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Schwache Bewerber

Auf den Willen kommt es an

Die Suche nach guten Auszubildenden im Handwerk wird schwieriger. Können schwächere Kandidaten eine Alternative sein?

35 325 Bewerber mit Hauptschulabschluss und 2984 ohne Hauptschulabschluss waren im August dieses Jahres noch ohne Ausbildungsplatz. Das sind die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. Stecken dahinter Bewerber, die sich zu engagierten Azubis im Handwerk entwickeln könnten?

Bianca Haupt jedenfalls guckt sich junge Menschen sehr intensiv an, immer auf der Suche nach etwas Positivem. "Wenn ich kleine Anzeichen der Ausbildungsreife entdecke, kann ich das an Betriebe weitergeben", sagt sie.

Aufgabe der Ausbildungsmatcherin der Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen ist die passgenaue Vermittlung von Auszubildenden in ­Betriebe. Weil sie zuallererst den Betrieb zu­friedenstellen will, würde sie keinen Bewerber mit unentschuldigten Fehlzeiten oder schlechtem ­Arbeits- und Sozialverhalten empfehlen.

Gute Qualifikation trotz mäßigem Schulabschluss
Das war bei Felix Müller* auch nicht der Fall. Doch gegen den jungen Mann sprachen ein nur ­­mäßiger Hauptschulabschluss und eine längere Zeit des Nichtstuns. Die Ausbildungsmatcherin konnte dennoch ruhigen Gewissens in sein Qualifikationsprofil schreiben: "angenehme ruhige Persönlichkeit, wirklicher Berufswunsch". Diese Beurteilung war für den jungen Mann der Türöffner für ein Praktikum bei RI-Concept Bausystemlösungen in Hildesheim.

Dort überzeugte Felix Elektromeister Klaus-Dieter Treumann: "Vom ersten Tag an hat Felix ein echtes Interesse an dem Beruf ­Elek­troinstallateur gezeigt." Nun ist der Kandidat seit zwei Monaten Azubi.

Der Wille zählt
Carl-Michael Vogt sieht die Überzeugung, einen bestimmten Beruf erlernen zu wollen, als Minimalvoraussetzung schwächerer Bewerber an. Nur wenn sie diesen Willen mitbringen, sollten Betriebe ihnen eine Chance geben, sagt der Abteilungsleiter Berufliche Bildung der Handwerkskammer Hannover. "Und das Elternhaus müsse die Kandidaten unterstützen."

Unsichere Experimente hält Vogt für keine gute Idee. Ausbildung sei die Hauptquelle für neue Fachkräfte im Handwerk – und müsse deshalb gelingen.


*Name von der Redaktion geändert.

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