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Massenabmahnung

Abmahner im Knast

Die Staatsanwaltschaft in Oldenburg hat den Boss von "Ehrlich währt am längsten" verhaftet. Alle Abmahnungen des dubiosen Vereins sind hinfällig.

Die Staatsanwaltschaft in Oldenburg hat den Boss von "Ehrlich währt am längsten" verhaftet. Alle Abmahnungen des dubiosen Vereins sind hinfällig, teilen die Strafverfolger mit.

Fast zwei Monate dauerte der Spuk, jetzt hat die Staatanwaltschaft zugeschlagen. Peter Wagner, der Präsident des Abmahnvereins "Ehrlich währt am längsten", sitzt in Untersuchungshaft. Und wie es aussieht, könnte er für einige Zeit hinter schwedischen Gardinen verschwinden. "Möglicherweise bekommt er eine Freiheitsstrafe", sagt der Sprecher der Staatsanwaltschaft Rainer du Mesnil de Rochemont.

Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft ging es Wagner nur darum, Kasse zu machen (wir berichteten: Abmahnwelle aus Oldenburg). Die Voraussetzungen für Abmahnungen wegen unlauteren Wettbewerbs seien nicht erfüllt, es existiere kein legitimierter Verein, stellt du Mesnil de Rochemont klar. Ebay-Händler, die noch eine Abmahnung oder einen Mahnbescheid auf dem Tisch haben, könnten die Schreiben getrost in den Papierkorb werfen.

Zu ihnen gehört auch Tischlermeister Michael Ernst aus Paderborn. Der 41-Jährige verkauft seit Jahren Holzspielzeug und andere kleine Artikel im Wert von "30 bis 40 Euro" über Ebay. Als er vor einem Monat von "Ehrlich währt am längsten" abgemahnt wurde, weil die Widerrufserklärung auf seinen Ebay-Seiten nicht ganz vorschriftsmäßig war, korrigierte er sofort den Fehler. Dennoch schickte ihm Wagner einen Mahnbescheid und untermauerte die Drohung mit einer einstweiligen Verfügung des Landgerichts Itzehoe. Doch Ernst ließ sich nicht einschüchtern. "Ich habe nicht gezahlt, und ich hätte es auf einen Prozess ankommen lassen", betont der Handwerksunternehmer.

Viele andere dagegen sind auf Peter Wagners Masche hereingefallen. Der Ebay-Experte Axel Gronen, der den Fall von Anfang an verfolgt hat, schätzt, dass 4000 Ebay-Händlern eine Abmahnung ins Haus geflattert ist und etwa ein Drittel davon die 146,16 Euro bezahlt hat. Macht unterm Strich rund 200.000 Euro für Wagner und seine Komplizen.

Bekommen Abgemahnte ihr Geld zurück? "Wenn es noch da ist, stehen die Chancen gut", sagt der Sprecher der Staatsanwaltschaft und rät Betroffenen, ihre Ansprüche geltend zu machen.

Links:

Abmahnwelle aus Oldenburg

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