Auf einen Blick:
- Kennengelernt in der Berufs- und auf der Meisterschule, haben sich Tim Langer, Kai Beushausen und Niklas Pawelz zusammen den Traum von der Selbstständigkeit erfüllt.
- Bei der Maschinenauswahl ihrer 2022 gegründeten Tischlerei kam es dem Trio vor allem auf effiziente Prozesse an.
- Ergebnis: „In einem Betrieb wie unserem kann man nicht effizienter arbeiten“, sind die Tischler sicher.
Wie legt man einen Blitzstart bei der Gründung hin? Die Tischlerei³ – gelenkt vom 42-jährigen Tischlermeister Tim Langer und den beiden 26-jährigen Meistern Kai Beushausen und Niklas Pawelz – macht es vor. Ein gutes Jahr nach ihrer Gründung im südniedersächsischen Langelsheim bei Goslar seien die Auftragsbücher gut gefüllt und der Kundenstamm vom Häuslebauer bis zur Arztpraxis wachse.
Ihren Anfang nahm die Gründungsgeschichte des Betriebs mit Tim Langer im Alter von 37 Jahren. Da korrigierte er den Kurs seines bisherigen Berufslebens: „Ich kündigte meinen Job als Hotelkaufmann, in dem ich nicht glücklich war, und begann die Tischlerlehre.“ Auf der Berufsschule lernte er Kai Beushausen kennen und schnell wurde klar, dass sich die beiden zusammen selbstständig machen wollten. Schon als Gesellen sammelten sie mit einem Betrieb zum Einbau genormter Baufertigteile Erfahrung mit Kunden. Auf der Meisterschule in Hildesheim lernten sie Niklas Pawelz kennen. „Wir mochten uns und irgendwann wurde ausgesprochen, was wir heimlich alle dachten: Wir sollten zu dritt etwas aufbauen“, erinnert sich Pawelz.
Gesagt, getan. Als frischgebackene Meister waren sie 2022 mit Hobelmaschinen, Formatkreissäge und Breitbandschleifmaschine top für die Massivholzbearbeitung ausgestattet. „Bohlen auftrennen, abrichten, aushobeln, verleimen – es gibt nichts schöneres“, sagt Kai Beushausen. Am liebsten wollten sie eine reine Massivholztischlerei aufbauen, doch sie merkten schnell, dass die Vorlieben der Kunden vielfältiger waren. „Bei der Hälfte der Aufträge sind Möbel aus Plattenmaterialien die erste Wahl“, stellt Beushausen fest.
Weniger Mühe, weniger Fehler
So stand die nächste Investition an – zusammen mit der Verdopplung der Fertigungsfläche. Ein Maschinenpark für die Plattenbearbeitung musste her. Für das Trio war klar: Sie wollten einen effizienten Fertigungsprozess für die Plattenwerkstoffe haben. Die Fertigung sollte möglichst frei von Handarbeit und vermeidbaren redundanten Fertigungsschritten sein, mit dem Ziel perfekte Platten zu erhalten, die praktisch mühelos entstehen. „Früher als Angestellte haben wir Verbinder zum Beispiel noch von Hand gefräst“, erklärt Tim Langer. „Daran arbeitet man den ganzen Tag höchst konzentriert, abends ist man völlig kaputt – und trotzdem passieren Fehler!“ So wollten sie in Langelsheim nicht arbeiten.
Ihre Fertigungslinie für Plattenwerkstoffe bestehend aus vertikaler Plattensäge, CNC-Bearbeitungszentrum und Kantenanleimmaschine sei besonders einfach bedienbar. „Wenn wir in unserer Konstruktionssoftware ein Möbelstück konstruiert haben, drücken wir einfach auf ‚Senden‘ und die Daten gehen über die Netzwerkverbindung direkt auf die Plattensäge“, sagt Pawelz. Die Säge berechne selbst, in welcher Anordnung die Bauteile optimal aus der Platte gesägt werden, um Verschnitt zu minimieren. Sie gebe dem Bediener sogar vor an welcher Position und in welcher Reihenfolge die Schnitte gesetzt werden sollten. „Nach dem Zuschnitt wird ein Barcode-Aufkleber ausgedruckt, der das Teil zusätzlich im Klartext beschreibt“, sagt Pawelz.
„Die Zeitersparnis ist enorm“
Im nächsten Schritt würden die Zuschnitte an die CNC-Fräse übergeben. „Wir scannen den Barcode, dann zieht sich die Maschine die nötigen Bearbeitungsdaten des Projekts aus unserem Netzwerk und uns wird gesagt, wie herum wir die Platte hineinlegen müssen“, erklärt Kai Beushausen. Jetzt noch Start drücken und warten, bis die Platte fertig bearbeitet ist. „Das ist so einfach, man könnte fast einen Affen an die Maschine stellen“, scherzt Tischlermeister Tim Langer.
Dann geht es zur Kantenanleimmaschine, mit der sich beispielsweise schützende Kunststoffbänder an die Kanten von Spanplatten leimen lassen. Von der Maschine ist das Team besonders begeistert. Grund: „Die Platte kommt einfach als Fertigprodukt heraus“, erzählt Langer. Es müssten keine Klebereste abgezogen oder Kanten nachträglich gerundet werden. „Die Zeitersparnis ist enorm. Je nach Bauteil sparen wir fünf bis zehn Minuten Nacharbeit“, betont der 42-Jährige, „das kann sonst keine uns bekannte Kantenanleimmaschine“.
Erfolgsfaktor Spaß
Das Trio ist sicher: „In so einem Betrieb wie unserem kann man nicht effizienter arbeiten, als wir das jetzt tun“, sagt Tim Langer, „dadurch können wir unseren Kunden gute Preise machen und trotzdem wirtschaftlich arbeiten.“ Das helfe den Unternehmern sich mit viel Spaß ihrer Arbeit zu widmen und Kunden glücklich zu machen. „Wir kommen in die Werkstatt, haben Bock und freuen uns auf den Tag“, erzählt Kai Beushausen. Mit guter Laune und ohne frustrierend umständliche Arbeitsprozesse könne man letztlich die meiste Leistung aus sich herauskitzeln, sind die Tischler überzeugt.
Wo will das Team in Zukunft noch hin? Maschinell seien sie fast am Ziel angekommen. „Unsere Breitbandschleifmaschine ist jetzt das schwächste Glied in der Produktionskette. Die wollen wir noch gegen ein Premium-Produkt tauschen“, sagt Langer. Im nächsten Schritt wollen sie Ausbildungsbetrieb werden.
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