Auf einen Blick:
- Die Zahl der weiblichen Azubis in typischen Männerberufen steigt langsam, ergibt eine aktuelle Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (Kofa).
- Ein Baubetrieb hat kürzlich eine Maurerin ausgebildet und war sehr zufrieden damit. Doch auf weitere Bewerbungen von potenziellen weiblichen Azubis wartet der Betrieb vergebens.
- Die Kofa gibt Handwerksbetrieben Tipps, wie sie junge Frauen als Zielgruppe bei der Stellensuche ansprechen können.
Erst vor Kurzem hat im Baubetrieb Bauwerk zum ersten Mal eine Maurerin die Ausbildung abgeschlossen – in verkürzter Zeit und „mit einem tollen Ergebnis“. „Alle Bedenken unserer männlichen Gesellen, ob sie beispielsweise in puncto Hebekraft überzeugen kann, hatten sich schnell in Luft aufgelöst“, berichtet Kirstin Rathmann, Architektin und Energieberaterin für Baudenkmale in dem 4-Mann-Unternehmen aus dem niedersächsischen Ahmstorf. Schon in ihrem Praktikum habe die junge Handwerkerin Können und Interesse bewiesen. Seitdem wünschen sich Rathmann und ihr Mann mehr Bewerbungen von Frauen – leider bisher ohne Erfolg.
Frauenanteil in "Männerberufen" leicht gestiegen
Diesen Wunsch hat offenbar nicht nur der Betrieb aus Niedersachsen. Denn obwohl sich etwas tut in den männertypischen Berufen, ist die Zahl der jungen Frauen, die dort eine Ausbildung anstreben, relativ gering. Das belegt eine Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (Kofa), das die Veränderung des Frauenanteils in Männerberufen untersucht. Das Ergebnis:
- Um knapp 13 Prozent gestiegen ist der Frauenanteil in „männertypischen Engpassberufen“ von 2013 bis 2017. Zwar habe sich der Fachkräfteengpass in fast allen Berufen verschärft. In Branchen, in denen der Frauenanteil gestiegen ist, war diese Entwicklung jedoch weniger stark.
- Im gesamten dualen Ausbildungssystem ist die Zahl der Frauen laut der Studie gesunken: Während 2002 noch 42 Prozent der Frauen eine Ausbildung begannen, waren es 2018 nur noch 37 Prozent. Zudem konzentrierte sich über die Hälfte aller Bewerberinnen auf nur zehn Ausbildungsberufe.
Zielgruppengerechte Ansprache
Um mehr junge Frauen für die Arbeit in männertypischen Ausbildungsberufen zu begeistern, braucht es aber nicht nur Betriebe, die junge Frauen einstellen. Es brauche auch die Offenheit der Bewerberinnen selbst.
- Betriebe könnten diesen Aspekt berücksichtigen, indem sie bei der Azubi-Suche die Zielgruppe Mädchen gezielter ansprechen, heißt es in der Kofa-Studie:
- Arbeitgeber sollten aufzeigen, welche Möglichkeiten in der Ausbildung bestehen und wie junge Frauen ihre Interessen entfalten können.
- Weibliche Auszubildende sollten zudem häufiger als Vorbilder oder Botschafterinnen eingesetzt werden, beispielsweise in Schulen oder auf Ausbildungsmessen, schlagen die Autoren der Studie vor.
"Frauen arbeiten oft ergebnisorientierter"
Für Kirstin Rathmann von Bauwerk spielt bei der Bewerbersuche das Geschlecht keine Rolle. Wenn der Baubetrieb Stellen zu vergeben habe, werde nur nach Eignung entschieden. Sie und ihr Mann seien offen gegenüber Bewerbungen von Frauen. Der Grund: „Frauen arbeiten oft ergebnisorientierter als Männer.“ Doch leider gebe es nach wie vor Vorurteile gegen Frauen auf der Baustelle.
Ihre Meinung: Was tun Sie, um Frauen offensiv als Bewerberinnen zu gewinnen? Wie sind Ihre Erfahrungen mit weiblichen Auszubildenden in männertypischen Berufen? Schreiben Sie an jahn@handwerk.com oder kommentieren Sie hier.
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