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Foto: Kevin Skusa / Central Studios
Malermeister Julien Stapel arbeitet meist für Privatkunden, die er gerne in seinem neuen Showroom berät.

Inhaltsverzeichnis

Strategie

Nachhaltigkeit: Malermeister bringt Natur an die Wände

Malermeister Julien Stapel setzt auf schadstoffarme und natürliche Produkte. Die hat er früh für sich entdeckt und begeistert damit nun seine Kunden.

  • Julien Stapel arbeitet vor allem für Privatkunden, bei denen er meist Innenräume wie Küchen oder Badezimmer gestaltet. 
  • Dabei setzt der Malermeister bevorzugt auf nachhaltige und natürliche Produkte. Damit trifft der 40-Jährige einen Nerv, denn immer mehr Kunden legen Wert auf Nachhaltigkeit.
  • In seinem Showroom berät er seine Kunden. Dort können sie sich mit natürlichen Produkten gestaltete Wände ansehen.
  • Der Handwerker hat sich einen festen Kundenstamm aufgebaut. Neukunden gewinnt er meist über die Website, wo er zahlreiche Referenzen zeigt.
  • Um mit natürlichen Produkten arbeiten zu können, ist Fachwissen gefragt. Der Unternehmer setzt deshalb auf Fortbildung für sich und seine Mitarbeiter.

Nur ein Jahr lang hat Julien Stapel in einem Restaurationsbetrieb gearbeitet, doch diese Zeit hat ihn „nachhaltig geprägt“. Denn kurz nach seiner Lehre zum Maler und Lackierer hat er dort mineralische Putze und Farben für sich entdeckt. „Diese Materialien haben im Vergleich zu konventionellen Produkten einige Vorteile“, sagt Stapel. Dafür gehören für ihn zum Beispiel die hohe Leuchtkraft, die UV-Stabilität, die geringe Schadstoffbelastung und die Fähigkeit, die Raumluft zu regulieren.

Für den Handwerker war damals schnell klar, dass er mehr mit solchen Produkten arbeiten möchte. Das Angestelltenverhältnis füllte ihn allerdings nicht aus. „Ich wollte kreativ arbeiten, planen und mit Kunden sprechen“, berichtet der heute 40-Jährige. Daher entschied sich Stapel, den Meister zu machen und wagte schließlich den Sprung in die Selbstständigkeit. Seit 2013 führt er einen Betrieb mit drei Mitarbeitern und zwei Auszubildenden in Hildesheim und arbeitet nun vor allem für Privatkunden. Seine Spezialität: kreative Innenarbeiten. Wenn Kunden es wünschen, setzt er dabei nachhaltige und natürliche Produkte ein.

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Nachfrage nach nachhaltigen Produkten steigt

„Anfangs haben nur etwa zehn Prozent der Kunden explizit nach solchen Materialien gefragt“, erinnert sich der Malermeister. Doch in den letzten Jahren habe ein deutlicher Wandel stattgefunden: „Nachhaltigkeit ist inzwischen ein Renner und immer mehr Kunden legen großen Wert auf schadstoffarme und natürliche Produkte.“

Doch nicht alle Kunden kommen mit konkreten Vorstellungen zu Stapel: „Erstaunlich viele wissen nicht, was sie wirklich zu Hause an der Wand haben wollen“, sagt er. Dieses Problem löst der Unternehmer durch ausführliche Beratung. In seinem Showroom – einer etwa 60 Quadratmeter großen Wohnung – zeigt er seinen Kunden die Produkte, von denen er selbst begeistert ist. „Meist gelingt es mir so automatisch, die Kunden ebenfalls für nachhaltige und natürliche Produkte zu gewinnen“, sagt der Malermeister.

Zusätzliche Argumente dürfte der der Showroom selbst liefern, denn Stapel hat dort die Wände durchgestaltet. Das Ausstellungsbad ist komplett fugenlos und die Wände sind dort in einem warmen grau gestrichen. Im Duschbereich schillert eine wasserdichte Designtapete in Türkistönen.

Und im Ausstellungsraum können sich Kunden ein Bild davon machen, wie Lehmputz mit Stroh oder geglätteter Stuccolustro-Kalkputz in Umbra auf einer großen Fläche aussehen. An einer Wand hat Stapel eine Lincustra-Tapete mit Metalleffekt und Rost verklebt. „Lincrusta ist ein aus natürlichem Leinöl gepresster historischer Wandbelag, der schon auf der Titanic verklebt wurde“, erläutert der Unternehmer.

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Der Kundenstamm des Meisters

Mit seinen Arbeiten weiß Stapel zu überzeugen, er hat sich einen festen Kundenstamm aufgebaut „Bei einigen habe ich inzwischen schon den vierten Auftrag erledigt“, berichtet der Unternehmer. Meist beauftragen sie ihn dann mit der Neugestaltung der Küche, des Wohnbereichs oder des Badezimmers.

Doch auch Neukunden finden den Weg zu ihm – die meisten von ihnen gewinnt er im Netz. „Etwa 40 Prozent werden über meine Website auf mich aufmerksam“, berichtet der Handwerker. Neben zahlreichen Infos finden sie dort eine Auswahl seiner Projekte – zum Beispiel eine mit natürlichem Kalk-Marmorputz gestaltete Küche oder ein mit Mineralfarbe gestrichenes Wohnzimmer, das in einem dunklen grün strahlt.

Kunden gewinnt Stapel auch über Empfehlungen. Dafür sind aber nicht nur seine Kunden verantwortlich, denn er hat sich bei vielen Herstellern von Naturfarben als Verarbeiter listen lassen. „Ich kann das Kollegen nur empfehlen“, sagt Stapel. „Ich komme auf diese Weise regelmäßig an neue Aufträge.“

Nicht unbedingt teurer

Von seinen Kunden wird Stapel oft gefragt, ob Anstriche mit natürlichen Farben teurer sind. Dem Meister zufolge sind die Preise bei einfachen Renovierungsarbeiten vergleichbar: Kunden müssten für einen Anstrich mit einer Silikatfarbe nicht tiefer in Tasche greifen als bei einer Dispersionsfarbe. Teurer werde es, wenn Kunden kreative Gestaltungen mit Lehmspachtelputzungen oder Glättetechniken auf Kalkbasis wünschen. Aber auch da sieht der Unternehmer kaum Unterschiede zwischen natürlichen und konventionellen Produkten: „Etwas Besonderes hat immer seinen Preis, das ist auch bei konventionellen Produkten so.“

Arbeit mit natürlichen Produkten erfordert besonderes Wissen

Wände mit natürlichen Materialien zu gestalten, kann laut Stapel nicht jeder. „Die Produkte erfordern spezielles Fachwissen, das in der Malerausbildung nicht vermittelt wird“, sagt er. So müssten die Farben beispielsweise aus Lehmpulver, Farbpigmenten, Wasser und Zuschlagstoffen immer selbst gemischt werden. Außerdem seienbei der Untergrundvorbereitung und bei der Applikation der Farben einige Besonderheiten zu beachten.

Stapel selbst hat deshalb zahlreiche Fortbildungen besucht und sich dort zum Beispiel mit Naturfarben beschäftigt. Sein Wissen gibt er an sein Team weiter. „Es ist immer ein Prozess, bis Mitarbeiter eigenständig beim Kunden arbeiten können", sagt der Unternehmer. Damit das gut klappt, setzt er neben einer intensiven Einarbeitung auf Fortbildungen für seine Mitarbeiter. Stapel selbst hat auch noch nicht ausgelernt. Er überlegt derzeit, ob er noch die Weiterbildung zum Restaurator im Handwerk macht. „Das würde vermutlich gut zur Ausrichtung meines Betriebs passen.“

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