Auf einen Blick:
- Je nach Rahmenbedingungen kann die Nachfolgersuche bis zu acht Jahren dauern.
- Besonders schwer haben es Unternehmer, die lieber lange den perfekten Kandidaten suchen, statt einen nur „geeigneten“ Nachfolger schrittweise aufzubauen.
- Je eher Unternehmer damit anfangen, desto leichter fällt ihnen dieser Kraftakt – auch geistig und gesundheitlich.
- Ein schrittweiser Übergang erleichtert zudem auch dem Team die Umstellung.
Wenn Sie die Nachfolger-Suche auf die lange Bank schieben, arbeitet die Zeit gegen Sie. Denn das Finden eines geeigneten Kandidaten kann je nach Rahmenbedingungen bis zu acht Jahre dauern. Katharina Meier begleitet als Nachfolge-Moderatorin bei der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade Betriebe und Übernahme-Interessierte. Sie berichtet von Ihren Erfahrungen.
Rechnen Sie genug Zeit für die Suche eines Nachfolgers ein
Zeitdruck ist ein schlechter Ratgeber, wenn es um ein so wichtiges persönliches Thema wie die Übergabe des eigenen Betriebs an jemand anders geht. Katharina Meier nennt einen Erfahrungswert aus der Nachfolge-Begleitung vieler Handwerksbetriebe: „Die Suche kann zwischen acht Wochen bis zu acht Jahren dauern.“ Das sei eine enorme Zeitspanne.
Faktoren, die den Zeitaufwand beeinflussen, sind zum Beispiel Gewerk, Branche, Marktsituation und die Frage, ob und wie viele Mitarbeiter beschäftigt seien. „Ein Betrieb aus dem klassischen Handwerk hat es möglicherweise leichter als eine Firma, die sich in einer sehr speziellen Nische bewegt“, sagt Meier.
Planen Sie den Ruhestand gezielt, statt alles auf sich zukommen zu lassen
Die Hektik im Tagesgeschäft mag zwar oft groß sein. Doch es ist nach Ansicht von Meier wichtig, sich im Alter um die 50 Gedanken über die eigene Zukunft und die des Betriebs zu machen. „Dann sind Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit noch fit und haben genug Energie, in Ruhe einen Nachfolger zu suchen.“ Sie betont, es gehe dabei ausdrücklich um einen Termin in der Zukunft.
Wichtig sei auch das Befinden. „Vielleicht gibt es gesundheitliche Einschränkungen, so dass eine Umorientierung in absehbarer Zeit sinnvoll sein könnte.“ Außerdem könne es sein, dass die Arbeit nicht mehr so viel Freude bereite wie früher. Ihrer Erfahrung nach ist es gut, wenn die Nachfolgersuche im Alter von 63 Jahren abgeschlossen ist. „Denn dann haben die meisten Menschen andere Schwerpunkte im Leben.“
Unterstützen Sie einen möglichen Nachfolger bei der Weiterentwicklung
Ein Grund, aus dem sich manche Suchverfahren so lange hinziehen, liegt nach Einschätzung von Meier in dem Wunsch des Betriebsinhabers nach jemandem, der in jeder Hinsicht zu 100 Prozent passt. „Der Finde-Prozess mit immer neuen Anwärtern geht über Monate und Jahre hin und her. Das ist eine große Belastung für alle Beteiligten einschließlich Kunden und Mitarbeitern.“
Sie empfiehlt, statt der Endlos-Suche einen grundsätzlich geeigneten Kandidaten zu fördern. „Holen Sie ihn Schritt für Schritt in den Betrieb. So bleibt seine Motivation einfacher erhalten bis zur endgültigen Stabübergabe.“ Das Zusammenwirken kann nach Erfahrung von Meier auch noch nach dem Wechsel weitergehen. „Der ehemalige Chef steht dem neuen dann als Berater zur Seite.“
Eine schriftliche Absichtserklärung schafft Verbindlichkeit
Ist der Betriebsinhaber noch relativ jung, möchte er seine Firma vielleicht erst in einigen Jahren übergeben. Und der potenzielle Nachfolger will sicher sein, dass er mit der Übernahme die richtige Entscheidung trifft. Meier: „Deshalb ist es unüblich, zum Beispiel einen Vertrag für einen Zeitpunkt weit in der Zukunft zu schließen.“ Die Alternative sei eine gemeinsam formulierte schriftliche Absichtserklärung, sich zu einem späteren Zeitpunkt abzustimmen und dann vertraglich festzulegen.
Die psychologische Wirkung einer solchen Erklärung ist laut Meier sehr stark. „Sie schafft eine gewisse Sicherheit und Verbindlichkeit. Und dennoch ist sie so offen, dass eine andere Entscheidung zumindest theoretisch möglich ist.“ Denn es könne ja sein, dass sich die Umstände und Voraussetzungen für die Übernahme änderten. „Die wirtschaftliche Situation des Betriebs kann eine andere sein als während der ersten Gespräche. Oder Personen ändern ihre Meinung aus anderen Gründen.“
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