Auf einen Blick:
- Finden Sie geeignete Praktikanten, indem Sie den persönlichen Kontakt zu Jugendlichen suchen und Auswahlgespräche führen. Das schützt vor bösen Überraschungen.
- Sorgen Sie für die laufende Betreuung der Jugendlichen und stellen Sie mit ihnen gemeinsam einen Praktikumsplan zusammen.
- Sprechen Sie zum Abschluss über Perspektiven im Unternehmen und halten Sie weiter Kontakt.
Werkbank statt Flyer, Baustellenalltag statt Berufsroulette. Für das Angebot von Praktika spricht so einiges, das hat auch die Studie „Azubi-Recruiting Trends 2017“ gezeigt: „Reale Kontaktpunkte sind bei Azubi-Bewerbern deutlich beliebter als bei Ausbildungsbetrieben“, heißt es im Ergebnisbericht. „Während 74,5 Prozent der Azubis zum Beispiel Praktika als „wichtig“ oder „sehr wichtig“ empfinden, setzen nur 50,8 Prozent der Ausbildungsbetriebe diese „sehr häufig“ oder „häufig“ ein.“ Viel Luft nach oben also, um Jugendliche für den Betrieb und eine Ausbildung zu begeistern. Wie Sie an diese Aufgabe herangehen können, weiß Günter Neumann, Geschäftsbereichsleiter Berufliche Bildung bei der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade.
Schritt 1: Kontakte zu Jugendlichen aufbauen
Knüpfen Sie systematisch Kontakte zu Schulen in Ihrer Umgebung und nehmen Sie an regionalen Veranstaltungen wie Ausbildungsmessen oder Ortsfesten teil. Außerdem können Sie Ihre Praktikumsangebote auf der eigenen Website und über Social-Media-Kanäle wie Facebook darstellen und die regionalen Lehrstellen- und Praktikantenbörsen der Handwerkskammern nutzen. „Ich weiß auch von einigen Betrieben, die das in ihre Angebote und Rechnungen mitaufnehmen“, berichtet Berufsbildungsexperte Neumann.
Schritt 2: Geeignete Praktikanten auswählen
Nehmen Sie sich auch bei Praktikanten Zeit für Auswahlgespräche. Stellen Sie den Betrieb vor und fragen Sie die Bewerber nach ihren Interessen und Beweggründen:
- Warum haben Sie sich beworben?
- Wie sind Sie auf das Unternehmen gekommen?
- Wo sehen Sie Ihre Stärken und Schwächen?
- Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
„Zu 80 Prozent sollte der junge Mensch reden“, meint Günter Neumann. Bei der Auswahl sollten die Betriebe ihm zufolge nicht nur auf die Zeugnisnoten, sondern auch auf das Verhalten in der Schule achten: Warum hat der Jugendliche zum Beispiel so viele Tage gefehlt? Und wie wird sein Sozialverhalten beurteilt?
Schritt 3: Praktikumspläne entwickeln und Verträge schließen
Im Praktikumsplan können Sie festhalten, welche Abteilungen der Praktikant in welcher Reihenfolge durchläuft, welche Aufgaben er dort jeweils bekommt, welche Arbeitsabläufe er dadurch kennenlernt und welches Produkt er am Ende in den Händen halten soll. „Wir empfehlen zudem, einen Praktikumsvertrag zu schließen, weil dadurch für beide Seiten eine Verbindlichkeit entsteht“, ergänzt Kammerexperte Neumann. Absprachen über Aufgaben, Arbeitszeiten, Arbeitskleidung, eventuelle Vergütungen und anderes werden darin schriftlich fixiert.
Schritt 4: Praktikanten laufend betreuen
Bestimmen Sie, wer von Ihren Mitarbeitern die Funktion eines Praktikumsbetreuers übernimmt. Das können zum Beispiel Auszubildende oder gerade ausgelernte Mitarbeiter sein. Am ersten Tag ist es laut Neumann ein wichtiges Zeichen der Wertschätzung, wenn der Chef oder die Chefin die Praktikanten persönlich begrüßt und ihm den Betreuer und die Kollegen vorstellt. Außerdem sollten sich die Ausbildungsverantwortlichen täglich einige Minuten Zeit nehmen, um mit den Praktikanten über ihren Tag und eventuelle Probleme zu reden.
Schritt 5: Zum Abschluss ein Feedback-Gespräch führen
Führen Sie ein Abschlussgespräch mit den Praktikanten. Fragen Sie zunächst, wie sie die Zeit im Betrieb erlebt haben. Haben sich ihre Erwartungen erfüllt? Wie war die Zusammenarbeit im Team, haben sie sich wohlgefühlt? Und liegt ihnen der Beruf? Nach dieser Selbsteinschätzung geben Sie ihnen ein möglichst differenziertes Feedback zu ihrer Eignung für den Beruf und zum Verhalten im Team. „Wenn das Praktikum gut gelaufen ist, bekommen sie zum Abschied ein kleines Geschenk“, sagt Günter Neumann. In dem Gespräch könne zudem bereits zur Sprache kommen, ob der Jugendliche sich für weitere Praktika, einen Ferienjob oder eine Ausbildung interessiert. Danach gelte es, weiter Kontakt zu halten.
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