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Selbstversorgung mit BHKW

Als Kraftwerkskumpel Kosten sparen

Mit einem Blockheizkraftwerk können sich Betriebe zu ihren eigenen Energieversorgern machen. Das einzige Problem: Gute Anlagen sind meist so leistungsstark, dass sie viel mehr Energie erzeugen, als einer allein verbrauchen kann. Eine Lösung kann sein, das Blockheizkraftwerk mit anderen Unternehmen gemeinsam zu nutzen – wenn die Voraussetzungen stimmen.

Von Berufs wegen hat Frank Gerberding mit Energieeffizienz bislang kaum etwas zu tun gehabt. In Garbsen bei Hannover leitet er ein Mercedes-Autohaus und passend dazu einen Auto-Waschpark. Doch gerade die Waschanlage lässt ihn über alternative Energien nachdenken. Jeden Monat beschert sie dem Betrieb eine ordentliche Heizkostenrechnung – schließlich wird so ein PKW nicht mit Kaltwasser gewaschen. Nun hat der Firmenchef beschlossen, sich ein Blockheizkraftwerk (BHKW) einbauen zu lassen.

Herzstück eines solchen Kraftwerks ist ein Industriemotor, der Gas verbrennt und daraus Strom und Wärme generiert. Die Wärme soll das Wasser im Waschpark auf Temperatur bringen und im Winter zusätzlich die Räumlichkeiten im Autohaus. „Wir werden hoffentlich kaum zusätzliche Heizenergie einkaufen müssen“, sagt Frank Gerberding. Den produzierten Strom aus dem BHKW will er kooperativ nutzen – mit seinem Nachbarbetrieb, dem Honda-Autohaus Pagel.

Im nächsten Jahr will Gerberding das Projekt umsetzen. Die Grundlage zur Nutzung alternativer Energiequellen hat der Autohaus-Betreiber schon bei der letzten Sanierung des Heizungssystems im Autohaus geschaffen: „Wir haben das so bauen lassen, dass sich nachträglich zum Beispiel eine Solaranlage integrieren lässt.“ Die Idee, stattdessen doch ein Blockheizkraftwerk zu installieren, hatte der Unternehmer von einem Kunden: Egbert von Bestenbostel produziert im benachbarten Neustadt am Rübenberge mit seiner Firma A-Tron Blockheizkraftwerke.

Seite 2: Jährlich Strom im Wert eines Mittelklassewagens – das kann ein BHKW

Bonus nur bei hoher Wärmenutzung

"Voraussetzung bei der BHKW-Nutzung ist grundsätzlich der Wärmebedarf, so wünscht es der Gesetzgeber“, sagt Bestenbostel. Das heißt, nur wer die erzeugte Wärme komplett verbraucht, bekommt auch eine gesetzlich garantierte Vergütung für den Strom. Gemäß Kraft-Wärme-Kälte-Gesetz gibt es vom Staat für jede erzeugte Kilowattstunde aus dem BHKW 5,41 Cent dazu.

Und das ist nicht der einzige Bonus: Weil der selbstverbrauchte Strom nicht das Stromnetz des Netzbetreibers belastet, zahlt der dem BHKW-Betreiber für diese „vermiedene Netznutzung“ bis zu 1,5 Cent pro Kilowattstunde. Zudem können die Anlagenbetreiber sich die Steuer für das eingekaufte Erdgas rückerstatten lassen, erklärt Louis Stahl, Vorsitzender der Informationsplattform BHKW-Forum. Obendrein muss sich der BHKW-Betreiber nicht an den Kosten für den Ausbau der Erneuerbaren Energien beteiligen. Er spart sich als Energieerzeuger die so genannte EEG-Umlage, die den Strom um fünf Cent pro Kilowattstunde verteuert. „Dafür muss er das Blockheizkraftwerk aber tatsächlich betreiben. Es genügt nicht, wenn er nur Stromkunde von einem BHKW-Betreiber ist“, sagt Louis Stahl.

Da sich das Blockheizkraftwerk größtenteils über den generierten Strom finanziert, sollte es möglichst kontinuierlich viele Stunden im Jahr laufen. Etwa 4.500 Betriebsstunden empfiehlt Bestenbostel – dann dürfte sich die Investition innerhalb von rund vier Jahren bezahlt machen.

Bei einem Mini-Blockheizkraftwerk der Firma A-Tron mit 20 Kilowatt elektrischer Leistung entspräche das einer Wärmeerzeugung von etwa 200.000 Kilowattstunden, die verbraucht werden müssen. Rund 95.000 Kilowattstunden Strom würde es dabei erzeugen – bei den aktuellen Verbraucherstrompreisen würde das etwa 25.000 Euro Ertrag bringen. Der Preis für ein A-Tron-BHKW liegt dagegen inklusive Montage knapp unter 40.000 Euro. Das Kraftwerk hat eine Leistung von fünf bis 21 Kilowatt elektrisch und 18 bis 46 Kilowatt thermisch.

Zu berücksichtigen ist auch der Wärmebedarf im Sommer, sagt Bestenbostel. Zu dieser Zeit ist der Heizbedarf weit geringer, der Verbrauch entsteht hier größtenteils durch die Warmwasserbereitung. Hotels, Krankenhäuser oder Mehrfamilienhäuser kommen leicht auf den Bedarf, bei einzelnen Betrieben ist es komplizierter. Schlachtereien kommen hier in Frage, auch größere Friseurläden mit einem gewissen Warmwasserverbrauch – oder aber Autohäuser mit Lackierhalle oder Waschstraße.

Seite 3: Zwei Wege zur erfolgreichen Selbstversorgung

Kooperationen und Contracting

Nach Erfahrung von BHKW-Hersteller Egbert von Bestenbostel tun sich die Betriebe schwer, ein Blockheizkraftwerk gemeinsam zu betreiben. Eine häufige Angst: Was passiert mit dem Investment, wenn der Partner Insolvenz anmelden muss? Wer sich von dieser Angst nicht leiten lässt, dem eröffnet die Nutzung zusammen mit einem Partner einen Weg in die energetische Unabhängigkeit.

Technische Grundvoraussetzung dafür ist eine Wärmeleitung – die wird vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle großzügig gefördert. Leider zeigt aber die Realität laut Bestenbostel, dass gerade die gemeinsame Nutzung eines BHKW mit sehr viel Bürokratie und Misstrauen verbunden ist. Eine Betreibergesellschaft müsse gegründet und organisiert werden. Wer trägt da die Verantwortung? Alternativ kann man das BHKW allein betreiben und Strom, Wärme oder beides per Abnahmevertag an Dritte verkaufen.

Als risikoärmere und nahezu aufwandsfreie Alternative bietet A-Tron ein Contracting, eine vertraglich vereinbarte Energielieferung, an. In solch einem Modell bleibt A-Tron Betreiber des Blockheizkraftwerks und verkauft den produzierten Strom und die Wärme an die Vertragspartner. Finden sich für dieses Angebot mehrere benachbarte Interessenten zusammen, kann das Projekt besprochen, geplant und umgesetzt werden. Jeder einzelne würde dann einen Energieliefervertrag mit dem BHKW-Unternehmen abschließen. Dafür gibt es Strom und Wärme etwas günstiger als vom Energieversorger. „Alles was es dazu braucht, ist ein zwei mal zwei Meter großer Stellplatz für das Blockheizkraftwerk“, sagt von Bestenbostel. Und der darf auch in Form eines Containers auf dem Hof stehen.

(Denny Gille)

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