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Betrug mit Rußfiltern?

Die Deutsche Umwelthilfe warnt vor "Billig- und Betrugsfiltern". Der Marktführer GAT hat mehrere Systeme aus seinem Programm genommen. Das Kraftfahrt-Bundesamt ermittelt.

Die Deutsche Umwelthilfe warnt vor "Billig- und Betrugsfiltern". Der Marktführer GAT hat mehrere Systeme aus seinem Programm genommen. Das Kraftfahrt-Bundesamt ermittelt.

Tausende Halter alter Diesel-Fahrzeuge sind angeschmiert, wie es ausssieht. Aus Angst vor Fahrverboten haben sie Rußfilter nachrüsten lassen. Doch die Technik mancher Anbieter taugt offenbar nichts. "Filter der Firmen GAT und Bosal haben in Tests katastrophal schlecht abgeschnitten", sagt der Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH), Jürgen Resch. Die gesetzlich vorgeschriebenen Partikelgrenzwerte seien weit überschritten gewesen. Die Tester? "TÜV Süd und TÜV Hessen."

Diese Filter müssten sofort vom Markt verschwinden, stellt die DUH klar. Das gelte auch für die mit den GAT-Filtern baugleichen Systeme, die zum Beispiel von Tenneco Automotive Deutschland und Walker Abgassysteme vertrieben werden. Zudem fordert der Verband eine Rückrufaktion für alle "eingebauten Betrugssysteme".

In der Kritik steht nicht nur deren Filterleistung. "Die Filter verstopfen, es entsteht hoher Abgasgegendruck das ist gefährlich für den Motor und der Verbrauch steigt", erklärt Resch. Um den Abgasgegendruck zu verringern habe GAT die Porendurchmesser von Nachrüstfiltern vergrößert. Effekt: "Noch weniger Filterleistung."

GAT selbst spricht von "Gerüchten und Halbwahrheiten". Tatsache ist, dass die Gladbecker Firma den Verkauf von fünf Partikelminderungssystemen gestoppt hat. Die jeweilige Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE) haben Abgastechniker an das KBA zurückgegeben. Das jedoch nicht wegen der schlechten Testergebnisse: Die ABE seien nur mit einem "Formfehler behaftet" gewesen, erklärt GAT auf seiner Website. Nach einer kurzfristigen Überarbeitung werde man die ABE erneut beantragen, heißt es. Und für GAT-Geschäftsführer Christoph Amft handelt es sich um einen "üblichen Verwaltungsvorgang".

Resch erklärt den Vorgang anders. "Das KBA hat da Druck gemacht", sagt er. Den Beamten wirft er massive Versäumnisse vor. "Die sagen, sie hätten erst kürzlich von mangelhaften Filtern erfahren. Dabei ist das Problem dem Bundesumweltministerium schon seit Oktober 2006 bekannt", schimpft der DUH-Chef.

Für die Behörden liegt der Fall noch längst nicht auf der Hand. Das KBA hat jetzt einen erneuten Test der GAT-Filter beim TÜV Nord veranlasst. Auch andere Systeme sollen dabei auf den Prüfstand kommen. Die Ergebnisse sollen nächste Woche vorliegen.

Bestätigt sich, was die anderen TÜV herausgefunden haben, stehen laut DUH 60.000 Autofahrer darunter auch viele Bulli-Lenker vor Frage, ob sie mit ihren Rußfiltern in die Umweltzonen fahren dürfen, die Städte ab 2008 ausweisen. Und: Was aus den 330 Euro Steuerbonus wird, mit denen der Staat Dieselstinkern die Nachrüstung sauberer Abgastechnik schmackhaft zu machen sucht.

Was den Billig-Anbietern nicht schmecken dürfte: Die DUH verlangt von der Bundesregierung, "umgehend unabhängige Funktionsüberprüfungen aller angebotenen Systeme und regelmäßige Wirksamkeitskontrollen im Rahmen der Abgasuntersuchung anzuordnen". Nur so könne die Flut der "Betrugssysteme" eingedämmt werden, betont Resch und verweist auf den Marktanteil von GAT: "Im freien Handel rund 50 Prozent."

Das sind die Allgemeinen Betriebserlaubnisse des Herstellers GAT, die beim Kraftfahrt-Bundesamt gelöscht wurden (Quelle: DUH)

ABE Nr. 17070: Mercedes C/E 200/220 CDI, C/E 270 DI S/E 320 CDI

ABE Nr. 17114: Opel Astra/Corsa/Frontera/Meriva/Omega/Signum Vectra/Zafira

ABE Nr. 17117: BMW 325d/330D/525D/530D u.a. / Mini / Opel Omega-B 2.5 ltr. / Toyota Yaris

ABE Nr. 17118: Audi A2/A3/A4/A6/A8 Ford Galaxy, Seat/Skoda div. VW Polo / Golf IV / T4 / T5/ Lupo / Beetle /Sharan /Vento/ Passat (nur 2.5 ltr.) / LT u.a.

ABE Nr. 17148: Fahrzeugtypen nicht bekannt

(mfi)

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