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Macher-Porträt

Bekenntnisse eines jungen Meisters

Jan Bierwirths Herz schlägt für das Fliesenlegerhandwerk. Obwohl er auch Maurermeister ist. Und obwohl es so viele Billigkonkurrenten gibt.

Hochmotivierter junger Meister:
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Um einen ersten Eindruck von Jan Bierwirth zu bekommen, muss man sich eigentlich nur die Fahrzeugwerbung anschauen: Darauf ist ein junger Mann in einem frisch gefliesten Bad zu sehen. Zupackend wirkt er mit seiner Kelle in der einen und der Wasserwaage in der anderen Hand.

Jan Bierwirth kommt aus einer Handwerkerfamilie. „Schon als kleiner Junge wollte ich Maurer werden“, erzählt er. So wie sein Vater und sein Großvater. Als er nach dem Realschulabschluss in die Lehre ging, beobachtete er auf einer großen Baustelle die Fliesenleger. „Da habe ich sofort gewusst, dass ich das auch lernen will“, sagt der 23-Jährige. Was ihn daran faszinierte? „Dass ich dabei kreativ sein kann und dass die Arbeit bei den Kunden auf mehr Resonanz stößt, als eine tadellos hochgezogene Wand.“

Zweite Ausbildung draufgesattelt
Der junge Maurergeselle sattelte also eine zweijährige Ausbildung zum Fliesenleger drauf, arbeitete noch eine Weile in seinem Lehrbetrieb und besuchte dann in Vollzeit die Meisterschule. Seit Juli 2014 ist er Maurer- und Betonbaumeister und seither im väterlichen Betrieb tätig, der Bierwirth Bauunternehmen GmbH mit Sitz in Wunstorf.

Dort hat er bereits damit begonnen, eigene Zeichen zu setzen: Er hat ein neues Firmenlogo eingeführt – dreidimensional und markanter, als das alte. Er hat den Internetauftritt des Unternehmens modernisiert: Gleich auf der Startseite läuft ein Video, das ihn und seinen Vater zeigt – im Kundengespräch, beim Beladen des Fahrzeugs, auf dem Bau. Und er hat einen neuen Flyer gestalten lassen, den er vor allem auf Messen einsetzen will. „Alles was mit Werbung zu tun hat, habe ich in die Hand genommen“, sagt Jan Bierwirth.

Was der Seniorchef zu alldem gesagt hat, erfahren Sie auf Seite 2.

Fliesenlegerei als neuer Geschäftsbereich

Und das hat der Vater so einfach mitgemacht? Es sei für ihn eine Umstellung gewesen, Verantwortung abzugeben und neue Sachen zuzulassen, erzählt sein Vater Volker Bierwirth. Vor allem habe er sich erst einmal an den Gedanken gewöhnen müssen, dass sein Sohn unbedingt noch einen neuen Geschäftsbereich mit hinzunehmen wollte: die Fliesenlegerei.

Doch der Sohn legte mit Begeisterung los, er schaffte eine Fräse, Kleber und Materialien an, vergrößerte das Lager und zog die ersten Aufträge an Land. Teilweise seien die Fliesenleger- und Maurerarbeiten auch miteinander verzahnt, erklärt der junge Meister. So habe sein Vater zum Beispiel einen Schornstein abgemauert und er habe dann die Regale dort hineingefliest. Sein nächstes Ziel: eine eigene Fliesenausstellung. Zur Zeit arbeitet er mit einem Händler in Hannover zusammen, bei dem sich seine Kunden ihre Fliesen aussuchen können.

Aber warum zieht es ihn ausgerechnet ins Fliesenlegerhandwerk? Seit der EU-Osterweiterung und dem Wegfall der Meisterpflicht herrscht in der Branche ein gnadenloser Unterbietungswettbewerb. „Die Leute merken, dass da viel gepfuscht wird und dass das nicht der richtige Weg ist“, antwortet Jan Bierwirth. Er selbst setzt auf Qualität. „Bauen ist Vertrauen!“ lautet der neue Werbeslogan des Unternehmens. „Wir merken, dass der Meisterbetrieb doch wieder gefragt ist. Da ist eine Kehrtwende spürbar.“

(afu)

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