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Inhaltsverzeichnis

Mitarbeiterbindung

Stress mit Azubis? 5 Tipps gegen Ausbildungsabbruch

Jeder vierte Ausbildungsvertrag wird vorzeitig gelöst. Mit unseren Tipps halten Sie Azubis bei der Stange.

Auf einen Blick:

  • Laut Berufsbildungsbericht wird fast ein Viertel aller Ausbildungsverträge vorzeitig gelöst. In Berufen wie Bodenleger oder Gerüstbauer ist es sogar fast die Hälfte.
  • Wer Azubis an seinen Betrieb binden will, muss mit ihnen auf Augenhöhe umgehen. Die jungen Leute wollen ernst genommen werden.
  • Erklären Sie, warum Aufgaben wichtig sind und warum sie mit Sorgfalt erledigt werden müssen.
  • Geben Sie regelmäßig Feedback. Azubis können vieles lernen, aber Gedanken lesen können sie nicht.
  • Bieten Sie Perspektiven für die Zeit nach der Ausbildung. So erlebt Ihr Azubi, dass Sie sich Gedanken um ihn machen und die Zukunft mit ihm planen.

Gute Auszubildende zu finden, ist nicht leicht. Umso ärgerlicher also, wenn sie die Ausbildung abbrechen. Laut aktuellem Berufsbildungsbericht wurden im Jahr 2017 insgesamt 145.998 Ausbildungsverträge und damit fast ein Viertel vorzeitig gelöst. Im Handwerk sind die Quoten bei Bodenlegern (48,9 %), Gerüstbauern (48,8 %), Kosmetikern (48,3 %), Friseuren (48,2 %) und Gebäudereinigern (47,4 %) am höchsten.

Was also tun, um Azubis an den Betrieb zu binden? Sabine Bleumortier, selbstständige Trainerin und Rednerin rund um die betriebliche Ausbildung, gibt 5 Tipps, wie Sie die jungen Leute an Ihren Betrieb binden.

1. Heißen Sie Azubis willkommen

Erinnern Sie sich an Ihren ersten Arbeitstag als Azubi? Wie haben Sie sich gefühlt? Unsicher, aufgeregt, voller Vorfreude? Das geht den jungen Leuten heute – bei allen Unterschieden – nicht anders. Deshalb machen Sie ihnen den Einstieg in Ihr Unternehmen möglichst leicht, rät Sabine Bleumortier.

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Schon zwischen Vertragsabschluss und erstem Arbeitstag können Sie im Kontakt bleiben. „Gratulieren Sie zum Schulabschluss oder bitten Sie zu einem Kennenlern-Event, zu dem Sie auch die Eltern der Azubis einladen“, so Bleumortier.

„Den ersten Arbeitstag des neuen Azubis sollten Sie gut planen“, sagt die Expertin. Das bedeutet:

  • Arbeitskleidung oder Büroarbeitsplatz sind vorbereitet.
  • Es gibt eine Willkommensmappe mit den wichtigsten Informationen von Arbeitszeit bis Urlaubsantrag.
  • Das Team weiß Bescheid und kennt den Namen des Azubis.
  • Es gibt einen Ausbildungspaten, der sich um den neuen Lehrling kümmert und seine Fragen beantwortet.

2. Begegnen Sie Ihren Azubis auf Augenhöhe

Lehrjahre sind keine Herrenjahre, dieser Spruch gehört nach Ansicht der Ausbildungsberaterin längst in die Mottenkiste. „Die jungen Leute der Generation Z sind anders aufgewachsen und anders erzogen als die Generationen vor ihnen“, sagt Sabine Bleumortier. „Sie sind es gewohnt, ernst genommen und nach ihrer Meinung gefragt zu werden.“

Für Sie bedeutet das: Fragen Sie Ihre Azubis nach ihrer Meinung, hören Sie ihnen zu. Und erklären Sie, warum bestimmte Aufgaben erledigt werden müssen – auch wenn sie auf den ersten Blick wenig attraktiv erscheinen. „Mit der Aussage ‚Das ist halt so‘ können junge Leute wenig anfangen“, so Bleumortier. Sie rät deshalb: „Erläutern Sie ihnen, wozu das Gelernte gut ist und warum die Aufgabe sorgfältig ausgeführt werden muss.“

3. Reden Sie mit Ihren Azubis

Ihr Azubi kommt zu spät, trägt unpassende Kleidung oder grüßt morgens nicht? Dann reden Sie mit ihm. „Oft werden Probleme mit den Auszubildenden im Betrieb überhaupt nicht angesprochen“, sagt die Ausbildungs-Expertin.

Dabei sei das Gespräch enorm wichtig. „Wenn wir nicht kommunizieren, wie die Azubis wirken und was nicht gut ankommt, wird sich nichts ändern“, betont Sabine Bleumortier. „Die persönliche Entwicklung fördern wir nur, wenn wir kontinuierlich Feedback geben – Gedanken lesen können die Azubis nicht.“

Tipp: Nehmen Sie sich regelmäßig Zeit für Feedback-Gespräche, in denen Sie Kritik äußern, aber auch das Loben nicht vergessen. „Je regelmäßiger solche Gespräche stattfinden, desto mehr verlieren sie ihren Schrecken und werden vom Azubi als Motivation empfunden“, ist Bleumortier überzeugt.

4. Bieten Sie Ihren Azubis Perspektiven

Laut DGB-Ausbildungsreport 2018 wussten fast 40 Prozent der befragten Azubis im dritten Ausbildungsjahr nicht, ob sie übernommen werden. Eine unklare Perspektive steigert die Bindung an den Betrieb nicht.

„Seien Sie fair zu Ihren Azubis und führen Sie rechtzeitig ein Übernahmegespräch, in dem Sie die Übernahmemöglichkeiten im Betrieb erklären“, empfiehlt die Ausbildungsberaterin. Es sollte lieber sechs als drei Monate vor Ende der Ausbildung stattfinden.

Im Gespräch sollten Sie nicht nur erläutern, zu welchen Bedingungen Sie Ihren Azubi weiterbeschäftigen wollen, sondern erklären Sie auch, welche mittelfristigen Perspektiven es im Betrieb gibt. Welche Weiterbildungen könnten in Frage kommen, sollte der Ex-Azubi seinen Meister machen? „Förderung und Weiterbildung binden Ihren Mitarbeiter an den Betrieb“, so Bleumortier.

5. Halten Sie Kontakt

Ihr Azubi will nach der Ausbildung studieren, die Welt bereisen oder in einen anderen Betrieb wechseln? Dann halten Sie trotzdem Kontakt. Schließlich bedeutet es nicht, dass der Mitarbeiter nicht zu Ihnen zurückkehrt.

„Wir müssen Mitarbeiter auf Zeit akzeptieren“, meint Sabine Bleumortier. Und warum sollten sich nicht über den ehemaligen Azubi neue Kontakte und ein größeres Netzwerk aufbauen lassen? Auch deshalb lohnt es sich, Kontakt zu halten. Über Facebook oder Instagram geht das besonders leicht.

Noch mehr zum Thema Azubibindung finden Sie in Sabine Bleumortiers Buch: 44 Tipps zur Azubibindung. Auszubildende erfolgreich ausbilden und an das Unternehmen binden. (ISBN 978-3-7664-9959-2)

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