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Foto: Babian Nockel - Central Studios
Digitalisieren mit Fokus auf Kundenbedürfnisse: Mario Esch und Lebensgefährtin Petra Schweitzer.

Inhaltsverzeichnis

Holzhelden

Der digitale Schreiner: Mario Esch hat vollen Durchblick

Lasergestützte Aufmaße, projektübergreifendes Nesting und ein Regal, das den Überblick behält. Mario Esch zeigt wie High-End-Digitalisierung aussieht.

  • Mario Esch macht seinen Kunden ein versprechen: „Uns ist kein Auftrag zu klein!“
  • Für seinen Betrieb bedeutet dieses Versprechen: Kleine wie große Aufträge sollen effizient und reibungslos parallel ausgeführt werden können.
  • Digitalisierung macht das möglich. Die Schreinerei „Mario Esch – Ihr Möbel Schreiner“ ist durchdigitalisiert. Das beginnt schon beim 3D-Aufmaß. Zentrum der Prozesse bildet das CAD-Programm des Betriebs – auf eine Branchensoftware verzichtet er.
  • Zu den großen Besonderheiten in der Fertigung zählt projektübergreifenden Nesting und das digital gestützte Sortierregal, das bei der parallelen Projektbearbeitung für Übersicht sorgt.

Es gibt Versprechen, an denen kann ein Unternehmen richtig wachsen. Mario Esch hat seinen Kunden so ein Versprechen gemacht. Es lautet „Uns ist kein Auftrag zu klein!“ und hat die rasante Entwicklung der Schreinerei „Mario Esch – Ihr Möbel Schreiner“ maßgeblich beeinflusst.

2015 hat sich Esch in Murrhardt nordöstlich von Stuttgart selbstständig gemacht. Seine Marktnische: Möbelbau vorrangig für Privatkunden. „In diesem Segment gab es in unserer Region kaum Wettbewerb“, erinnert sich der Schreinermeister. Heute bearbeitet das siebenköpfige Team häufig große Privataufträge wie komplette Häuser und Wohnungen mit Badezimmer, Küchen oder Garderoben. „Aber wir machen auch gerne einen einzelnen Dachschrägenschrank oder eine Eckbank in Losgröße 1“, erklärt Esch.

Mehr Spaß durch mehr Effizienz

In dem Versprechen „Uns ist kein Auftrag zu klein!“ steckt ein Unternehmensziel: Der Betrieb will kleine Anfragen so effizient bedienen, dass sie zwischen größeren Projekten nicht als störend empfunden werden, sondern Spaß machen. Mario Esch erreicht dieses Ziel mit klug digitalisierten Prozessen. In der Umsetzung der Digitalisierungs-Ideen ist der Unternehmer so gut, dass er manche Entwicklung von Maschinenherstellern aktiv als Testbetrieb begleitet hat. Die digitale Fertigung beginnt nicht etwa im Büro oder der Werkstatt sondern direkt vor Ort beim Kunden. Ein 3D-Aufmaßgerät hilft den Schreinern ein präzises CAD-Aufmaß zu erstellen. „Wir messen den Raum oder die gewünschte Ecke beim Kunden und erhalten ein digitales Modell seiner Räumlichkeiten. Das können wir im CAD-Programm nutzen, um darin Möbel zu zeichnen und den Raum zu gestalten“, sagt Esch.

Alles im CAD-Programm

Die Schreinerei verzichtet auf eine Branchensoftware. „Wir machen alles im CAD-Programm“, sagt der Handwerksmeister. An das CAD-Programm ist zum Beispiel die Kalkulation angeschlossen. Auch die Möbelbeschläge und Bänder werden im CAD-Programm ausgewählt, als Liste exportiert und in der Bestellsoftware der Hersteller hochgeladen.

Ebenso werden die maschinenlesbaren Daten mit allen wichtigen Informationen für Mitarbeiter und Maschinen aus dem Programm heraus erstellt. „In den 90er Jahren habe ich die ersten Erfahrungen mit CAD und CNC-Technik sammeln dürfen. Seitdem hat mich das Thema nicht mehr losgelassen“, verrät der Unternehmer.

Um die Fertigung in Gang zu setzen genügt ein Knopfdruck in der CAD-Software. Mario Esch setzt auf Nesting auf dem CNC-Bearbeitungszentrum für eine ressourceneffiziente Fertigung. Die Besonderheit: Seine Nestingsoftware optimiert nicht nur den Zuschnitt von jeweils einem Projekt. „Wir werfen alle Aufträge in einen großen Topf. Die Maschine optimiert dann bei Standardmaterialien im Möbelbau den Zuschnitt aus zwei bis vier Aufträgen“, erklärt Esch. So fräst die CNC-Maschine aus einer einzigen Platte zum Beispiel Komponenten für drei verschiedene Aufträge.

Ein Regal, das mitdenkt!

Haben die Bauteile die CNC-Maschine verlassen folgt ein manueller Zwischenschritt an der Kantenanleimmaschine; danach wird es digital richtig interessant: Dann kommt der Sortierassistent Homag Production Manager in einem so genannten Sortierregal zum Einsatz.

Mit einem Scannerhandschuh scannt ein Mitarbeiter den Barcode eines Bauteils und schon leuchtet ein Regalfach auf, in das er das Teil legen soll. Sobald ein weiteres Bauteil derselben Baugruppe gescannt wird, wird der Production Manager ihm dasselbe Regalfach zuordnen.  So sorgt die Schreinerei dafür, dass trotz der Fertigung mehrerer paralleler Projekte am Ende jedes Bauteil jedes Projekts richtig einsortiert ist. „Beim Abscannen der fertigen Bauteile kann ich am Bildschirm im Büro live sehen, welche Teile des Projekts schon fertig sind“, betont Mario Esch. Sind alle Teile einer Position montagebereit, bekommt der Bediener auf seinem Tablet ein Signal.

Mario Esch war der erste Schreiner, der das Sortierregal als Prototyp in seinem Betrieb nutzen konnte. „Ich hatte zuvor den Kontakt zu Homag und zum IFT Rosenheim gesucht, das sich mit der ­Digitalisierung von Schreinerwerkstätten beschäftigt hat. So kam eines zum anderen“, erzählt der Handwerksmeister. Die Schnittstelle seines CAD-Programms zum Production Manager am Sortierregal habe der Unternehmer selbst programmiert. Inzwischen ist der Sortierassistent zu einem bestellbaren Produkt entwickelt worden.

Mit seiner Prozessoptimierung ist Mario Esch weit gekommen, als abgeschlossen betrachtet er sie aber nicht. Im nächsten Schritt will der Schreinermeister noch mehr nützliche Projektinformationen für die reibungslose Montage auf die Tablets seiner Mitarbeiter bringen. Und nebenbei entwickelt er ein Projekt, das Schreiner und Kunden künftig digital besser zusammenbringen soll. „Man muss sich fragen, wie Menschen in fünf Jahren einkaufen werden“, mahnt der Unternehmer. „Ich glaube nicht, dass unser Handwerk vom digitaleren Kundenverhalten verschont bleiben wird.“

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