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Mieten oder Kaufen? Beides hat Vor- und Nachteile für Betriebe.

Inhaltsverzeichnis

Panorama

Berufsbekleidung: Mieten oder kaufen - wann eignet sich was?

Meister Jörg van Ditzhuyzen setzt seit Jahren auf einen Miettextilanbieter. Jetzt erwägt er, die Kleidung für sein Team zu kaufen. Aber welche Vor- und Nachteile hätte das?

  •  Bei der Berufsbekleidung haben Handwerksunternehmer die Qual der Wahl: Sie können die Outfits für ihre Mitarbeiter selbst kaufen oder die Dienste eines Mittextilanbieters in Anspruch nehmen.
  • Das Mieten ist in der Regel teurer, doch dafür erhalten Betriebe Zusatzleistungen, zum Beispiel Beratung, die regelmäßige Reinigung und die Personalisierung der Arbeitskleidung.
  • Wer selbst kauft, muss  sich in Eigenregie um die gesamte Logistik kümmern – je größer der Betrieb, desto größer die Herausforderung.
  • Spezielle Wünsche bei Materialien, Funktionen und Schnitten der Kleidung lassen sich im Mietservice oft nicht umsetzen, da die Auswahl dort kleiner ist. Auch wer traditionelle Zunftkleidung sucht, fährt mit einem Kauf oft besser.

Elektromeister Jörg van Ditzhuyzen hat die Berufsbekleidung für sein Team fast 20 Jahre lang gemietet. „Damit bin ich lange gut gefahren“, sagt der Chef von 8 Mitarbeitern. „Doch irgendwann ließen Service und Qualität nach.“ Weil Beschwerden nicht halfen, kündigte der Handwerker schließlich den Vertrag. Er erhielt die Schlussrechnung und staunte nicht schlecht: „Zum Vertragsende muss ich dem Dienstleister die gemietete Kleidung für 2.900 Euro abkaufen, selbst für verschlissene Kleidungsstücke werden pro Stück mindestens 5 Euro fällig.“ Obwohl van Ditzhuyzen für den Service des Dienstleisters die Jahresmiete von 4.200 Euro  gerne zahlte, empfindet er das Mieten mittlerweile als teuer. Er überlegt nun, einen anderen Weg einzuschlagen. Doch was sind die Optionen und welche Vor- und Nachteile haben sie?

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Foto: Privat
Jahrelang Elektromeister Jörg van Ditzhuyzen die Outfits für sein Team gemietet, jetzt sucht er nach einer neuen Lösung.

Arbeitskleidung für Mitarbeiter: Diese Optionen haben Betriebe

Die meisten Handwerker benötigen pro Jahr im Schnitt zwei neue Arbeitshosen und eine neue Jacke, so Textilingenieurin und und selbstständige Textilberaterin Sabine Anton-Katzenbach aus Hamburg. Für die Beschaffung sieht sie folgende Optionen:

  • Mitarbeiter schaffen die Kleidung selbst an,
  • Betriebe mieten oder kaufen die Mitarbeiter-Outfits.

Wer die erste Option wählt, überlässt den Mitarbeitern die Entscheidung über den Arbeitsdress – und wird unter Umständen mit einer gänzlich ungeeigneten Kleidung oder einem bunten Stilmix konfrontiert. Anders sieht es aus, wenn sich ein Unternehmen um die Beschaffung kümmert oder sich für eine Mietlösung entscheidet. Der Textilingenieurin zufolge bringt beides Vor- und Nachteile mit sich.

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Diese Vorteile bietet der Kauf von Berufsbekleidung

Unternehmer, die Wert auf bestimmte Materialien, Funktionen und Optik legen, müssen die Kleidung für ihre Mitarbeiter in der Regel kaufen: „Das Angebot ist beim Kauf einfach viel größer und aktueller als im Mietservice“, erläutert Anton-Katzenbach. Ihrer Erfahrung nach schätzen viele Handwerksbetriebe diese Unabhängigkeit und die freien Gestaltungsmöglichkeiten bei der Zusammenstellung ihrer Firmenoutfits.

Allerdings müssten bei der Wäsche die Pflegehinweise genau beachtet werden: „Je nach Machart dürfen die Kleidungsstücke nicht bei hohen Temperaturen gewaschen werden. Daher können hartnäckige Verschmutzungen zurückbleiben.“ Dieser Umstand sollte bei der Ausstattungsmenge berücksichtigt werden, rät die Expertin.

Hinzu kommt, dass die Kosten für Betriebe beim Kauf meist niedriger sind: „Eine einfache Arbeitsjacke ist schon für rund 25 Euro zu haben“, sagt die Expertin. Doch es könne auch teurer werden – vor allem wenn Berufskleidung besonders modisch, robust und mit tollen Features ausgestattet ist.

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Foto: Textilberatung Hamburg
Wer Berufsbekleidung kauft, muss sich um die ganze Logistik selbst kümmern. Laut Sabine Anton-Katzenbach ist das ein Nachteil, weil das Zeit und Geld kostet.

Welche Nachteile birgt der Kauf von Berufsbekleidung?

Ein einheitliches Erscheinungsbild der Mitarbeiter macht in der Öffentlichkeit optisch etwas her. Doch das kann mit selbst gekaufter Kleidung umständlich sein, warnt Anton-Katzenbach – vor allem, wenn Betriebe Wert auf bestimmte Farben, das Firmenlogo und gleiche Outfits für Männer und Frauen legen. Dafür nennt sie folgende Gründe:

  • Beim Kauf von Berufsbekleidung müssen sich Betriebe selbst um die Logistik kümmern: Sie recherchieren selbst, wählen Outfits aus und besorgen sie in den benötigten Größen, kümmern sich um die Logo-Aufbringung und ersetzen verschlissene Kleidung. All das kostet Zeit und Geld.
  • Wer Outfits bei einem Hersteller aussucht, muss sichergehen, dass die Kleidungsstücke auch in den kommenden Jahren auf dem Markt verfügbar sind. Die Kollektionslaufzeiten variieren jedoch, so dass ein Sortiment manchmal vom Markt genommen wird.
  • Nicht alle Mitarbeiter waschen im gleichen Rhythmus, haben denselben Sauberkeitsanspruch oder bügeln ihre Kleidung. Selbst bei gleicher Arbeitskleidung gibt es keine Garantie, dass das Erscheinungsbild der Mitarbeiter tatsächlich einheitlich ist.

Mieten von Berufsbekleidung: Was sind die Vorteile für Betriebe?

„Wer Berufsbekleidung mietet, entscheidet sich auch für diverse Serviceleistungen“, sagt Anton-Katzenbach. Die kosten zwar Geld, sparen jedoch Aufwand. Der Expertin zufolge können sie zum Beispiel von folgenden Leistungen profitieren.

  • Fachliche Beratung ist in jedem Mietservice dabei. Sie sei besonders hilfreich, wenn Betriebe spezielle Anforderungen beim Arbeitsschutz haben. Denn die Miettextilanbieter haben in der Regel ausgebildete Berater, die sich mit den Anforderungen in den Gewerken auskennen.
  • Sondergrößen: Miettextilanbieter beschaffen Sondergrößen für besonders kleine und große Mitarbeiter und passen Kleidung bei Bedarf an.
  • Sauberkeit und Hygiene: Die Berufsbekleidung wird vom Dienstleister regelmäßig gewaschen, so dass für die Mitarbeiter immer saubere Arbeitsoutfits verfügbar sind. Bei der Wäsche werden nicht nur Flecken und Schweiß entfernt: „Durch die eingesetzten Waschverfahren geht auch jeder Mikroorganismus in die Knie“, sagt Anton-Katzenbach.
  • Personalisierung der Outfits: Wer möchte, dass auf den Kleidungsstücken die Namen der Mitarbeiter oder das Firmenlogo zu sehen sind, kann das beim Dienstleister in Auftrag geben.
  • Reparatur und Ersatz: Ob defekte Reißverschlüsse oder Risse im Stoff, selbst robuste Materialien versagen mal den Dienst. Bei einem Miettextil, kümmert sich der Dienstleister um Reparaturen oder Austausch kaputter Kleidungsstücke.

Welche Nachteile hat das Mieten von Berufsbekleidung?

Die verfügbaren Kollektionen sind bei Mietlösungen stark eingeschränkt. „Im Programm sind nur robuste Kleidungstücke, die die industriellen Waschverfahren unbeschadet überstehen“, erläutert Anton-Katzenbach. Damit die verschmutzten Textilien sauber werden, müssten sie bei relativ unsanften Bedingungen gewaschen werden, das vertrage nicht jedes Textil.

Wer Kleidung für sein Team mietet, bindet sich für einen längeren Zeitraum. „Die Verträge laufen in der Regel mindestens über drei Jahre“, sagt die Textilingenieurin. Deshalb rät sie Handwerkern, den Vertrag zu prüfen und sich vom Dienstleister erklären zu lassen, damit sie keine Überraschungen erleben.

So ist beispielsweise der Ausstieg aus dem Mietservice nicht zum Nulltarif zu haben: „Betriebe müssen üblicherweise immer etwas für den Restwert der Kleidung zahlen“, so die Expertin. Das bedeutet: Sie müssen dem Dienstleister die Kleidung zum Schluss abkaufen. Der Wert richtet sich laut Anton-Katzenbach nach dem Alter der Kleidung. Ihr Tipp für Handwerker: „Passen Sie auf, dass die Kleidung zum Vertragsende hin nicht unnötig gegen neuwertige Ware ausgetauscht wird, sonst kann es teuer werden.“

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