Betriebsnachfolge: Im Durchschnitt sind die Nachfolger im Handwerk 38 Jahre alt – und übernehmen Betriebe mit 2 Millionen Euro Umsatz.
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Unternehmensfinanzierung

Wie gefragt ist Ihr Betrieb bei der Nachfolgersuche?

In der Betriebsnachfolge bestimmen die Nachfolger das Geschehen. Eine Studie im Handwerk zeigt: Mit dem Umsatz steigt deren Interesse.

Auf einen Blick: 

  • Eine neue Studie wirft ein Schlaglicht auf die Entwicklungen der Betriebsnachfolge im Handwerk bei Übernahmen, die mit Unterstützung der Bürgschaftsbanken finanziert werden.
  • Größere Betriebe und Kapitalgesellschaften finden demnach leichter einen Nachfolger und erzielen eher einen attraktiven Kaufpreis, während kleine Einzelunternehmen es zunehmend schwerer haben. Einen Haken hat die Studie allerdings.
  • Die Zahl der Betriebsübergaben im Handwerk ist in der Zeit von 2014 bis 2021 relativ stetig um 60 Prozent gestiegen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse der FOM Hochschule für Ökonomie und Management in Essen. Die Wissenschaftler werteten mehr als 2.600 von Bürgschaftsbanken geförderte Nachfolgen im Handwerk aus. Erstaunlich sei, so die Wissenschaftler, dass 2021 das Jahr mit den bisher meisten Übernehmenden war – trotz Corona.

    Größere Betriebe finden leichter einen Nachfolger

    Die übernommenen Unternehmen würden allmählich größer und „deutlich profitabler“ als in den Jahren zuvor. So lägen die durchschnittlichen Umsatzerlöse der Betriebe bei der Übergabe bei rund zwei Millionen Euro. Noch deutlicher wird der Größenvorteil beim Betriebsergebnis: Die Gewinne zum Zeitpunkt der Übergabe lagen 2021 durchschnittlich bei 277.000 Euro – hätten sich damit innerhalb von zwei Jahren mehr als verdoppelt.

    Dass vor allem größere Handwerksbetriebe gefragt sind, zeige sich auch an weiteren Zahlen:

  • Obwohl rund 80 Prozent aller Betriebe maximal neun Mitarbeiter haben, liegt ihr Anteil in der Nachfolgestudie nur bei 50 Prozent.
  • Der Anteil der Einzelunternehmen im Handwerk liegt bei 68 Prozent, jedoch nur bei 44 Prozent der Studie. Gleichzeitig waren die tendenziell größeren GmbH-Nachfolgen mit 36 Prozent überdurchschnittlich stark vertreten – gegenüber 23 Prozent im Bestand.
  • Diese Daten wiesen darauf hin, dass sich die Übernehmer in einer strategisch zunehmend besseren Position befinden: Weil es weniger Interessenten als Übernahmemöglichkeiten gebe, könnten sie sich attraktivere Betriebe für die Übernahme auswählen.

    Der Zentralverband des Deutschen Handwerks, der die Studie unterstützt hat, kommt zu einem ähnlichen Schluss: „Insbesondere für Handwerksbetriebe mit geringen Betriebsgrößen“ würden sich die Chancen verschlechtern, künftig attraktive Verkaufspreise zu erzielen – oder überhaupt einen Käufer zu finden.

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    Sicherheiten als Finanzierungshilfe

    Allerdings besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass die Studie das Bild überzeichnet. In ihr wurden nur von den Bürgschaftsbanken durch Sicherheiten geförderte Betriebsübernahmen berücksichtigt. Daher sei die Studie nicht repräsentativ, räumen die Autoren ein. Sie betrachte eher die Nachfolgen unter finanziell schwierigen Umständen.

    Hintergrund: Benötigt ein Nachfolger solche Sicherheiten, bedeutet das einerseits, dass seine eigene Finanzkraft zur Übernahme alleine nicht ausreicht. Andererseits ist aber auch der Finanzierungsbedarf bei größeren Übernahmen entsprechend größer.

    Bau und Ausbau vorne – Anteil der Frauen klein

    Weitere Ergebnisse der Studie:

  • Gewerke: Den größten Anteil an den Übergaben in der Studie hatten in den Jahren 2014 bis 2021 mit 35 Prozent die Bau- und Ausbaugewerke. Hier lagen vor allem SHK-Betriebe (10,01 Prozent) und Elektro-Betriebe (6,23 Prozent) vorne. Das verarbeitende Gewerbe folgt mit 27 Prozent und umfasst viele kleine Branchen. Friseur-Salons lagen bei 6,85 Prozent, Kfz-Betriebe bei 6,58 Prozent.
  • Frauen: Hauptsächlich wurden an der Studie beteiligte Handwerksbetriebe von Männern übernommen (84 Prozent). Der Anteil der Übernehmerinnen lag im Gesamtzeitraum bei 16 Prozent, stieg jedoch 2021 auf 22 Prozent. Neugründungen scheinen für Frauen im Handwerk somit attraktiver als die Fortführung bestehender Betriebe. Dies könne damit zusammenhängen, dass Frauen besonders oft kreative Handwerksberufe wie Maßschneiderin (84,5 Prozent Frauenanteil 2019) oder Konditorin (80,5 Prozent Frauenanteil 2019) wählen, „die naturgemäß eine stärkere Inhaberabhängigkeit mit sich bringen“.
  • Alter: Das Durchschnittsalter der Übergebenden lag bei der Übergabe bei 63,6 Jahren, der Übernehmenden bei 38,3 Jahren.
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