Auf einen Blick:
- Sie wollen perfekte Bewerbungen? Damit schrecken Sie viele Bewerber ab, die erst auf den zweiten Blick glänzen – oder Sie fallen auf Blender rein.
- Vertrödeln Sie nicht wichtige Zeit im Bewerbungsprozess. Nutzten Sie die Zeit besser, um Ihre Bewerber kennenzulernen und so den richtigen Mitarbeitenden einzustellen.
Denkfehler 1: Der erste Eindruck ist entscheidend
Sie sind ein Freund von schnellen Entschlüssen und verlassen sich auf Ihren ersten Eindruck? Das kann bei der Mitarbeitersuche ein fataler Denkfehler sein.
„Früher galt ein Tippfehler im Anschreiben schon als Ablehnungsgrund, weil der erste Eindruck nicht optimal war“, sagt Sandra Becker, Expertin für Personalrecruiting bei der Schlütersche Akademie. „Doch formale Dinge wie Anschreiben, ein Foto des Bewerbers oder ein lückenloser Lebenslauf haben an Bedeutung verloren.“
Sie empfiehlt, sich nicht vom ersten Eindruck täuschen zu lassen – weder im Positiven noch im Negativen. Lassen Sie sich also nicht von einer ungeschickten Reaktion am Telefon abschrecken. Vielleicht ist der andere zurückhaltend oder Deutsch ist nicht seine Muttersprache. Genauso wenig sollten Sie sich von einem eloquenten Bewerber ohne Zeugnisse blenden lassen, der seine Kompetenzlücken überspielt. „Wichtig ist der persönliche Kontakt, um den künftigen Mitarbeitenden besser kennenzulernen“, betont Becker.
Ihr Tipp: Führen Sie mehrere Gespräche und vereinbaren Sie einen Probearbeitstag. „Es müssen nicht jedes Mal formale Vorstellungsgespräche sein, sondern Sie bleiben mit dem Bewerber im Kontakt“, sagt Becker. Das helfe, einen Menschen besser einzuschätzen. Ein Probearbeitstag zeigt zudem, ob das mögliche neue Teammitglied auch in den Betrieb passe – und der Betrieb zu ihm. „Gleichzeitig können Sie direkt während der Arbeitsaufgaben miteinander sprechen und so schnell erkennen, ob die fachliche Qualifikation passt.“
Denkfehler 2: Meine Mitarbeiter müssen ticken wie ich
„Hans sucht Hänschen“ lautet eine Erklärung, warum Frauen es in klassischen Männerberufen oder Führungspositionen noch immer schwer haben. Hand aufs Herz: Suchen auch Sie ausschließlich Mitarbeitende, die so sind wie Sie? Damit grenzen Sie die Auswahl massiv ein – und ignorieren großes Potenzial.
„Viele Arbeitgeber haben zum Beispiel Vorbehalte gegen die Generation Z, weil sie als weniger leistungsfähig gilt“, sagt Becker. Das sei ein Vorurteil: „Die jungen Leute ticken anders und haben ein anderes Wertesystem“, weiß die Recruiterin aus Erfahrung. „Aber wer sich darauf einlässt und auch offen ist für neue Wege, findet zuverlässige und leistungsbereite Mitarbeitende.“
Außerdem seien es oft die Unterschiede, die ein Team stark machten, weil neue Ideen entstehen könnten, so Becker. „Quereinsteiger, Studienabbrecher oder Menschen mit nicht ganz gradlinigen Lebensläufen bringen andere Erfahrungen mit, haben sich meist bewusst für eine Arbeit im Handwerk entschieden und bringen eine hohe Motivation mit.“
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Denkfehler 3: Gut Ding will Weile haben
Erstmal schauen, was an Bewerbungen eintrudelt, bevor Sie loslegen und den ersten Bewerber anrufen? Das könnte zu spät sein. „Gute Bewerber haben die Auswahl“, sagt Sandra Becker. „Wer als Arbeitgeber zu langsam oder zu bequem ist, geht leer aus.“
Nehmen Sie also schnell Kontakt auf, wenn eine interessante Bewerbung kommt. „Auch wenn Sie nicht sofort in den Bewerbungsprozess starten, sollten Sie sich beim Bewerber melden und beschreiben, wie es jetzt weiter geht“, rät die Recruiterin. „Funkstille signalisiert Desinteresse.“ Wer hingegen im Kontakt bleibt, reduziere nicht nur die Gefahr, dass der Bewerbung unvermittelt abspringt, sondern signalisiere Wertschätzung.
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