Auf einen Blick:
- Neue Ideen und Impulse sind im Ihrem Betrieb willkommen? Dann erfüllen Sie schon die wichtigste Bedingung für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Quereinsteigern.
- Bedenken Sie, dass die neuen Kollegen viel Zeit für Einarbeitung und Weiterbildung brauchen. Kommt Unruhe im Team auf, sind Ihre Führungsqualitäten gefragt.
Weil Fachkräfte knapp sind, sind viele Handwerker offen für Quereinsteiger. „Wenn man ein paar grundlegende Regeln beachtet, können Quereinsteiger einem Betrieb enorm nutzen. Es kommt allerdings darauf an, aus welchem Bereich sie kommen“, sagt Lydia Malin vom Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA)“.
Vorteil 1: Synergieeffekte nutzen
Am einfachsten sind Quereinsteiger zu integrieren, die aus anderen Handwerksgewerken kommen. „Die neuen Kollegen kennen dann die Art, wie im Handwerk gearbeitet wird, bringen aber neue Impulse und Fertigkeiten mit“, so Malin. Diesen Hintergrund könne der Betrieb nutzen, um zum Beispiel seinen Kunden zusätzliche Leistungen anzubieten.
Das gelte auch, wenn die neuen Mitarbeitenden aus kreativen Berufen kommen. „Menschen mit künstlerischem Hintergrund gehen anders mit Materialien oder Design um und verfügen oft über handwerkliches Geschick“, sagt die Referentin für berufliche Qualifizierung und Fachkräftesicherung. „Das kann helfen, andere Kundengruppen anzusprechen.“
Wer aus der Industrie komme, bringe hingegen ein anderes Verständnis von Arbeitsorganisation und -abläufen mit oder habe vielleicht schon interdisziplinär gearbeitet, so Malin. „Auch davon kann ein Handwerksbetrieb profitieren.“
Vorteil 2: Betriebsnachfolge in den Blick nehmen
Wer nach Quereinsteigern sucht, sollte auch Studienabbrecher aus technischen oder wirtschaftswissenschaftlichen Fächern in den Blick nehmen. „Etliche, die ein Studium beginnen, sind unzufrieden mit dem Übermaß an Theorie, dass sie an Universitäten erleben“, sagt Malin. Das Handwerk habe hier eine echte Chance, Quereinsteiger zu finden, die eine Arbeit mit Praxisbezug und Sinn suchen.
„Gleichzeitig bringen diese Bewerber Entwicklungspotenzial mit“, ist die Expertin überzeugt, zumal einige von ihnen möglicherweise schon eine Ausbildung absolviert haben. Sie kämen als spätere Meister und für eine Unternehmensnachfolge in Betracht.
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Voraussetzungen für erfolgreichen Quereinstieg
Die Arbeit mit Quereinsteigenden sei kein Selbstläufer, betont Malin. „Sie brauchen in der Regel eine Weiterbildung in Form von Seminaren und Kursen oder als Training on the Job. Deshalb muss jemand während der Einarbeitung dafür verantwortlich sein, alle notwendigen Kenntnisse zu vermitteln.“
Finanzielle Unterstützung für Betriebe gibt es über die Bundesagenturen für Arbeit. „Sie ersetzen je nach Betriebsgröße und Voraussetzungen bis zu 100 Prozent der Weiterbildungskosten und des Arbeitsentgelts während einer Weiterbildung“, sagt Malin.
Erheblicher Aufwand also, der sich am Ende für den Betrieb auszahlen soll. Die Expertin rät, sich deshalb vorab folgende Fragen zu stellen – und ehrlich zu beantworten:
- Weiß ich, was ich brauche? Welche Fähigkeiten soll der Quereinsteiger mitbringen? Welche können wie erlernt werden?
- Was verspreche ich mir von der neuen Fachkraft und habe ich das auch kommuniziert – im Team und gegenüber dem Bewerber?
- Bin ich bereit, an bestehenden Strukturen und der Arbeitsorganisation Anpassungen vorzunehmen?
„Machen Sie sich einen Fahrplan, wie der Start eines Quereinsteigers im Unternehmen verlaufen kann und laden Sie passende Kanditen zum Probearbeiten ein“, rät Malin. „Vergessen Sie nicht, dass Sie auch im Team kommunizieren müssen, was auf die Kollegen zukommt.“
Ihre Führungskompetenz ist gefragt: „Neue Mitarbeiter mit neuen Ansätzen, das erzeugt eine gewisse Reibungswärme im Betrieb, die möglichst in etwas Konstruktives überführt werden sollte“, sagt die Expertin.
Wie finde ich geeignete Quereinsteiger?
Für die Suche nach Berufsfremden gilt grundsätzlich dasselbe, wie für die Suche nach beruflich passend qualifizierten Fachkräften: Regionale Sichtbarkeit als attraktiver Arbeitgeber ist das A und O.
Aber für Quereinsteigende gelten noch ein paar Sonderregeln: „Machen Sie auf Ihrer Homepage, in Stellenanzeigen und Ihren Social-Media-Kanälen deutlich, dass Sie für Quereinsteigende offen sind und bieten Sie ihnen Praktika an“, sagt Malin. „Es sollte auch klar sein, welche Fertigkeiten unbedingt mitgebracht und welche erlernt werden können.“
Wer Studienabbrecher in den Blick nehmen will, sollte sich an die Universitäten und Fachhochschulen wenden. „Jede Hochschule hat eine Beratungsstelle für Studierende, die den Abbruch erwägen“, so Malin. „Nehmen Sie Kontakt auf und bieten Sie Praktikums- und Ausbildungsplätze an.“
Studierende der Bauberufe müssen zudem meist ein Praktikum während des Studiums absolvieren. „Hier bietet sich eine gute Möglichkeit, Ihren Betrieb unter Studierenden bekannt zu machen“, sagt die Expertin. Die entsprechenden Fakultäten an den Hochschulen haben oft Praktikumsbörsen auf ihrer Homepage. „Vielleicht muss man ein bisschen Klinkenputzen, aber es lohnt sich“, ist Malin überzeugt.
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