- Laut einer aktuellen Umfrage sind mehr als 40 Prozent der Azubis mit ihrer Ausbildung nicht zufrieden.
- Um Ihre Azubis glücklich zu machen, sollten Sie eine fachlich fundierte Ausbildung bieten.
- Außerdem klagen die jungen Leute über mangelnden Respekt und Wertschätzung. Begegnen Sie ihnen deshalb fair und bieten Sie ihnen das Gleiche, was auch alle anderen Mitarbeiter bekommen.
- Sorgen Sie dafür, dass alle vorbereitet sind, wenn ein Azubi kommt – und zwar während der gesamten Ausbildung.
- Gehen Sie mit gutem Bespiel voran. Sie können nicht erwarten, dass Ihr Azubi motiviert ist, wenn Sie den ganzen Tag meckern.
- Sorgen Sie ab und zu für kleine, positive Überraschungen.
Gute Auszubildende zu finden ist nicht leicht. Umso größer sollte das Interesse des Betriebes daran sein, dass sie sich bei der Arbeit wohl fühlen. Das gelingt allerdings nicht immer: Laut dem „Azubi Report 21“ sind nur noch 59 Prozent der jungen Leute mit ihrer Ausbildung zufrieden ̶ gegenüber 2019 ein Rückgang um sechs Prozent. Als Hauptgründe gaben die Befragten mangelnden Respekt und fehlende Betreuung an.
Sabine Bleumortier, selbstständige Ausbilderberaterin aus München, kennt die Gründe, warum Lehrlinge bei der Arbeit Frust schieben. Mit ihren fünf Tipps machen Sie Ihre Azubis glücklich.
Tipp #1: Bieten Sie eine gute Ausbildung
Es klingt nach einer Selbstverständlichkeit, aber leider ist es das nicht: „Sorgen Sie für eine gute Ausbildung“, lautet der wichtigste Tipp von Bleumortier. „Die Azubis wollen nicht nur Hilfsarbeiten machen oder Kaffee kochen. Sie sind sich bewusst, dass sie am Ende der Ausbildung eine Prüfung zu bestehen haben.“
Deshalb ist es Ihre Aufgabe, sie darauf vorzubereiten und ihnen die prüfungsrelevanten Inhalte zu vermitteln. Falls nicht alles in Ihrem Betrieb zu leisten ist, buchen Sie ein Seminar oder einen Workshop. Entscheidend ist, dass Ihre Botschaft klar ist: Deine Ausbildung ist uns wichtig.
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Tipp #2: Begegnen Sie Ihren Azubis mit Wertschätzung
Früher sagte man noch: Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Aber diese Zeiten sind vorbei. „Junge Leute haben eine andere Erwartungshaltung als früher“, sagt Bleumortier. „Sie möchten, dass man ihnen mit Wertschätzung und auf Augenhöhe begegnet.“
Müssen Sie also Ihren Azubi in Watte packen? Nein, sagt die Ausbildungsberaterin. „Es reicht, wenn Sie fair sind und den Lehrling so behandeln wie die anderen Mitarbeiter.“ Haben zum Beispiel alle Mitarbeiter ein Tablet, bekommt auch der Azubi eines. Müssen sich alle für ein Projekt besonders reinhängen, kann man das auch vom Azubi erwarten.
„Wertschätzung zeigt sich aber auch in der Kommunikation und an Vertrauen“, sagt Bleumortier. Sorgen Sie für einen wertschätzenden Umgangston, nehmen Sie sich Zeit für Fragen und Nöte und übertragen Sie dem Nachwuchs auch mal interessante Aufgaben. „Wenn beim Azubi ankommt, dass Sie ihm nichts zutrauen, macht er ganz schnell zu.“
Tipp #3: Bereiten Sie sich und Ihr Team auf einen Lehrling vor
„Was, ein Azubi kommt?“ Diese Frage sollte in Ihrem Betrieb besser nicht zu hören sein. Deshalb: Bereiten Sie sich vor. „Das gilt natürlich am ersten Ausbildungstag, für den eine Begrüßung vorbereitet sein muss, aber auch für die restliche Zeit der Ausbildung“, betont Bleumortier.
Für die Ausbilder heißt das, sich Zeit für gut geplante Feedback-Gespräche zu nehmen, aber auch das Team auf den Nachwuchs vorzubereiten. Wenn Ihr Azubi mehrere Stationen durchläuft oder von verschiedenen Kollegen betreut wird, sollten diese rechtzeitig davon erfahren, um sich darauf einzustellen. „Auf Zuruf funktioniert das nicht“, warnt Bleumortier. „Die Azubis merken, wenn sie nur fünftes Rad am Wagen sind.“
Tipp #4: Seien Sie authentisch und glaubwürdig
Es klingt altmodisch, ist aber immer noch richtig: Sie müssen mit gutem Beispiel vorangehen. „Wer Wert auf Pünktlichkeit bei den Lehrlingen legt, sollte selbst pünktlich sein“, nennt Bleumortier ein Beispiel. „Das macht Eindruck.“ Bestehen Sie hingegen auf punktgenauem Erscheinen bei den Azubis, nehmen es aber bei sich selbst nicht so genau, machen Sie sich unglaubwürdig. „Dasselbe gilt beim Dauerthema Handy“, so Bleumortier. „Wenn der Chef immer am Handy ist, wirkt es wenig authentisch, wenn Sie es dem Azubi verbieten.“
Auch andere Werte, die Sie in Ihrem Betrieb hochhalten, sollten Sie vorleben. „Für die jungen Leute der Generation Z ist Authentizität ein wichtiges Kriterium“, sagt die Expertin. „Wer über die Arbeit und die Kunden schimpft, kann nicht erwarten, dass der Azubi motiviert ist.“ Allerdings funktioniere das auch im Umkehrschluss: „Wer Freude an der Arbeit vermittelt, kann auch vermeintlich passive Azubis begeistern.“
Tipp #5: Sorgen Sie für kleine positive Überraschungen
Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft – und kleine Überraschungen machen Ihren Azubi glücklich. „Lassen Sie Ihren Lehrling mal eine Stunde früher gehen, wenn er etwas Besonderes geleistet hat, oder legen Sie eine Tafel seiner Lieblingsschokolade auf seinen Arbeitsplatz“, nennt Bleumortier Beispiele. Auch eine besondere Aufgabe, eine Fahrt zur Messe oder zu einem wichtigen Kunden kann eine solche Überraschung sein. „Damit zeigen Sie Anerkennung, wenn Ihr Azubi nicht damit rechnet – darüber freut sich jeder“, sagt Bleumortier.
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