So sieht es aus, wenn Anke Freund mit der KI „Midjourney“ Bild-Entwürfe erstellt, die sie ihren Kunden im Angebot mitschickt.
Foto: Privat
So sieht es aus, wenn Anke Freund mit der KI „Midjourney“ Bild-Entwürfe erstellt, die sie ihren Kunden im Angebot mitschickt.

Inhaltsverzeichnis

Bilder per KI erstellen

KI-generierte Entwürfe: Mehr Aufträge, weniger Aufwand

Eine App hilft dieser Tischlerei, Wunschobjekte ihrer Kunden zu visualisieren. Die künstliche Intelligenz nimmt dem Betrieb Arbeit ab. Die Bilder sind ein echtes Verkaufsargument.

Auf einen Blick:

  • Bilder dienen den Kunden der Tischlerei Freund als Visualisierung ihrer Möbel. Seit einiger Zeit nutzt Unternehmerin Anke Freund eine künstliche Intelligenz, um erste Entwürfe zu erstellen.
  • Dem Betrieb spart das Zeit und Aufwand. Durch die Eingabe von einfachen Befehlen in eine App erzeugt sie eine Vorschau von vier Motiven, die Anke Freund den Angeboten beilegt.
  • Damit hat sie auch ein Verkaufsargument gegenüber ihren Kunden.
  • Der Handwerksbetrieb will diesen Prozess jetzt dauerhaft in ihre Abläufe integrieren und nimmt an einem Pilotprojekt mit professioneller Unterstützung teil.

Wenn Anke Freund ihren Kunden ein Angebot für einen Esstisch, einen Einbauschrank oder eine Küchenzeile macht, gehört eine erste Entwurfszeichnung des Wunschobjekts mit dazu. „Das hilft ihnen, sich das Möbelstück im Raum vorzustellen“, sagt Freund, die in der Tischlerei Dein Freund für die Administration, die Buchhaltung und das Marketing zuständig ist. Dem Betrieb dient die Zeichnung als Anhaltspunkt für die weitere Gestaltung des Objekts sowie für die Preisgestaltung. Nicht zuletzt dient die Zeichnung als Grundlage für die Planer und Tischler in der Fertigung.

Künstliche Intelligenz unterstützt bei der Angebotserstellung

Seit wenigen Monaten erstellt eine App auf Basis einer Künstlichen Intelligenz (KI) die Zeichnungen für den Betrieb – und entlastet somit den Mitarbeiter, der zuvor die Skizzen anhand von Kundenanfragen angefertigt hat. „Das dauerte natürlich viel länger und bedeutete mehr Aufwand“, betont Freund. Jetzt braucht es nur noch einige Minuten bis zur vorläufigen Objektskizze.

Wie kam die Unternehmerin auf die Idee? Beim Testen, was die KI ChatGPT in Sachen Bilderstellung schon kann, ist sie auf die App Midjourney gestoßen. Die Ergebnisse ihrer Tests haben sie überzeugt. „Ich erstelle anhand von einfach formulierten Befehlen Bilder und Skizzen für das erste Angebot beim Kunden“, berichtet Freund. In der Basisversion sei die App kostenfrei, die Tischlerei nutzt für ihre Zwecke jedoch das Abo-Modell für acht Euro pro Monat. Die Befehlseingabe läuft über die Chat-Plattform Discord. Über die können Nutzer schriftliche oder mündliche Eingaben für die Bilder-KI machen.

Beispielfotos mit einfachen Befehlen erstellt

„Die App ist lernfähig. Es lohnt sich, zu üben und mit den Befehlen – so genannten Prompts – zu spielen“, sagt die Unternehmerin aus der Wedemark. Zur Veranschaulichung hat sie ein Foto eines Esstischs in einem Wohnzimmer vorgeben: Der Befehl „Erstelle ein fotorealistisches Bild von einem runden Esstisch aus Eiche Altholz, moderner Stil mit schwarzem Stahlgestell als Tischfuß in Trompetenform und sechs grünen Stühlen. Stelle eine Vase mit Hortensien darauf. In dem Raum befinden sich helle moderne Möbel und im Hintergrund soll eine große Fensterfront mit Blick auf den Golfplatz sein“, sei präzise genug. Pro Prompt liefert die App zunächst vier Bilder, die dann im Detail durch weitere Angaben modifiziert werden können.

Tipp: „Da die Originalsprache der App Englisch ist, empfehle ich, die Prompts auch immer auf Englisch einzugeben und die Ergebnisse zu vergleichen“, sagt Freund. Sie lasse sich die deutschen Befehle beispielsweise per Google Übersetzer ins Englische übersetzen. Die stichpunktartigen Anweisungen reichten der KI, um Fotos zu erzeugen, mit denen die Unternehmerin in ihren Angeboten gut arbeiten kann.

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Fotos der KI dienen als Verkaufsargumente

„Ich lege den Angeboten immer mehrere Foto-Varianten zur Auswahl bei“, berichtet Freund. Dazu gebe sie auch gleich die Preise mit an. Je nach Wunsch oder Persönlichkeit der Kunden, wählt sie vorab aus, ob ein Bild in Fotoqualität oder in Form einer Skizze erstellt werden soll. „Wenn ich Kunden gut kenne, kann ich einschätzen, was ihnen besser gefällt und ihnen eine größere Auswahl anbieten“, sagt sie.

Die meisten Kunden erwarten laut Freund nicht, dass sie bereits im Angebot eine fotografische Idee des Auftrags vorfinden. „Wir überraschen die Kunden mit den Bildern ihres Wunschobjekts. Und das ist in manchen Fällen wirklich das Argument, dass sie uns beauftragen“, sagt Freund. Sie spiele bewusst mit den Vorlieben der Kunden. „Wenn ich weiß, dass jemand gern Golf spielt  erstelle ich ein Bild mit einem Blick  auf einen Golfplatz. Oder ich lasse eine Vase mit bestimmten Blumen auf den Tisch stellen, die Kunden mögen. Damit rechnet niemand, der Wow-Effekt ist riesig.“

Für sie sei die Nutzung der KI ein echter Zugewinn und ein kostengünstiges Marketinginstrument. Und sie entlaste die Fachkräfte, die ohnehin gut eingespannt seien.

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KI-Pilotprojekt: Ziel ist ein Baukastensystem von digitalen Bildern

Die Tischlerei Freund geht noch einen Schritt weiter: Für die Weiterentwicklung des KI-gestützten Zeichnens hat sich der Handwerksbetrieb Experten ins Boot geholt. „Wir wollen die Visualisierung der Aufträge auf ein professionelles Fundament stellen“, sagt Freund. Mit Programmierern und Beratern der Daisec* hat sie die Anforderungen des Betriebs an eine KI geschildert. Nach mehreren Arbeitstreffen ist Freund mit den Experten des Innovationshubs und ihrem Mann Wilhelm dabei, die KI namens Stable Diffusion so anzulernen, dass sie bestimmte Begrifflichkeiten zu nutzbaren Bildern macht.

Für die Nutzung im Tagesgeschäft sollen die Bilder im nächsten Entwicklungsschritt an die Maschinen weitergeben werden. Die Objekte gemäß der Kundenwünsche könnten auf diesem Weg direkt in der Werkstatt gebaut werden.

„Unser Ziel ist es zunächst eine Art Bilderbibliothek mit einem Fundes an Entwürfen als Basis aufzubauen, die wir schnell und einfach modifizieren können“, erklärt sie. Dafür sei die Software bereits auf einem leistungsstarken PC in der Tischlerei installiert und werde getestet. Am Ende soll die künstliche Intelligenz im Verkaufsgespräch live genutzt werden. Die Bilder aus der Basisbibliothek kann Freund dann im Beisein der Kunden abändern und ein Endergebnis erstellen lassen. Das neue digitale Konzept zahle auf ihre Firmenphilosophie ein, Vorreiter in Sachen Digitalisierung zu sein und auf Kundenwünsche auf besondere Art und Weise einzugehen.

*Der Daisec (European Innovation Hub for AI and Cyber Security) unterstützt insbesondere Handwerksunternehmen in den Bereichen Künstliche Intelligenz und Cybersicherheit. Von der ersten Bedarfsanalyse bis zur Projektumsetzung bietet das Daisec-Expertenteam ein niederschwelliges Servicepaket, das Unternehmen und Institutionen unabhängig von ihrem Entwicklungsstand die Anwendung von KI- und Cybersicherheits-Technologien ermöglicht. Dazu kooperiert der Hub auch mit den niedersächsischen Mittelstand Digital Zentren Hannover, Handwerk und Lingen, Kammern, Verbänden, Wirtschaftsförderungen und der N-Bank. Die Angebote sind kostenfrei.

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