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Elektro-Transporter für das Handwerk

Ab an die Steckdose

Der EcoCarrier soll das Handwerk erobern. Das Elektroauto überzeugt durch geringe Betriebskosten, hat jedoch auch Ecken und Kanten.

von Martina Jahn

Die Tür geht schwerer auf, als bei einem #132;normalen #147; Auto. Das soll so sein, denn vieles ist nicht #132;normal #147; bei diesem Vehikel. Der #132;EcoCarrier #147; hat andere Stärken. Ganz oben stehen niedrige Betriebskosten und kein Ausstoß von Kohlendioxid.

Bereits 2006 hat der Prototyp des sparsamen Nutzfahrzeugs auf sich aufmerksam gemacht. Jetzt hat der Hersteller, die Firma EcoCraft aus Wunstorf, das Elektroauto zur Serienreife gebracht. Seit Januar läuft es im Volkswagen-Werk in Sarajevo vom Band.

#132;Endlich setzt jemand mal eine tolle Idee für das Handwerk um! #147; Frank Bosselmann ist begeistert. Fast im gleichen Atemzug kritisiert der Geschäftsführer einer Zimmerei in Denkte aber auch die geringe Reichweite des Elektroautos. Der Hersteller gibt dafür bis zu 80 Kilometer an. #132;Mit Beladung ist das aber weniger #147;, sagt der Unternehmer. Ein Teil seiner Fahrzeuge stehe den ganzen Tag auf der Baustelle. Die Fahrtstrecken, die er zurücklegt, sind demnach gering. #132;Dafür wäre der EcoCarrier ideal. #147; Wermutstropfen für ihn sind der Preis im Verhältnis zur Zuladung und die #132;Ecken und Kanten #147; des Designs. Das habe #132;den Charme der 70er-Jahre und täuscht über den hohen Innovationsstandard hinweg #147;.

Wie fährt sich der Wagen? Das Gas- und das Bremspedal sind etwas weiter rechts angeordnet. Man muss kräftig durchtreten, um in Gang zu kommen. Aber dann kann sich die Beschleunigung des Elektroflitzers sehen lassen. Mit den Großen könnte er zumindest bis 50 km/h mithalten: Von null auf 50 in 8,5 Sekunden gibt der Hersteller an. Bei 75 km/h ist Schluss. Das Konzept der Wunstorfer zielt auf Stadtfahrten ab.

Auf alle Extras verzichtet
Das Credo der Entwickler lautet: #132;0,0 Schnickschnack #147; #150; an allen Extras wurde gespart. Das wird vor allem mit dem Blick auf die Inneneinrichtung deutlich. Auf der Mittelkonsole ist nichts, außer die Regler für Lüftung und Heizung. Von außen sieht er aus wie ein Kasten. Die Achsen sind baugleich mit denen des VW-Caddy. Die Wolfsburger liefern die Achsen an EcoCraft. Auch der Motor ist kein Eigenbau #150; er stammt aus einer Firma in Süddeutschland.

#132;Wir wollen das Rad nicht neu erfinden #147;, sagt Giso Gillner, Geschäftsführer von Ecocraft Automotive. Im Gegenteil: Das Fahrzeug soll flexibel einsetzbar sein und in jeder Werkstatt repariert werden können. In diesen ersten Wochen des Jahres führt Gillner Gespräche mit Händlern in ganz Deutschland, die die Elektro-Autos verkaufen sollen.

Händlernetz im Aufbau
Im Norden gehört Sven Strube mit seinem VW- und Audi-Autohaus zum Händlernetz. In Salzgitter reiht sich neben die Geländewagen anderer Hersteller der kantige EcoCarrier ein: #132;Zero Emission #147; steht auf der Seitenklappe des Pritschenwagens. #132;Für Betriebe mit einem kleinen Fuhrpark ist die Reichweite ein klarer Nachteil #147;, sagt Autohauschef Strube. Wer auf dem Lande wohne und in die Stadt fahre, nutze die 80 Kilometer schnell aus. Wer einen Fuhrpark mit etwa zehn Fahrzeugen unterhalte, könne locker zwei durch das Elektroauto ersetzen.

Strube ist überzeugt, dass der Transporter bei Handwerksunternehmern ankommt. #132;Für Tischlereien, SHK- und Elektrobetriebe ist er besonders interessant. #147; Denn diese Gewerke seien eng mit dem Thema Klima verbunden. Gerade für das Image eines Betriebes bringe das Auto Vorteile: #132;Null Emission, das zieht bei den Kunden und hebt von der Konkurrenz ab #147;, sagt der Wirtschaftsökonom, der nebenbei einen Lehrauftrag für Verkehrsökologie an der Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel am Standort Salzgitter innehat.

Zurück zum Fahrgefühl: Das Motorengeräusch ist ungewohnt für jemanden, der nur das Brummen der Diesel- oder Ottomotoren kennt. Nimmt man den Fuß vom Gas, wird es noch lauter. Wieso? In dem Moment wird ein Stück Energie wieder zurück in die Batterien gespeist. An der Ampel fragt man sich: Ist er jetzt aus? Denn zu hören ist fast nichts, wenn der Wagen stillsteht.

Die Schaltung erinnert an ein Automatik-Getriebe: vorwärts, Parkposition und rückwärts. Auf dem Boden ist eine Anzeige eingelassen, die den Batteriestand dokumentiert. Beim Abstellen des Wagens, heißt es Handbremse anziehen und das Gefährt per Netzstecker am normalen 230-V-Stromnetz aufladen. Sechs bis zehn Stunden dauert das. Sind die Akkus voll, kann es am nächsten Morgen wieder zum Kunden gehen.

Technische Daten

Kurzversion (ES): Fasst zwei Europaletten, misst im Innenraum 1670 x 1350 mm, trägt bis zu 370 kg Last und wiegt im Leerzustand 1380 kg.

Langversion (EL): Hat Platz für vier Paletten, ist im Innenraum 1150 mm länger, schafft eine Nutzlast von 700 kg und wiegt ohne Ladung 1550 kg.

Modelle: Fahrgestell, Pritsche, Kastenwagen, Sonderaufbauten

Leistung: 15 kW, Getriebe einstufig

Betriebskosten: Gibt der Hersteller mit durchschnittlich 27 Cent/km an, inklusive Strom, Steuern etc. Ein vergleichbarer Transporter würde etwa 50 Cent/km kosten.

Preis: In der Standardversion kostet der ES 19 500 Euro, der EL etwa 25 000 Euro. Für die Einbauten kommen, je nach Ausführung, etwa 5000 Euro dazu.

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