Manchmal geht es schnell mit dem Wachstum: Tischlermeister Robert Dreyer hatte 2019 gerade erst den Familienbetrieb mit zehn Mitarbeitenden übernommen, da wurden ihm 25 Kilometer entfernt Gebäude und moderne Technik einer insolventen Tischlerei angeboten. Zehn Mitarbeitende hatte die Tischlerei Dreyer damals, nun standen die Zeichen auf Wachstum: Dreyer griff zu. „Wir brauchten ein neues Team und neue Aufträge, um die teuren Maschinen auszulasten“, erinnert sich der Tischlermeister. Es klappte: Mitarbeiterzahl und Umsatz wurden in kurzer Zeit verdoppelt.
Aufgaben und Zuständigkeiten im Organigramm festgelegt
„Damit nicht alles im Chaos versinkt, haben wir den Betrieb umstrukturiert“, sagt Dreyer. „Früher gab es einen Prozess: Es gibt ein Problem, also gehe ich zum Chef und der löst es.“ Das konnte bei der neuen Betriebsgröße nicht mehr funktionieren.
„Das Wichtigste war, Aufgaben und Verantwortung abzugeben“, so Dreyer. „Wir haben ein Organigramm und neue Hierarchien entwickelt und kommuniziert. Der neue Standort hat zum Beispiel einen eigenen Betriebsleiter, der selbstständig entscheidet.“ Um die Auftragsvorbereitung und -planung abzugeben, nahm Dreyer Videos von sich auf, um das Wissen zu vermitteln.
Natürlich habe es auch Rückschläge geben, Mitarbeitende hätten das Unternehmen wieder verlassen, nicht alles habe von Anfang an funktioniert. „Ein Riesenknackpunkt war für mich die Liquidität: Wie behalten wir die im Blick, wie verhindern wie, dass uns das Geld ausgeht?“, erinnert sich Dreyer. Eine große Erleichterung sei es daher gewesen, von der KfW-Bank einen Liquiditätskredit mit guten Zinsen zu bekommen. „Da wusste ich, alles andere schaffen wir, wir können auch mal eine Fehlentscheidung überstehen.“
Verantwortung abgeben heißt: Auch der Chef kann Urlaub machen
Mittlerweile beschäftigt die Tischlerei 30 Mitarbeitende, ein dreiköpfiges Führungsteam trägt die Hauptverantwortung. Das bedeutet: Der Chef kann auch mal in Urlaub fahren, weil es auch ohne ihn läuft.
Ganz am Ziel sieht Dreyer den Umbau des Betriebs noch nicht: „Wir wollen bei der Digitalisierung weiterkommen, und zum Beispiel den Onboardingprozess komplett digitalisieren. Unser Ziel ist es, in diesem oder im nächsten Jahr ein Intranet aufzubauen.“ Nicht nur neue, sondern alle Mitarbeitenden sollen dort das nötige Wissen finden, um ihre Aufgaben möglichst selbstständig zu erfüllen. Denn eines ist Robert Dreyer ganz wichtig: „Der Betrieb läuft gut, weil meine Mitarbeiter einen so guten Job machen.“
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