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Strategie

4-Tage-Woche: Wie ein Handwerksbetrieb davon profitiert

Freitags frei? In dem kleinen Team von Marco Bruns kommt das gut an – Baustellen funktionieren auch in einer 4-Tage-Woche. Wie? Das erklärt der Firmenchef hier.

Auf einen Blick:

  • Freitags ruhen bei der Bruns MSR-Technik GmbH die Baustellen: Die Mitarbeiter haben eine 4-Tage-Woche.
  • Aus wirtschaftlichen Gründen haben die Firmenchefs Marco und Dieter Bruns das Modell vor mehr als einem Jahr eingeführt – mit durchweg positiver Resonanz.
  • Auch in der Außenwirkung überzeugt das Arbeitszeitmodell: Seitdem der Handwerksbetrieb auf der Website und in den Social-Media-Kanälen auf die 4-Tage-Woche hinweist, hat sich die Bewerberzahl erhöht.

Donnerstagabend ist für die Mitarbeiter der Bruns MSR-Technik im niedersächsischen Haselünne Feierabend - denn dort gilt eine 4-Tage-Woche. Vor mehr als einem Jahr hat Marco Bruns gemeinsam mit seinem Vater Dieter diese Veränderung beschlossen. Ausgenommen davon sind nur die beiden Chefs und die Bürokraft.

Wie kam es zu der Idee? „Es waren vorrangig wirtschaftliche Gründe, die uns bewegt haben, die Arbeitszeiten zu überdenken“, sagt Elektrotechnikermeister Marco Bruns. Vor der Umstellung war Freitagmittag Feierabend. Doch die Arbeit auf Baustellen, die bis zu 50 Kilometer entfernt sind, habe sich für ein paar Stunden nicht immer gelohnt. Also haben Vater und Sohn ein Konzept für eine 4-Tage-Woche entwickelt.

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Mitarbeiter durften mitentscheiden

„Die Änderung kam nicht von heute auf morgen“, berichtet Bruns. „Wir haben unsere Idee mit dem Team besprochen.“ Die Mitarbeiter durften Fragen stellen und Bedenken äußern, seien aber durchweg offen für die Veränderung gewesen. Allen sei zudem klar gewesen, dass die normale Wochenarbeitszeit an den vier Tagen geleistet wird. „Eine Stunde länger am Abend arbeitet ohnehin jeder mal“, sagt der 26-jährige Unternehmer. Nach einer kurzen Testphase war die 4-Tage-Woche beschlossene Sache.

4-Tage-Woche bringt Freizeit am Freitag

Was schätzen die Mitarbeiter am meisten an dem neuen Zeitmodell? „Dass sie ihre Zeit am Freitag frei verplanen können“, sagt Marco Bruns. Sie nutzen den freien Tag für Freizeitaktivitäten, Ausflüge mit Familie und Freunden, oder aber für Pflichttermine bei Behörden, für die an den anderen Tagen keine Zeit bleibe. „Die Resonanz ist durchweg positiv“, sagt der Handwerksmeister, der im Familienbetrieb seine Ausbildung mit der Spezialisierung Automatisierungstechnik gemacht hat. Er sieht die 4-Tage-Woche auch als Instrument zur Mitarbeiterbindung: „Wir haben eine geringe Fluktuation“, sagt Bruns zufrieden.

Er selbst habe zwar freitags nicht frei, schätze den Tag aber dennoch: „Ich kümmere mich um Dinge, zu denen ich in der Woche nicht komme“, sagt der Unternehmer, der seit eineinhalb Jahren in die Geschäftsführung mit eingestiegen ist. Zu den Aufgaben des Unternehmers gehören beispielsweise die Personalplanung und -gewinnung. Außerdem entwickelt er gemeinsam mit seinem Vater den Betrieb ständig strategisch weiter. „Konkret wollen wir wachsen, um auch größere Kunden bedienen zu können“, beschreibt Marco Bruns ein Ziel des Betriebs, der auf Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik spezialisiert ist.

Modell beliebt bei jungen Bewerbern

Die 4-Tage-Woche ist aber nicht nur bei den jetzigen Mitarbeitern der Bruns MSR-Technik beliebt. Auch bei Bewerbern kommt das Arbeitszeitmodell gut an. „Wir nutzen es aktiv in Stellenausschreibungen auf unserer Website und in den Social-Media-Kanälen“, sagt der Unternehmer. Er habe sich weitergebildet, um die sozialen Netzwerke selbst zu pflegen. „Ich arbeite mit professionellen Fotos unserer Mitarbeiter und vermeide Bilder von der Stange. Je authentischer, desto besser“, erklärt Bruns. Er will die Vorzüge seines kleinen Familienunternehmens herausstellen. Die Rückmeldungen auf seine Beiträge bestätigen, dass er damit Erfolg hat.

In Vorstellungsgesprächen frage er bewusst nach der Motivation für die Bewerbung in seinem Betrieb. Die 4-Tage-Woche sei einer der Hauptgründe. „Gerade bei jüngeren Menschen sind flexible Arbeitszeitmodelle gefragt“, weiß der junge Meister. Das Thema Work-Life-Balance werde besonders in seiner Generation groß geschrieben.

Kunden, Kollegen und Architekten sind im Bilde

Gegenüber Geschäftspartnern, Architekten und Kunden macht Marco Bruns kein Geheimnis daraus, dass seine Mannschaft freitags nicht auf Baustellen fährt. „Gestört hat das bislang niemanden“, sagt er. Gerade Kunden hätten dafür Verständnis und seien flexibel, was die Auftragsausführung anbelangt. Mit anderen Gewerken stimme sich der Betrieb so gut ab, dass keine Probleme auftreten. „Alles eine Frage der Planung“, betont Marco Bruns.

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