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Ausbildung vom Sponsor?Ausbildung vom Sponsor?

Nicht nur vom Arbeitsamt gibt es Zuschüsse für Auszubildende. Auch die Unternehmen und Privatleute legen manchmal etwas zu. Doch ist jeder Zuschuss willkommen, egal von wem er kommt?

Dass die Arbeitsagentur die Ausbildung schwer vermittelbarerer Jugendlicher unterstützt, war Norbert Kranz natürlich bekannt. Doch dass sich nun auch Unternehmen als Sponsoren engagieren, hat den Metallbaumeister Grimm GmbH in Hannover doch überrascht - und einem Jugendlichen einen Ausbildungsplatz verschafft. Ich halte das für eine sinnvolle Sache, berichtet de Ausbilder, der in seinem Betrieb für acht Azubis verantwortlich ist. Für Novak eine Frage des Engagements: Wir bilden überdurchschnittlich aus, weil wir es für wichtig halten, den Jugendlichen eine Perspektive zu geben. Mit 10.000 Euro beteiligt sich die Investmentgesellschaft Cerberus Capital Management über drei Jahre für die Ausbildung des Jugendliche mit insgesamt 10.000 Euro an der Ausbildung eines Jugendlichen.

Damit ist Cerberus durchaus kein Einzelfall, überall sprießen private Initiativen, um Jugendlichen zu einer Ausbildung zu verhelfen. Aber Cerberus? Ist das nicht eine dieser Heuschrecken, die angeblich Unternehmen aufkaufen, ausbluten lassen und dann weiterziehen? Cerberus selbst begründet sein Engagement in einer bundesweiten Ausbildungsplatz-Offensive als Zeichen der besonderen Verbundenheit mit dem Standort Deutschland. Die Unternehmensgruppe wolle einen Beitrag zur Verringerung der Jugendarbeitslosigkeit und des Ausbildungsplatzmangels in den Regionen leisten, in denen sie sich unternehmerisch engagiert. Norbert Kranz jedenfalls hat Cerberus beim Wort genommen und kann so nun einem Auszubildenden mehr eine Chance bieten.

Skeptischer sieht hingegen Heizungsbaumeister Bernd Wulfestieg aus Hannover den Sponsor: Ich halte das für Augenwischerei. Denn Wulfestieg hat auch schon andere Erfahrungen mit Creberus gemacht: Nachdem die Investoren die Wohnungsbaugesellschaf Baubecon in Hannover aufgekauft hatten, wurde uns der Vertrag gekündigt. Auf der Suche nach billigeren Anbietern sei er nicht der einzige gewesen, der einen wichtigen Kunden verloren hatte. Offen redet da kaum einer drüber, aber da mussten einige Betriebe Mitarbeiter entlassen. So auch Wulfestieg - und darum ärgert es ihn, wenn Cerberus sich als Wohltäter aufspielt, während Arbeitsplätze verloren gehen. Dass die Investoren mittlerweile die Baubecon wieder verkauft haben, ändere daran nichts. Die Arbeitsplätze sind weg und kommen auch nicht wieder.

Grund zum Optimismus haben Handwerker wohl nicht, wenn es um Finanzinnvestoren wie Cerberus, Fortress und Co geht, meint auch Ulrich Ropertz vom Deutschen Mieterbund: Dass Cerberus und andere gerade vom deutschen Markt verschwinden, bedeute nicht, dass die Deals mit den Immobilien schon vorbei seien. Auf die Dauer geht das zu Lasten der Instandhaltung, warnt Ropertz #0150 und damit auch zulasten der Handwerker.

Ihre Meinung?

Was halten Sie von Sponsoring für Ausbildungsplätze? Und spielt es eine Rolle, von wem das Geld kommt? Schreiben Sie uns einen Leserbrief.

(jw)

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