Auf einen Blick:
- Mit hohen Anzahlungen seiner Kunden und schnellen Abschlagsrechnungen schützt sich Fliesenlegermeister Michèl Müller gegen das Risiko eines Forderungsausfalls.
- Das lohnt sich auch für die Kunden: Für 50 Prozent Anzahlung bekommen sie 3 Prozent Skonto auf die Gesamtrechnung.
- Für alle anderen hat Müller schnelle Abschlagsrechnungen parat.
Angst vor Zahlungsausfällen und Zombie-Kunden in der Corona-Krise kennt Michèl Müller nicht. Der Fliesenlegermeister aus Oldenburg hat ein paar einfache Mittel, mit denen er sehr schnell an sein Geld kommt – und nebenbei den Kunden auf den Zahn fühlt, bevor er zu viel Zeit in einen Auftrag investiert.
1. Skonto gibt es nur bei 50 Prozent Anzahlung
„Ich biete meinen Kunden 3 Prozent Skonto an, wenn sie 50 Prozent Anzahlung leisten“, berichtet Müller. 95 Prozent seiner Kunden würden diese Möglichkeit nutzen. „Das ist ja eine richtige Ersparnis für sie, da geht es zum Beispiel bei Fliesenarbeiten für 15.000 Euro um 450 Euro“, sagt der Handwerker. Dabei wirke sich das Skonto finanziell für ihn nicht aus, da er das im Preis schon einkalkuliert habe.
Dadurch, dass Müller das Skonto gegen Vorkasse anbietet, ist er auch rechtlich auf der sicheren Seite. Denn würde ein Handwerker eine Anzahlung bei Vertragsabschluss einseitig zur Bedingung machen, hätte das rechtlich keinen Bestand. Doch „so kann sich der Kunde frei entscheiden und es sind ja auch beide Seiten an einem guten Verhältnis interessiert“, sagt Müller.
Von anderen weiß der Handwerksmeister, dass sie ähnlich vorgehen wie er. „Ich kenne Kollegen, die das sogar staffeln: 1 Prozent Skonto gibt es bei 30 Prozent Anzahlung, 2 Prozent Skonto bei 60 Prozent Anzahlung, 3 Prozent Skonto bei 90 Prozent Anzahlung. Und das funktioniert auch.“
2. Schnelle Abschlagsrechnungen
Bei Kunden, die auf das Skonto verzichten, sichert sich Müller durch schnelle Abschlagsrechnungen gegen Forderungsausfälle ab. Vor allem bei Neukunden mit großen Aufträgen stelle er diese Rechnungen „sehr schnell, meist schon nach zwei Tagen“. Sein Rat an Kollegen: „Das sollte man frühestmöglich machen, sobald das Material da ist und die ersten Stunden aufgelaufen sind, und mit sehr kurzem Zahlungsziel.“
Abschlagsrechnungen legt Müller auch jenen Kunden vor, die Anzahlungen leisten. Bei ihnen lässt er sich jedoch etwas mehr Zeit: „Wenn ich 50 Prozent Anzahlung erhalten habe, kassiere ich in der Mitte des Auftrags einen Abschlag, so dass bei der Schlussrechnung maximal noch ein Viertel der Gesamtsumme offen ist.“
3. Schnelle Schlussrechnung – kurzes Zahlungsziel
Nicht zuletzt achtet Müller darauf, seine Rechnungen sofort zu schreiben. „Die gehen gleich am Tag der Abnahme online raus“, sagt der Handwerker. Als Zahlungsziel gibt er 5 Tage vor. Gesetzlich seien zwar 14 Tage vorgesehen, doch darauf habe noch keiner seiner Kunde gepocht. Im Gegenteil: „Das Geld ist meistens nach zwei bis drei Tagen da.“
Wäre dem nicht so, würde Michèl Müller wohl schnell nachfassen, wo das Geld bleibt. Das ist allerdings reine Theorie, denn „ich hab in meiner gesamten Selbstständigkeit noch nicht eine Mahnung schreiben müssen“, freut sich der Fliesenlegermeister.
Kunden zeigen viel Verständnis
Ein bisschen wundert sich Müller über Kollegen, die keine Anzahlungen und Abschläge kassieren. Es heiße dann immer, die Kunden würden das nicht mitmachen und den Auftrag an einen anderen vergeben. Diese Erfahrung hat der Fliesenlegermeister noch nicht gemacht: „Ich habe noch nie jemanden gehabt, der das komisch fand. Im Gegenteil: Die Kunden haben viel Verständnis für uns Handwerker.“
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