Foto: Katharina Wolf

Inhaltsverzeichnis

Aus der Praxis

Auch untypische Azubis willkommen

Metallbau-Riemann in Velpke gibt bei der Nachwuchssuche Bewerbern eine Chance, die nicht dem typischen Profil entsprechen.

Auf einen Blick:

  • Gerade kleine Betriebe haben es nicht leicht mit der Azubi-Suche. Metallbau-Riemann in Velpke ist deshalb offen für untypische Bewerber wie Studienabbrecher oder ältere Azubis.
  • Inhaber Sascha Mewes will für den eigenen Betrieb ausbilden und investiert Energie und Zeit in die jungen Leute.
  • Über die enge Zusammenarbeit mit Schulen und Ausbildungsträgern findet der Betrieb Praktikanten, aus denen im Idealfall Azubis werden.

Riemann-Metallbau in Velpke ist in vieler Hinsicht ein typisches Handwerksunternehmen: Zwölf Beschäftigte verdienen hier ihren Lebensunterhalt, der Betrieb ist gut vernetzt in der Region, Kunden sind Privatleute und die Hausverwaltungen der größeren Umgebung. Seit 2016 ist Sascha Mewes Inhaber der 30 Jahre alten Firma und teilt neben den Freuden auch die typischen Handwerker-Sorgen: Mangel an Fachkräften und Azubis.

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Individuelle Lösungen im Betrieb und bei der Azubi-Suche

„Im vergangenen Jahr hatte ich genau eine Bewerbung für einen Ausbildungsplatz“, berichtet Mewes. Ein Grund: Gleich zwei nahegelegene VW-Werke in Wolfsburg und Braunschweig sind eine erdrückende Konkurrenz im Kampf um qualifizierten Nachwuchs. Mewes selbst hat bei VW Industriemechaniker gelernt und nach einer Ausbildung zum Betriebswirt und Stationen im Vertrieb zum Handwerk gefunden. „Ich wollte immer eine eigene Firma haben“, sagt der 37-Jährige. Das Schöne im Handwerk sei, dass es kein „Malen nach Zahlen“ gebe, sondern mit handwerklichem Geschick individuelle Lösungen für die Kunden gefunden werden könnten. „Jeder Tag ist anders.“

Individuelle Lösungen geht der Unternehmer auch, wenn es um Azubis geht. „Den klassischen Realschüler, der sich früher um ein Ausbildung im Handwerk bemüht hat, gibt es ja kaum noch“, so Mewes. Also rücken andere Zielgruppen in den Blick: Bei Riemann-Metallbau lernen derzeit ein ehemaliger Maschinenbaustudent und ein schon 30jähriger Azubi. Der nicht mehr so junge Lehrling hatte die Ausbildung bei einem sozialen Träger begonnen und wechselte nach einem Praktikum bei Mewes zur weiteren Ausbildung in dessen Betrieb.

Kontakte zu Schulen und Ausbildungsträger werden gepflegt

Die Kontakte zu Ausbildungsträgern und auch die gute Vernetzung mit den Schulen der Umgebung hat Sascha Mewes von seinem Vorgänger geerbt und weiter gepflegt. „Über die Praktikanten kommen wir an Azubis. Ich kann nur jedem raten, das auszuprobieren und offen zu sein für ,untypische‘ Bewerber.“ Auch Flüchtlinge hatte er schon im Betrieb, hier aber scheiterte die Zusammenarbeit an den fehlenden Sprachkenntnissen.

Um mehr Bewerber in der Region anzusprechen, produzierte in diesem Jahr die regionale Wirtschaftsförderung eine Website mit Imagefilmen der örtlichen Betriebe, über die sich Bewerber direkt im Betrieb melden können – auch bei Riemann-Metallbau. Und tatsächlich: Trotz oder gerade wegen der Corona-Krise flatterten in diesem Jahr schon fünf Bewerbungen in den Betrieb.

Die Integration der Azubis ist nicht immer einfach

Ganz einfach sei es nicht, die unterschiedlichen Lehrlinge in den Betrieb zu integrieren, gibt Mewes offen zu. „Wenn jemand wegen des begonnenen Studiums schon ins zweite Lehrjahr einsteigen kann, ist die Berufsschule natürlich kein Problem. Aber es fehlen schon die praktischen Grundlagen aus dem ersten Lehrjahr und der überbetrieblichen Ausbildung.“ Trotzdem lohne es sich, Zeit, Geld und manchmal auch Nerven in die Azubis zu investieren. „Natürlich machen die jungen Leute Fehler. Das ist in Ordnung, auch wenn es jedes Mal Geld kostet. Sie müssen aber etwas daraus lernen.“ Denn anders als in der Industrie könne es sich ein Handwerksbetrieb nicht leisten, in großem Stil Übungsmaterial anzubieten.

Probleme werden im Gespräch gelöst

Und wenn es Probleme gibt? „Erstmal Ruhe bewahren“, sagt Mewes und lacht. Wichtig sei, herauszufinden, was hinter den Problemen steckt. Gibt es persönliche Gründe? Oder liegt es am Betrieb? Ein Gespräch unter sechs Augen helfe, wenn sich Azubi und Geselle nicht gut vertrügen. „In einem kleinen Betrieb sind wir darauf angewiesen, dass die Mitarbeiter miteinander klar kommen.“

Dass die Stimmung im Betrieb gut ist, daran liegt Mewes viel. Mitarbeiter dürfen Fahrzeuge oder Werkzeug ausleihen und übers Wochenende die Werkstatt nutzen. Eine geförderte Mitgliedschaft im Fitnessstudio ist in Arbeit und das Freitags-Grillen gehört zum festen Inventar. Da ist Reimann-Metallbau dann wieder ein ganz typisches Handwerksunternehmen.

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