Auf einen Blick:
- Jeder Mensch hat innere Antreiber. Sie spiegeln unsere Werte wider, die wir als Kind verinnerlicht haben. Zum Problem werden diese Antreiber, wenn sie unser Frühwarnsystem unterdrücken und wir Warnsignale ignorieren.
- Wer seine Antreiber kennt, kann sie mit Erlaubern ausbremsen. Dafür braucht es nur ein bisschen Aufmerksamkeit und Übung.
Theoretisch wissen wir alle, wie wichtig Pausen sind. Doch leider ist da oft diese leise Stimme im Kopf: „Los, weitermachen! Streng Dich an! Sei stark! Sei schnell!“
„Jeder Mensch hat innere Antreiber, die unser Denken und Handeln prägen“, sagt Lea Halm, Stress-Mentorin beim Anti-Stress-Team. „Sie sorgen in vielen Situationen dafür, dass wir Leistung bringen, aufs Detail schauen oder die Bedürfnisse anderer im Blick behalten.“
Problematisch wird es, wenn diese Antreiber das Ruder komplett übernehmen. „Starke innere Antreiber lassen nicht zu, dass wir innehalten, sondern peitschen uns immer weiter – im schlimmsten Fall in den Burn-out“, warnt Halm. Die gute Nachricht: Man kann etwas dagegen tun.
Schritt 1: Entdecken Sie Ihr Frühwarnsystem
„Wir können nicht immer mit Vollgas unterwegs sein“, so Halm. Und so, wie das Auto mit einem roten Warnlicht anzeigt, dass der Tank leer oder der Reifendruck zu niedrig ist, zeigt auch das Frühwarnsystem des Körpers, wenn die Dinge aus dem Gleichgewicht geraten sind. Überfordern wir uns, spüren wir das: Rückenschmerzen, Schlaflosigkeit oder ein superkurzer Geduldsfaden sind Anzeichen dafür, dass wir reif sind für einen Boxenstopp.
„Jeder zeigt andere Symptome. Oft wissen wir selbst, ob uns bei Überforderung die Kehle eng wird, der Magen schmerzt oder das Immunsystem schlapp macht“, sagt die Mentaltrainerin. Wichtig sei, diese Anzeichen positiv als Frühwarnsystem wahrzunehmen statt als zusätzliche Last.
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Schritt 2: Erkennen Sie Ihren inneren Antreiber
Der nächste Schritt ist, sich über seine inneren Antreiber klar zu werden, die die rote Warnlampe am liebsten auch dann noch zudecken wollen, wenn sie schon glüht. „Es gibt fünf innere Antreiber, zu denen typische Gedankenmuster gehören“, erläutert Halm.
- Sei stark! Dieser Antreiber ist bei Führungskräften oft stark ausgeprägt. Typische Gedanken dazu sind: „Ich komme allein klar.“ „Wie es in mir aussieht, geht keinen was an.“ Oder: „Beiß die Zähne zusammen!“
- Sei perfekt! Nur eine perfekte Leistung ist für Sie ausreichend? Dann kennen Sie sicher diese Gedanken: „Ich mag keine Schlamperei.“ Oder: „Bloß keine Fehler machen!“
- Sei gefällig! Große Harmoniebedürftigkeit steckt meist hinter diesem Antreiber, der sich mit Gedanken zeigt wie „Ich kann nicht Nein sagen.“ Oder: „Hauptsache, die anderen sind zufrieden.“
- Streng dich an! Dieser Antreiber ist oft unter Führungskräften zu finden, die sich ihren Erfolg hart erarbeitet haben. „Reiß dich zusammen!“, wäre ein typischer Gedanke für ihn oder auch „Lehrjahre sind keine Herrenjahre!“
- Sei schnell! Nur noch eben schnell die Mails erledigen, dann auf die Baustelle sausen und zwischendurch im Auto ein Kundengespräch führen – wenn Ihnen das bekannt vorkommt, ist Ihnen auch dieser Antreiber nicht fremd. Dazu gehören Gedanken wie „Zeit ist Geld!“ oder „Multitasking ist für mich kein Problem!“
„Die Überzeugungen, die hinter diesen Antreibern stehen, haben wir schon in der Kindheit gelernt, deshalb sind sie so fest verankert“, sagt Halm.
Schritt 3: Finden Sie Ihren Erlauber
Zum Glück sind wir unseren inneren Antreibern nicht hilflos ausgeliefert. Wenn man Ihnen auf die Schliche gekommen ist, kann man ihnen mit ein bisschen Übung einen Erlauber-Satz entgegen stellen.
„Wenn Ihr Antreiber sagt: „Das kannst Du doch noch schnell erledigen!“ können Sie den Erlauber-Satz formulieren: „Ich darf mir die Zeit nehmen, die ich brauche“, nennt Halm ein Beispiel.
Bei „Alles hängt an mir, deshalb muss ich stark sein“ könnte helfen: „Ich darf meine Last mit anderen teilen!“
Welche die richtigen Erlauber-Sätze sind, ist sehr individuell. „Hier darf jeder in sich hineingehören und hinterfragen, was sich gut anfühlt“, betont Halm. Es könne auch ein Bild oder eine Idee sein, die den Antreiber bremst und Ihnen ein gutes Gefühl gibt.
Wichtig sei nun, diese Sätze, Bilder oder Ideen bewusst in den Alltag zu integrieren und zu üben. „Die Antreiber kommen ganz unbewusst, dagegen kommt man nicht so leicht an“, so die Stress-Mentorin.
Genauso wichtig: dem guten Gefühl nachspüren. „Jahrelang eingeübte Denk- und Verhaltensweisen lassen sich nicht beseitigen, nur weil man ein paar Mal einen Erlauber-Satz ausspricht“, so Halm. Es brauche Zeit herauszufinden, wann und welche Erlauber-Sätze oder -Bilder am besten wirken.
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