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Berufsgenossenschaft

BG-Beiträge: Gefahrtarif gefährlich hoch?

Warum zahlt ein Kälteanlagenbauer in München wesentlich niedrigere Beiträge an seine Berufsgenossenschaft als ein Kollege in Hannover? Das würde der Handwerksunternehmer Reiner Bertuleit wirklich gerne wissen – er führt nämlich in beiden Städten Betriebe.

Bertuleit ist Chef verschiedener Handwerksunternehmen an verschiedenen Standorten in Deutschland. Seit er die Abrechnungen der jeweiligen Berufsgenossenschaften im Süden, Westen und Norden der Republik miteinander verglichen hat, schwebt ein großes Fragezeichen über seinem Kopf.

In München ist der Kälteanlagenbauer Mitglied der "BG Energie, Textil, Elektro, Medienerzeugnisse". Dort entrichtet er lediglich 1,02 Prozent der Lohn- und Gehaltssummen. Bei einer vergleichbaren Betriebsstruktur zahlt er für seinen Betrieb in Düsseldorf 1,84 Prozent und für den in Hannover sogar 3,18 Prozent an die Berufsgenossenschaft Holz und Metall. "Wie kann das sein?", fragt Bertuleit.

Die Frage des Handwerksmeisters haben wir an die Hauptabteilungsleiterin Beitrag der Berufsgenossenschaft Holz und Metall weitergegeben. Brigitte Fordey sagt: "Die Struktur der Betriebe kann bei unterschiedlichen Berufsgenossenschaften völlig verschieden sein. Diese unterschiedlichen Solidargemeinschaften haben unterschiedliche Lohnsummen, unterschiedliche Entschädigungsleistungen. Jede BG fasst die unterschiedlichen Betriebsstrukturen in einem Gefahrtarif zusammen." Das vollständige Interview mit Fordey lesen Sie hier.

WIe Bertuleit das Problem lösen möchte, lesen Sie auf Seite 2.

Höhere Beiträge trotz BG-Fusion


Bertuleit hatte erwartet, dass seine BG-Beiträge in diesem Jahr sinken würden. Nach den diversen Fusionen der Berufsgenossenschaften im vergangenen Jahr hätte das seiner Meinung nach eine logische Folge sein müssen. Aber: Die Beiträge, die er an die Berufsgenossenschaft Holz und Metall in Hannover zahlen muss, sind für ihn sogar gestiegen.

Dazu sagt Brigitte Fordey: "Kälteanlagenbauer werden bei der BGHM in der gleichen Tarifstelle wie das restliche SHK-Handwerk erfasst. Die Betriebe dieses Gewerkes beobachten wir seit Jahren, seit 1996 steigt die Gefahrklasse, weil sie viele Unfälle verursachen." Für alle anderen Betriebe der früheren NMBG (Norddeutsche Metall-Berufsgenossenschaft) habe die Fusion dazu geführt, dass sie weniger bezahlen.

Bertuleit ist mit dieser Argumentation nicht einverstanden. Augenzwinkernd hält er entgegen: "Dann müsste das ja bundesweit teurer werden. Mir kann doch keiner erzählen, dass sich Kälteanlagenbauer nur in Niedersachsen verstümmeln."

Und wenn die Unterschiede der Gefahrtarife bundesweit "nur" um 30 Prozent variieren würden, hätte er "längst einen Haken hinter das Thema gesetzt". Aber der dreifache Wert? Bertuleit: "Das würde alles sofort aufhören, wenn eine Flexibilität hinein käme. Ich kann die Krankenkasse frei wählen. Ich kann die Versicherung frei wählen. Aber die Berufsgenossenschaft nicht. Und letztlich ist die BG nichts anderes als eine Versicherung."

Das vollständige Interview mit Brigitte Fordey lesen Sie hier.

(sfk)

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