Passt der neue Mitarbeitende nicht ins Team, sorgt das für Unruhe. Im schlimmsten Fall verlassen dann gute Fachkräfte den Betrieb.
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Passt der neue Mitarbeitende nicht ins Team, sorgt das für Unruhe. Im schlimmsten Fall verlassen dann gute Fachkräfte den Betrieb.

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Personalsuche

Einstellen um jeden Preis? Warum Abwarten oft besser ist

„Hauptsache, die Stelle ist besetzt!“ Kein gutes Motto, denn die falschen Mitarbeiter schaden Ihrem Betrieb massiv. 3 Tipps, wie Sie passende Bewerber erkennen.

Auf einen Blick:

  • Weil der Arbeitsdruck so groß ist, neigen Betriebe dazu, offene Stellen möglichst schnell zu besetzen. Doch wenn der neue Mitarbeiter nicht in den Betrieb passt, führt das zu mehr Arbeit, Unruhe im Team und im schlimmsten Fall zu Kündigungen.
  • Um die richtigen Bewerber anzulocken, sollten Sie schon in der Stellenanzeige möglichst klar und ehrlich sein. Auch im Bewerbungsgespräch ist Offenheit gefragt. Und es gibt gute Gründe, das Team in die Entscheidung einzubeziehen.

Viele Handwerksbetriebe suchen händeringend nach Mitarbeitenden. Die Gefahr: Um so schnell wie möglich eine offene Stelle zu besetzen, wird genommen, wer gerade kommt. „Einfach jemanden einzustellen, der nicht zur Stelle und nicht in den Betrieb passt, bringt mehr Schaden als Nutzen“, warnt Daniel Dirkes, Inhaber der Beratungsagentur „Auf Kurs GmbH“ und Autor des Buches „Irgendwen anstellen war gestern“.

So schaden die falschen Mitarbeitenden Ihrem Betrieb

Die Entscheidung für den falschen Bewerber schadet Ihrem Betrieb auf mehreren Ebenen, warnt Dirkes. „Zum einen verliere ich Geld, denn die Arbeit wird nicht ordentlich gemacht. Es kommt zu Fehlern und Reklamationen.“ Für den Chef bedeutet das nicht die gewünschte Entlastung, im Gegenteil: „Ich muss mich mit verärgerten Kunden auseinandersetzen, die Nacharbeiten organisieren und dann doch wieder mehr auf die Baustelle – schon bin ich wieder im Hamsterrad“, sagt der Berater.

Das geht auch am Team nicht spurlos vorbei. „In einem kleinen Betrieb sorgt jeder neue Mitarbeiter für Unruhe. Wenn jemand charakterlich nicht passt, kann die Stimmung kippen“, so Dirkes. Im schlimmsten Fall verlassen dann gute Fachkräfte den Betrieb, denn einen neuen Job finden sie überall. 

Selbst wenn der neue Mitarbeitende bald das Handtuch wirft oder die Probezeit nicht übersteht, bleibt das nicht folgenlos: Die Suche beginnt von neuem, was Zeit und Geld kostet. Wieder muss jemand eingearbeitet werden, neue Unruhe entsteht. „Spätestens, wenn sich das zwei oder drei Mal wiederholt, sind meine guten Leute weg“, prophezeit Dirkes. Sein Fazit: „Es ist besser, den Stuhl länger für eine Topkraft frei zu lassen, als irgendwen einzustellen.“

Doch wie erkenne ich den oder die Richtige? Ein Patentrezept gibt es nicht, so Dirkes. Aber es gibt 3 Helfer, die wichtige Hinweise liefern – wenn Sie es richtig angehen.

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Helfer 1: Die ehrliche Stellenanzeige

Dirkes rät dazu, in Stellenanzeigen vor allem ein ehrliches Bild vom Betrieb und der Arbeit zu zeichnen. „Es bringt nichts, Dinge zu versprechen, die sich dann nicht halten lassen“, betont er. „Enttäuschte Bewerber kündigen wieder oder verbreiten schlechte Stimmung im Team.“

Er plädiert dafür, auch Dinge wie Überstunden oder Bereitschaftsdienste am Wochenende in die Stellenanzeige aufzunehmen. „Wenn klar ist, dass im Betrieb viel gearbeitet wird, aber auch entsprechende Wertschätzung dahintersteht und Überstunden bezahlt werden, ziehe ich passende Bewerber an, die das in Ordnung finden“, erklärt Dirkes den Vorteil. Die Gefahr, einen unpassenden Mitarbeiter einzustellen, verringert sich.

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Helfer 2: Das offene Bewerbungsgespräch

Es gibt zahllose Tipps im Internet, nach welchen Kriterien Bewerber im Vorstellungsgespräch beurteilt werden sollten. Aber nicht alle taugen fürs Handwerk. „Letztlich ist es doch unwichtig, wie ein Bewerber gekleidet ist, wenn er auf dem Bau arbeiten will“, nennt Dirkes ein Beispiel.

Wichtiger seien andere Punkte: Preist der Bewerber vor allem sich und seine Fähigkeiten an, könnte es sich um einen Blender handeln. „Hier helfen Fragen nach Details, um zu prüfen, ob der Bewerber angibt oder wirklich über die tollen Fähigkeiten verfügt“, sagt der Berater.

Fragen sollten auch die Bewerber, diese Fragen können wichtige Hinweise liefern: „Topkräfte erkundigen sich in der Regel nach der Arbeit, nach Werkzeug oder fachlichen Dingen“, so Dirkes. Wenn gleich die zweite Frage die nach dem E-Bike oder anderen Benefits sei, sollte man hingegen hellhörig werden.

Schwieriger ist es, schüchterne Bewerber aus der Reserve zu locken. „Um den Menschen kennen zu lernen, ist es wichtig, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen“, sagt Dirkes. Er rät, selbst das Gespräch zu beginnen, sich und den Betrieb vorzustellen und die Aufgaben der offenen Stelle zu beschreiben.

Dirkes sagt: „Am besten können Sie dem Bewerber die Scheu nehmen, wenn Sie ehrlich Ihre Schwächen nennen.“ Er betont: „Je ehrlicher und offener ich im Bewerbungsgespräch bin, desto eher lässt sich der andere darauf ein – und desto besser lernt man sich kennen.“

„Holen Sie das Team bei der Entscheidung für oder gegen einen Bewerber  mit ins Boot“, rät Berater und Autor Daniel Dirkes.
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„Holen Sie das Team bei der Entscheidung für oder gegen einen Bewerber  mit ins Boot“, rät Berater und Autor Daniel Dirkes.

Helfer 3: Die Entscheidung mit dem Team

Wer entscheidet in Ihrem Betrieb über Neueinstellungen? Dirkes plädiert dafür, das Team mit entscheiden zu lassen. „Das Team bemerkt andere Dinge als ich“, nennt er einen Vorteil. „Ihre Mitarbeiter können am besten beurteilen, wer zu ihnen passt.“ Außerdem: „Wenn’s dann der Falsche war, liegt die Verantwortung bei allen.“

Allerdings müssen Sie dann die Team-Entscheidung auch akzeptieren: „Gegen das Team einen Bewerber durchzusetzen, geht nur mit sauberer Begründung. Ich würde aber davon abraten: Alte Mitarbeiter stechen neue“, ist der Berater überzeugt.

Um Team und Bewerber zusammenzubringen, bietet sich ein Probearbeitstag an. Doch nicht immer ist das möglich: „Eine entspannte Atmosphäre schafft ein gemeinsames Frühstück“, nennt Dirkes eine Möglichkeit, Team und Bewerber unkompliziert zusammenzubringen. „Dann ergeben sich Gespräche über die Arbeit ganz von selbst und Sie können den Bewerber gezielt nach Ideen fragen oder einfach beobachten, wie er sich gegenüber den anderen benimmt.“

Einen garantierten Schutz vor einem Fehlgriff gebe es aber nicht. „Man kann weder im Vorstellungsgespräch noch beim Probearbeiten alles erfahren“, betont der Berater. „Auch deshalb ist Offenheit wichtig: So mancher Bewerber merkt selbst, dass er nicht in den Betrieb passt und sagt ab. So gesehen sind Absagen dann auch Erfolge.“

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