Euro für den Tachogeber und die Leitung.

Je nach Anbieter extra zu Buche schlagen auch die Software und das Download-Werkzeug. Beispiel: Der Downloadkey für den DTCO etwa kostet 250 Euro. Für selbstfahrende Unternehmer reicht das Gerät , um der Archivierungspflicht nachzukommen. Das TIS-Office "Starter Kit" für kleinere Flotten kostet 520 Euro. Der Preis von TIS-Web hängt ab von Fuhrparkgröße, Nutzerzahl und Zahl der Auswertungen. Bei einem Fuhrpark mit einem Benutzer (Flottenmanager) und zehn Fahrern kostet die einfachste Version für die reine Archivierung 30 Euro pro Monat. Will man Auswertungen machen, kommen 40 Euro pro Monat hinzu. Außerdem fällt eine einmalige Registrierungsgebühr von 98 Euro an.

Digitale Fahrtenschreiber auf einen Blick

Gerät

DTCO 1381

Smartach

SE5000

Anbieter

Siemens VDO

I+ME ACTIA GmbH

Stoneridge GmbH

Internet

www.siemensvdo.com

www.smartach.de

www.stoneridge-electronics.com

Zusätzl. Hardware

Downloadkey: Stick zum Auslesen Daten aus dem Tachospeicher.

D-Box: Das Herunterladen und Lesen vom Tacho. Dank integrierten Chipkarte-Lesers auch direkt von Karten möglich.

Optac-Stick: Mobiles Download-Werkzeug für kleine Flotten.

Cito: Downlaod-Werkzeug mit Speicherkapazität, die für 20 Geräte reicht.

Zusätzl. Software

TIS-Office und TIS-Web: Datenanalyse und -archivierung.

Tachostore für die Datenarchivierung.

Optac-Programm: Analyse und Archivieren von Daten.

Gerätepreis (netto)

ca. 800 Euro

ca. 900 Euro

ca. 700 Euro

(mfi)

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