Foto: Jeanette Dietl, stock.adobe.com

Inhaltsverzeichnis

Personalführung

Fehlzeiten-Gespräche führen – besser zart als hart

Wenn ein Mitarbeiter sich dauernd krankmeldet, ist ein Fehlzeiten-Gespräch nötig. Dabei kommt es ganz besonders auf passende Formulierungen an.

Auf einen Blick:

  • Das Fehlzeiten-Gespräch kann nur dann gelingen, wenn der Mitarbeiter mit Ihnen kooperiert. Hat er zum Beispiel den Eindruck, Sie halten ihn für einen Simulanten, blockt er ab.
  • Zeigen Sie nach jeder krankheitsbedingten Abwesenheit wertschätzende Anteilnahme.
  • Die direkte Frage nach der Diagnose ist unzulässig. Erlaubt sind Fragen nach der voraussichtlichen Dauer der Krankheit, ob sie durch betriebliche Bedingungen verursacht wurde oder ob es sich um einen Unfall mit Bezug zum Unternehmen handelt.
  • Bleiben Sie sachlich und beschreiben Sie nur Ihre Wahrnehmung, statt das Verhalten des anderen zu interpretieren.
  • Signalisieren Sie dem Betroffenen, dass Sie vonseiten des Betriebs alles tun werden, um ihn bei seiner Genesung zu unterstützen.
  • Führen Sie durch Aufzeigen einer Lösung eine Win-Win-Situation herbei.

Ein Kommunikations-Experte und ein Fachanwalt für Arbeitsrecht geben Tipps, wie Sie das Thema „Fehlzeiten durch Krankheit“ geschickt ansprechen. Denn neben diplomatischer Gesprächsführung können auch juristische Gesichtspunkte eine Rolle spielen. Worauf ist zu achten?

Wann Sie ein Fehlzeiten-Gespräch führen sollten

Ein Fehlzeiten-Gespräch soll dazu dienen, gemeinsam mit Ihrem Mitarbeiter herauszufinden, ob es betriebsbedingte Ursachen für seine Abwesenheit gibt – und wie diese beseitigt werden können. Business-Coach Ottmar Wander aus Weyhe betont: „Das kann nur gelingen, wenn Sie einfühlsam vorgehen. Sonst besteht die Gefahr, dass der Mitarbeiter Ihnen keine verwertbaren Informationen gibt.“ Manche Menschen schämten sich für eine angeschlagene Gesundheit und würden deshalb nur ungern darüber sprechen.

„Sprechen Sie Ihre Mitarbeiter nach jeder krankheitsbedingten Abwesenheit an, und zwar teilnehmend-fürsorglich“, rät Wander. Das gelte auch für kurze Ausfälle. „So bleiben Sie in Verbindung mit Ihren Leuten. Diese merken dadurch, dass ihr Wohlergehen Ihnen wichtig ist.“ Der Chef solle unbedingt den Eindruck vermeiden, dass rein wirtschaftliche Interessen für ihn im Vordergrund stehen.

Holen Sie den Mitarbeiter ins Boot, statt ihn an die Wand zu stellen

Wander empfiehlt Vorgesetzten, unbedingt freundlich und sachlich zu bleiben. Zunächst nennt er ein Negativ-Beispiel: „Sie sind ja schon wieder krank gewesen – was ist denn eigentlich los?“ Wer so angesprochen würde, mache automatisch dicht. „Mit diesem Spruch interpretieren Sie sofort etwas Schlechtes in die Abwesenheit des Angestellten hinein.“ Besser sei es, die eigene Wahrnehmung zu beschreiben: „Sie waren drei Tage weg. Ich hoffe, es geht Ihnen jetzt wieder ein bisschen besser.“

Besonders negativ wirkt es sich laut Wander aus, wenn der Chef dem Mitarbeiter Zweifel an dessen Glaubwürdigkeit signalisiere. Auch das Hervorrufen von Schuldgefühlen wegen der Abwesenheit führt dem Coach zufolge zu ähnlichen Folgen. „Emotionaler Druck bei diesem Thema stört das Vertrauensverhältnis. Und dann laufen Sie mit Ihrem Klärungs-Anliegen vor die Wand.“

Auch Michael Ketzinger, Fachanwalt für Arbeitsrecht aus Bielefeld, rät dringend von harscher Vorgehensweise ab. „Entscheidend ist, dass dem Mitarbeiter seine Krankheit nicht vorgeworfen wird. Denn er soll ja für das Ziel der Fehlzeitenreduzierung gewonnen werden.“ Er fügt hinzu: „Zeigen Sie ihm, dass Sie seine Abwesenheit bedauert haben und sich über seine Genesung freuen.“

Direktes Fragen nach der Krankheit ist rechtswidrig

Die einfühlsame Vorgehensweise hat einen weiteren Vorteil: Sie dürfen ohnehin nicht nach der Diagnose fragen. „Das ist rechtswidrig und stellt einen Eingriff ins Persönlichkeitsrecht Ihres Angestellten dar“, sagt Ketzinger. Erlaubt seien Fragen nach der wahrscheinlichen Dauer der Erkrankung und nach einer Verbindung mit der Arbeit oder dem Betrieb. „Besteht ein Zusammenhang, müssen Sie ermitteln, was Sie von Unternehmensseite aus zu seiner Genesung beitragen können.“

Wander schlägt zu diesem Zweck folgende Formulierung vor: „Wie können wir die Umstände hier so gestalten, dass Sie gut zurechtkommen?“ Infrage kämen oft eine vorübergehende Reduzierung der Arbeitszeit oder eine Umverteilung der Aufgaben im Team. „Der Wechsel des Arbeitsplatzes ist die am weitesten reichende negative Konsequenz.“ Eine Win-Win-Situation bestehe dann, wenn sich beide Seiten arrangierten. „Und das sollte Ihr wichtigstes Ziel sein“, unterstreicht der Coach.

Warum Mitarbeiter trotzdem manchmal mauern

Manchmal passiert es trotz der besten Gesprächsführung, dass Mitarbeiter bei Fehlzeitengesprächen abblocken. Sie als Arbeitgeber erhalten keine Informationen über mögliche Hintergründe der Abwesenheit und wie Sie zur Genesung Ihres Belegschaftsmitglieds beitragen können.

Wander hat eine Erklärung: „Dahinter steckt immer eine Angst.“ Befürchtungen in Zusammenhang mit Krankheiten und dem Arbeitsplatz gebe es viele. „Es könnte die Angst sein, nicht mehr zum Team zu gehören und plötzlich eine Sonderrolle zu spielen.“ Auch die Furcht vor Spötteleien oder eine ablehnende Reaktion von Kunden lähme manchem Erkrankten die Zunge.

Die Herausforderung für Sie als Chef besteht in diesem Fall darin, die eigentliche Ursache für die Blockadehaltung Ihres Mitarbeiters herauszufinden. Und das geht nur mit Geduld, scharfer Beobachtung und den richtigen Fragen. Wander: „Sie können auch vorsichtig versuchen, über die anderen Teammitglieder Informationen über die Gesamt-Situation im Betrieb zu erhalten.“ In zerfahrenen Fällen könne auch das Einschalten eines externen Beraters, Coachs oder Mediators weiterhelfen.

Auch interessant:

Kritikgespräche professionell führen

Ein Geselle überzieht seine Pausen. Oder füllt die Stundenzettel nicht richtig aus. Etwas stört Sie gewaltig, aber Sie wollen keine Kündigung riskieren oder das Klima vergiften. Hier lesen Sie, wie Sie fair und sachlich Kritik üben können.
Artikel lesen

So steigern Sie Ihre natürliche Autorität

Es gibt Chefs, die wirken allein durch ihre Person. Andere werden trotz ihrer beruflichen Position nicht ernst genommen. Doch natürliche Autorität ist erlernbar.
Artikel lesen
Fehlzeiten-Gespräche führen – besser zart als hart > Paragraphs > Image Paragraph
Fehlzeiten-Gespräche führen – besser zart als hart > Paragraphs > Image Paragraph

Frustriert von der Mitarbeitersuche?

handwerk.com und die Schlütersche helfen Ihnen Ihre offenen Stellen einfach, zeit- und kostensparend mit den richtigen Kandidaten zu besetzen! Mehr als 500 Betriebe vertrauen der uns bei der Mitarbeitersuche!

Jetzt Bewerber finden!

Wir haben noch mehr für Sie!

Praktische Tipps zur Betriebsführung und Erfahrungsberichte von Kollegen gibt es dienstags und donnerstags auch direkt ins Postfach: nützlich, übersichtlich und auf den Punkt.
Melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an - schnell und kostenlos!
Wir geben Ihre Daten nicht an Dritte weiter. Die Übermittlung erfolgt verschlüsselt. Zu statistischen Zwecken führen wir ein anonymisiertes Link-Tracking durch.
Rückenleiden sind im Handwerk verbreitet: Mit dem Alter der Beschäftigten steigt der Anteil der Fehltage, die auf das Konto von Muskel- und Skeletterkrankungen gehen.

Untersuchung der IKK classic

Fehlzeiten-Analyse: Warum sich Handwerker krank melden

Atemwegserkrankungen sind der häufigste Grund für eine Krankmeldung bei Handwerkern. Doch die meisten Fehltage haben einen anderen Grund – vor allem in den Bau- und Ausbaugewerken.

    • Panorama, Personal
Lieber erstmal auskurieren: Mitarbeiter, die sich vom Arbeitgeber gut behandelt fühlen, schleppen sich selten krank zur Arbeit.

Personal

Fehlzeitenreport: Sozialere Betriebe haben gesündere Mitarbeiter

Fast 5 Fehltage pro Jahr und Mitarbeiter weniger: So viel macht es im Schnitt aus, wenn Mitarbeiter ihren Arbeitgeber als sozialverantwortlich einstufen.

    • Personal, Work-Life-Balance

Professionell Schreiben

10 Tipps: So formulieren Sie Ihre Geschäftspost richtig

Mit antiquierten Floskeln und hochtrabenden Formulierungen können Sie keine Kunden mehr begeistern. 10 Tipps für Ihre erfolgreiche Geschäftspost.

    • Marketing
AdobeStock_72467941.jpeg

Formulierungen

Muster: So bedanken Sie sich bei Kunden für den Auftrag

Die Unterschrift ist da, der Auftrag in trockenen Tüchern. Doch wie bedanken Sie sich bei Kunden dafür? Mit diesen Formulierungen liegen Sie richtig.

    • Marketing und Werbung