Entlastet die Mitarbeiter: Die Schreinerei Voit setzt inzwischen zwei Roboter ein, die in der Fertigung Platten führen und stapeln.
Foto: Voit GmbH
Entlastet die Mitarbeiter: Die Schreinerei Voit setzt inzwischen zwei Roboter ein, die in der Fertigung Platten führen und stapeln.

Holzhelden

Materialhandling: So entlastet Kollege Roboter das Team

Wer würde nicht gern auf schwere und monotone Arbeit verzichten? Die Voit GmbH macht genau das – mit Hilfe von zwei Robotern.

  • Robotik kann Fachkräfte entlasten: „Wir stellen die belastenden, monotonen Arbeiten mit Hilfe von Robotik ab“, berichtet Schreinermeister Stephan Voit.
  • Zwei Roboter setzen die Schreiner in ihrer Fertigung ein. Einer stapelt frisch bekantete Platten, der andere unterstütz beim Plattenzuschnitt. 
  • Vorteile bringt das dem Betrieb auch bei der Fertigungsqualität.
  • Das Unternehmen hat schon Einsatzpläne für einen dritten Roboter. 

Holzhandwerk ist nicht nur Design und Kreativität. Auch körperlich fordernde Tätigkeiten gehören zum breiten Aufgabenspektrum von Tischlern und Schreinern. Mit standardisierten Prozessen, steigendem Automationsgrad und der Fähigkeit, in Serie zu produzieren, fallen in einzelnen Bereichen der Fertigung zudem monotone Arbeiten an. Die Voit GmbH aus dem oberbayerischen Au in der Hallertau zeigt, dass diese unattraktiven Arbeiten nicht zwingend Menschen erledigen müssen: „Wir stellen die belastenden, monotonen Arbeiten mit Hilfe von Robotik ab“, berichtet Schreinermeister Stephan Voit, der das Unternehmen mit Barbara Voit und den Söhnen Stefan und Alexander Voit leitet. An zwei Stellen in der Produktion haben die Schreiner durch den Einsatz von 4-Achs-Robotern Arbeitsplätze ersetzt, für die sich heutzutage schwer Mitarbeiter finden ließen.

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Helfer für schwere, monotone Arbeit

Platten transportieren und stapeln: Schonend bewegt dieser Kuka-Roboter die bekanteten Platten und stapelt sie für die nächsten Prozessschritte.
Foto: Voit GmbH
Platten transportieren und stapeln: Schonend bewegt dieser Kuka-Roboter die bekanteten Platten und stapelt sie für die nächsten Prozessschritte.

Die Voit GmbH hat sich auf den Ausbau von Showrooms für Premium-Automarken spezialisiert. Dafür arbeitet das 60 Mitarbeiter starke Unternehmen viel mit Plattenwerkstoffen, die es in großer Menge in einem modernen Maschinenpark verarbeitet. Den ersten Roboter hat der Betrieb 2012 in den Maschinenpark integriert: Der 4-Achs-Knickarmroboter von Kuka arbeitet am Auslauf der doppelseitigen Kantenanleimmaschine. „Mit einem Aktionsradius von 3200 Millimeter stapelt er die bekanteten Platten gemäß einer definierten Palettengröße übereinander und erzeugt dabei vorgegebene Stapelbilder“, erklärt Stephan Voit. Der Roboter arbeite so, dass er zunächst nur große Teile übereinanderstapelt. Kleine würde er an anderer Stelle sammeln, um sie später so neben- und übereinander zu stapeln, dass gleichmäßige Schichten entstehen.

Der zweite Roboter ist Teil der liegenden Plattensäge Holzma HPS 320 Flextec, die dem Unternehmen einen vollautomatischen Zuschnitt von der Großserie bis Losgröße 1  ermöglicht. Ihr 4-Achs-Roboter von Yaskawa führt die Platten während des Zuschnitts und legt sie nach Abschluss aller Schnitte auf ein Auslaufband. Diese Arbeiten hatte zuvor ein Mitarbeiter erledigt.

Keine Ermüdung, keine Missgeschicke

Plattenzuschnitt von Großserie bis Losgröße 1. Dieser Yaskawa-Roboter ermöglicht einen vollautomatischen Zuschnitt. 
Foto: Voit GmbH
Plattenzuschnitt von Großserie bis Losgröße 1. Dieser Yaskawa-Roboter ermöglicht einen vollautomatischen Zuschnitt. 

Für das Unternehmen hat der Einsatz von Robotern beim Material-Handling mehrere Vorteile. „Die Teilequalität ist hervorragend“, sagt Voit. Mit ihren Vakuumhebern würden die Roboter materialschonend arbeiten und zudem keine Beschädigungen verursachen, die einem Menschen hin und wieder unterlaufen. Der Grund liegt auf der Hand: Ein Roboter wird nicht müde, er lässt sich nicht ablenken und ihm passieren keine Missgeschicke. Auch sonst erwies sich die Anschaffung als zuverlässig: „Unsere Roboter sind sehr stabil und arbeiten langfristig störungsfrei“, sagt der Schreinermeister. Weil der höhere Automatisierungsgrad durch den Robotikeinsatz den Durchsatz steigert, könne das Unternehmen zudem mittelgroße Serienaufträge kurzfristig und zu marktfähigen Preisen annehmen.

Zudem erlaubt es die Technologie, Mitarbeiter mit anderen Aufgaben zu betrauen. So ist an der Kantenanleimmaschine, die zuvor mit zwei Mitarbeitern besetzt war, nur noch einer nötig. Mit einer Hydraulikvorrichtung werden die Platten am Einlauf zunächst auf die korrekte Höhe der Anlaufbahn gebracht, wo der Mitarbeiter sie nur noch mit wenig Kraftaufwand weiterschieben muss. Standardteile werden über Barcodes eingelesen und automatisch korrekt bearbeitet. Nur die Parameter zur Bearbeitung von Sonderteilen gibt der Mitarbeiter noch manuell ein. „Außerdem überwacht er die Gesamtanlage, die ziemlich komplex ist“, sagt Voit.

Für einen Stellenabbau hat die Investition indes nicht gesorgt. „Die freigewordenen Fachkräfte haben wir geschult, um sie im Bereich Steuerungstechnik, Wartung und Kontrolle des Maschinenparks einzusetzen“, erklärt Voit.

Die Kalkulation muss stimmen

Leiten die Geschicke des Unternehmens: Barbara und Stephan Voit (Mitte) sowie die Söhne Stefan (links) und Alexander Voit (rechts).
Foto: Tobias Bayer
Leiten die Geschicke des Unternehmens: Barbara und Stephan Voit (Mitte) sowie die Söhne Stefan (links) und Alexander Voit (rechts).

Großer Einarbeitungsaufwand sei durch die Einführung der Robotik im Betrieb nicht entstanden. „Wir arbeiten ausschließlich mit Homag-Maschinen, weswegen wir ein einheitliches Maschinensteuersystem nutzen können“, sagt Stephan Voit. Die passende nutzerfreundliche Anwendersoftware zur Bedienung der Roboter liefere der Hersteller gleich mit. Kalkulatorisch sollte man die Kosten für die Software-Lizenzen bei der Investition im Blick haben, rät der Meister: „Die sind nicht zu unterschätzen.“

Damit sich der Einsatz der Robotik für eine Schreinerei rechnet, sei eine hohe Auslastung der Anlagen wichtig. „Deswegen dürfte die Technologie aktuell nur für einen schmalen Teil der Kollegen in Frage kommen“, schätzt der Unternehmer. Pro Schicht müsse der Durchfluss für einen Roboter 800 bis 1000 Einzelteile betragen, damit er wirtschaftlich arbeitet. Die Voit GmbH erreicht das auch, indem sie anderen Unternehmen Lohnfertigung anbietet. „Wir machen viele klassische Zulieferarbeiten für Schreinerkollegen. Wenn ihre Produktion gerade ausgelastet ist, können wir einspringen“, erklärt Stephan Voit.

Er ist sicher, dass der Einsatz der Robotik in der Voit GmbH künftig noch zunehmen wird: Im nächsten Schritt soll ein Roboter das Werkstück-Handling bei der Bearbeitung an der CNC-Maschine übernehmen. „Wo es sinnvoll und technisch möglich ist, wollen wir Arbeiten an den Roboter abgeben, weil er unheimlich flexibel programmierbar ist und im Zweifel auch eine zweite Schicht arbeiten kann.“

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