Bilder benötigen keine Sprache. Dieser Satz klingt erst einmal banal, trifft aber exakt den Punkt, den Kriescher mit seinem Film erreichen will. Denn: Der Uhrmachermeister aus Würselen (nahe Aachen) hat potenzielle Kunden in Holland und Belgien im Blick.
Dass er überhaupt mit einem Film auf Kundenfang gehen kann, verdankt er einem Zufall. Ein professioneller Werbefilmer war auf der Suche nach einer Uhrmacherwerkstatt und wollte Kriescher für einen Auftritt in einem Werbespot engagieren.
Der Uhrmachermeister hat dem Filmer sofort einen Gegenvorschlag unterbreitet: "Behalt dein Geld und schneide mir aus dem Filmmaterial einen kurzen Imagefilm, den ich im Internet zeigen kann." Jetzt ist Kriescher in einem Werbespot zu sehen, der "auf der südlichen Hemisphäre" ausgestrahlt wird. Und er kann seine Arbeit seinen Kunden präsentieren.
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Nur 74 Sekunden
Der Film dauert ganze 74 Sekunden. Und die Dreharbeiten? "Ein Team aus fünf Leuten war sechs Stunden beschäftigt, der Aufwand hat mich überrascht", antwortet Kriescher. Die Arbeiten, die in dem Film gezeigt werden, sind für ihn "keine große Sache". Normalerweise. Aber nach dem Dreh war er "fix und fertig".
Kriescher ist öfter auf Ausstellungen und präsentiert dort seine Arbeit und das Uhrmacherhandwerk: "Der Film gefällt fast allen." Nur ein potenzieller Kunde habe gemeckert. Der Mann war der Ansicht, dass Kriescher bei den Aufnahmen kein fachgerechtes Werkzeug benutzt. Aber auch so kommt man mit den Leuten ins Gespräch.
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Da müssen Profis ran
Bei Youtube läuft der Film unter dem Titel "Uhrmacher – Watchmaker – Horlogemaker“. Und die Szenen seien nicht nur gut für sein eigenes Image, sondern für das Image des ganzen Gewerks, sagt Kriescher. Die simplen Botschaften: "Es gibt immer noch Uhrmacher, die nicht nur Batterien wechseln, sondern tatsächlich Uhren reparieren können." Und: "Ihr müsst Eure Uhren nicht in die Schweiz schicken, auch vor Ort gibt es Fachleute."
"Eigentlich", sagt Kriescher, "ist das Uhrmacherhandwerk ja tot." Vor zehn Jahren habe es noch 4000 Uhrmacher in Deutschland gegeben, mittlerweile seien es nur 3000. Und Experten würden schätzen, dass es wiederum in zehn Jahren "nur noch 1000, allerhöchstens 1500 Uhrmacher geben wird". Dabei sei bei dem aktuellen Boom der mechanischen Uhren der Bedarf an professionellen Uhrmachern durchaus gegeben.
Kriescher selbst lässt sich von der Misere seines Gewerks nicht zurückwerfen. Er hat kürzlich ein Konzept für grenzüberschreitendes Marketing entwickelt. Von seinem Betrieb in Würselen aus sind es nur drei Kilometer bis zur holländischen Grenze, zehn Kilometer bis zur belgischen: "Der Film ist hilfreich. Mit ihm überzeuge ich Neu-Kunden auf der anderen Seite der Grenze von der Qualität meiner Arbeit." Bilder benötigen eben keine Sprache.
Eine Voraussetzung gibt es für den Erfolg, sagt Kriescher. Ein Imagefilm müsse interessant und hochwertig sein: "Nur einfach mit der Kamera durch den Betrieb gehen, das reicht nicht. Das lockt keinen vor den Bildschirm, nach fünf Sekunden klick ich dann auch weg. Nein, da müssen Profis ran."
Und so wirbt der "Maler 2.0" mit Videos für seinen Betrieb:
(sfk)