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Female office worker is tired of work and exhausted. She has burned down and has depression.

Inhaltsverzeichnis

Auszeiten sind wichtig

Ständige Erreichbarkeit – Segen und Fluch

Für Unternehmer ist es ein Vorteil, immer erreichbar zu sein. Doch wer ständig gedanklich im Beruf ist, kann kaum abschalten. Es gibt zum Glück einen Mittelweg.

Auf einen Blick:

  • Wer immer volle Leistung bringt, braucht vollständige Erholung.
  • Auch wenn sich ständiges Denken an die Arbeit zunächst wie positiver Stress anfühlt, können sich schnell schädliche Auswirkungen bemerkbar machen.
  • Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf das, was gerade dran ist.
  • Organisieren Sie Erreichbarkeit und Entspannungsphasen.
  • Machen Sie den Selbst-Test, ob die Arbeit in Ihrem Leben eine zu große Rolle spielt.

Eigentlich ist die Rufumleitung aufs Smartphone ein nützliches Hilfsmittel. Kein Telefonat entgeht Ihnen und Sie haben zu jeder Zeit alle Fäden in der Hand. Andererseits fallen das Abschalten und Entspannen durch ständige Erreichbarkeit schwer. Zwei Anti-Stress-Spezialistinnen und Business-Coachs sagen, wie Sie beides unter einen Hut bringen.

Nur mit Erholungsphasen können Sie immer wieder Vollgas geben

Engagierte Jungunternehmer scheinen manchmal kaum Schlaf und Erholung zu benötigen. Doch spätestens in höherem Lebensalter fordern Körper und Seele stärker nach Zeitabschnitten, in denen es um anderes als um berufliche Inhalte geht. Denn eins ist sicher, sagt Gisela Hövermann: „Richtige Erholung kann nur dann eintreten, wenn wir die übliche Arbeitsroutine komplett verlassen.“

Wer auch an freien Tagen ständig durch Anrufe, Whatsapp- oder E-Mail-Nachrichten an den Beruf erinnert wird, kommt dadurch in Stress. Die Belastung bleibt oft lange Zeit versteckt. Hövermann: „Als erstes bemerken Sie vielleicht, dass Sie schlecht einschlafen können. Oder Sie wachen nachts auf, weil Ihre Gedanken um die Firma kreisen.“ Der Schlafmangel ist ein weiterer Stressfaktor. Sie fühlen sich erschöpft und die Konzentrationsfähigkeit lässt nach.

Sie warnt: „In extremen Fällen können manche Menschen irgendwann vor Erschöpfung gar nicht mehr arbeiten.“ Es kommt auf das ausgewogene Verhältnis von Arbeit und Entspannung an. Hövermann betont, dass es darüber hinaus wichtig ist, sich gedanklich auf das zu konzentrieren, was gerade passiert. „Wenn Sie arbeiten, denken Sie daran. Und wenn Sie mit Ihren Kindern ein Brettspiel machen, sind Sie geistig voll dabei.“

Organisieren Sie Ihre Erreichbarkeits- und Pausenzeiten

Wibke Schindler empfiehlt, klare Strukturen für Erreichbarkeit und Auszeiten festzulegen. „Viele Menschen reagieren sofort, wenn eine E-Mail oder eine andere Nachricht bei ihnen eingeht.“ Sobald ein Klingelton am Smartphone ertönt oder ein Benachrichtigungssignal im E-Mail-Programm erscheint, wird die Nachricht gelesen. „Dadurch werden Sie von Ihrer eigentlichen Aufgabe abgelenkt und brauchen mehr Zeit für deren Erledigung.“

Wenn Sie also nicht gerade auf eine dringende Nachricht warten, kontrollieren Sie die Posteingänge nach Abschluss Ihres Vorhabens. „Abgesehen davon ist es sowieso sinnvoll, sich für wichtige Aufgaben abzuschirmen“, sagt Schindler. „Informieren Sie Ihre Mitarbeiter, dass Sie etwa für die nächste Stunde nicht zu sprechen sind.“ Inhaber von Ein-Mann-Betrieben können einen Anrufbeantworter einschalten oder auch einen externen Telefonservice beauftragen, sofern möglich.

Trennen Sie berufliche und private Nachrichten

Gehen viele Nachrichten auf einem Kanal wie dem Handy ein, bedeutet das Stress für den Empfänger. Verstärkt wird der Druck, wenn sich dann auch noch private mit beruflichen Informationen mischen. Laut Schindler ist es besser, diese zu trennen. Dafür kann die Nutzung eines speziellen Dienst-Handys hilfreich sein. „Dann ist klar, dass Nachrichten auf diesem Gerät nur mit dem Beruf zu tun haben.“

Über die auf dem Diensthandy installierten Apps sagt sie: „Wenn Sie mit Ihren Kunden nur per Mail oder Telefon Nachrichten austauschen, reicht es, wenn Whatsapp und Facebook-Messenger auf dem Privat-Handy genutzt werden.“ Sie fügt hinzu: „Und das private Gerät nutzen Sie bestenfalls nur in der Pause, sofern keine Notfälle ständige Erreichbarkeit erfordern.“ Ihr Fazit: „Oft reichen schon Kleinigkeiten aus, um besser zwischen Beruf und Privatleben hin und her zu schalten.“

Wieviel Raum nimmt die Arbeit in Ihrem Leben ein? Gisela Hövermann empfiehlt den „Torten-Test“:

Ob Sie in Gefahr sind, Ihrer Arbeit zu viel Raum zu geben, können Sie durch einen „Torten-Test“ ermitteln. Sie müssen dazu drei Kreise zeichnen. Jeden davon teilen Sie in Tortenstücke ein, die für Ihre Lebensbereiche stehen wie zum Beispiel Arbeit, Familie, Freunde, Hobby, Sport. Ein großes Stück bedeutet viel Raum, ein kleines wenig.

Der erste Kreis steht für die reale Zeit, die Sie jedem Thema widmen. Der zweite bezeichnet die Menge der Gedanken, die um diesen Lebensbereich kreisen. Die dritte Torte beschreibt den idealen Wunschzustand.

Auswertung:

Im grünen Bereich sind Sie, wenn in den ersten beiden Kreisen ein für Sie ausgewogenes Verhältnis von Arbeit und Ausgleich besteht – und wenn die Einteilung in beiden Torten übereinstimmt. Dann besteht kein Änderungsbedarf.

Weicht die Einteilung des ersten Kreises (reale Zeit) stark von der des zweiten (Gedanken) ab, droht Unzufriedenheit. Beispiel: Sie verbringen zwar viel Zeit mit Ihrer Familie, doch Sie denken dauernd an die Arbeit. Dieser Zustand wird durch ständige berufliche Erreichbarkeit gefördert.

Zeichnen Sie nun einen dritten Kreis mit idealer Zeiteinteilung. Überlegen Sie, wie Sie dies in Ihrem Leben organisieren können. Ändern Sie Ihre neue Zeiteinteilung in kleinen Schritten. Konzentrieren Sie sich voll und ganz auf das, was Sie gerade tun, gewinnen Sie mehr Freude an der Arbeit und mehr Lebenszufriedenheit.

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